Zur Verhüttung brauchte man früher Holzkohle. Ganze Wälder wurden abgeholzt.

Die Menschen im Märkischen Kreis in der kleinen Stadt Altena sind auf Draht. Und das schon seit der Steinzeit. Ja, man kann sagen, Altena ist das Draht-Valley der Welt. Nirgends gibt es so viele Unternehmen, die Draht herstellen, weiterverarbeiten oder Produkte daraus bearbeiten und erzeugen. Dieser unscheinbar wirkende Werkstoff hat eine absolute Schlüsselposition für den technischen Fortschritt. Ohne ihn gäbe es kein Handy, PC, TV, mobile Fortbewegung, elektr. Geräte, ja einfach nichts. Wir wären mit Holzkeulen in der Steinzeit. Nein, auch nicht im Mittelalter. Geschirre, Kettenhemden und vieles mehr besteht auch aus Draht. Deshalb ist es eigentlich Pflicht, sich einmal das Deutsche Drahtmuseum anzusehen. Es ist nur 300 Meter von der Burg Altena entfernt. Der Eintritt von 5,-- € ist die Sache wert. Er gilt auch für den Besuch der Burg.

Ohne Draht kein Fortschritt

Beginn der Industrialisation (Bild: eigen)

Erste und älteste Jugendherberge der Welt auf der Burg Altena in einem Keller.

Erste und älteste Jugendherberge der Welt befindet sich im märkischen Altena. Dort auf der Burg in einem Keller richtetet der Lehrer Richard Schirrmann 1909 die erste günstige Übernachtungsmöglichkeit für jugendliche Wandervögel ein. Waren vorher meist nur Handwerksburschen auf der Walz, der Wanderschaft, nahm diese Bewegung Anfang des 19. Jahrhunderts größere Ausmaße an. Davor wurde bei Bauern in deren Scheune übernachtet. Aber denen wurde der Ansturm einfach zu viel. So realisierte der Pauker in seiner Schule eine Alternative, 1912 wurde dieses Provisorium durch eine einfache JHB auf der nahen Burg ersetzt. Die Jungen und Mädel mussten allerdings Mitglied im Deutschen Jugendherbergswerk sein. Ohne Ausweiß gab es keine Unterkunft. Und es gab strenge Regeln. "Rauchen verboten" ist keine Erfindung heutiger Politiker. Geselligkeit, Körperertüchtigung und gesunde Nahrung standen bereits damals im Mittelpunkt. Geduscht wurde kalt, zur Abhärtung. Ja, es wurde sogar vegetarisch gekocht. Der Gedanke nahm Fahrt auf, Verbände wurden gegründet. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Militäreinrichtung übernommen. Nicht mehr benötigte Betten und Spinde bekamen eine neue Aufgabe. Einfache, günstige Nachtquartiere anzubieten, diese Idee überschritt bald die nationalen Grenzen. Heute gibt es in 90 Ländern an die 4000 "Youth Hostels".     Ideelle Zielsetzung ist seit fast einem Jahrhundert neben der Förderung des Jugendreisens unverändert das gemeinsame Eintreten für Frieden und Völkerverständigung durch den interkulturellen Austausch junger Menschen.

Rustikal, aber klasse

Erstes Haus am Platze, da einzigstes (Bild: eigen)

Absolutes Muss für Mittelalterfreunde, Wandervögel, Kulturbegeisterte und sonstiges Gesocks

Malerische Hochburg über der Lenne. Ein mächtiger Wehrbau der Grafen zu Altena-Mark. Erbaut etwa 1150, kam sie ab 1600 zu Brandenburg-Preußen. Aus dieser Zeit stammt auch der Spruch: "Über die Wupper gehen". Junge Männer gingen damals lieber über die Wupper (den Fluss), weg aus Preußen und dem Militärdienst. Zu dieser Epoche der fast sichere Tod. Wurden sie zurückgeschickt, gingen sie über die Wupper, diesmal im übertragenem Sinne. Die Burg zerfiel zur Ruine, und wurde Anfang 1900 durch bürgerliches Engagement wieder aufgebaut. Seit dem Jahr 2000 entstand ein neues Konzept für ein modernes Museum. Zeitgeschichte und Entwicklung der Region, des Märkischen Kreises, wird eindrucksvoll dokumentiert. Sonderausstellungen bereichern den geistigen Speiseplan. Musik-Events und Mittelaltermärkte vervollkommnen dieses gelungene Angebot an den Wissbegierigen. Eine absolute Bereicherung in jeder Hinsicht. Alte Bautechnik, Kultur- und Haushaltsgegenstände lassen uns die Vergangenheit lebendig werden. Ein Leben auf der Burg war ja kein Honigschlecken. Es war Alltag für die damaligen Menschen. Wasser, Nahrung, Heizung, Beleuchtung, Kleidung, Kirchgang und Freizeit musste organisiert und geregelt werden.

Eine der schönsten gut restaurierten Burgen Deutschlands und ein Erlebnis. Dicker Daumen hoch von Merlin!        

Sonderausstellung Puppenstuben
Bis ins letzte Detail einfach nur klasse

Bis ins letzte Detail einfach nur klasse (Bild: eigen)

Webstuhl, Handwerk auf der Burg (Bild: eigen)

Gebrauchsmöbel (Bild: eigen)

Kanonen (Bild: eigen)

In zünftiger Tracht serviert der Koch Sauen-Pfeffer

Also es gibt wirklich viel zu sehen. Und es ist ein schönes Ausflugsziel. Unterhalb an der Lenne gibt es einen großen Parkplatz. Ein Shuttel-Bus des Fremdenverkehrsvereins bringt Gäste und Besucher für einen Euro rauf zur Burg. Gastronomie und das Panorama sprechen schon für sich. Ich kann so einen Besuch nur empfehlen. Nur, es gibt soviel zu sehen, dass man wirklich Zeit mitbringen muss. Allein in der Burg sind über 30 Stationen zu erkunden.  

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