Gleich mal vorweg -

Rabenvater, Rabenmutter - Warum spricht man von Rabeneltern?

werden ganz zu Unrecht als miese Eltern bezeichnet. Geht es nach den Biologen, dann ist der Titel Rabenmutter eine Auszeichnung.

Woher stammt also der üble Ruf der Raben? Wahrscheinlich ist die Bibel Schuld. Im Buch Hiob heißt es: "Wer bereitet den Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, weil sie nicht zu essen haben?" Vermutlich gehe diese Bibelstelle auf junge Raben zurück, die aus dem Nest gefallen sind, meinen Historiker.

Hätten die Bibelschreiber etwas mehr vom Tiere beobachten verstanden und geduldig gewartet, hätten sie sicher Mama oder Papa Rabe gesehen, der fürsorglich sein krächzendes Rabenküken versorgt.

Wer sind nun die besten Mütter oder Väter im Tierreich?

Natürlich kann man keine menschlichen Maßstäbe ansetzen. Aber manches an Leistung ringt uns Menschen einfach Hochachtung ab:

  • 427 l Milch täglich muss eine Blauwalmutter produzieren. Fünfzig Mal Stillen am Tag. Na, danke.
  • Schwertwale und große Tümmler schlafen den ersten Monat gar nicht, um die Jungen zu beschützen. Und wir Menschenmütter jammern wegen ein paar schlaflosen Nächten?
  • Bei Laufvögeln wie Emus und Kiwis übernehmen die Männchen dankenswerterweise das lästige Brüten. Auch Pinguine gehören zu den Papa-Brütmeistern.
  • Krallenaffenmännchen spielen sogar Geburtshelfer und betreuen die Jungen dann fürsorglich in den ersten Wochen.
  • Haben Sie geahnt, was für eine Supermutter Mama Ohrwurm ist? Dass ausgerechnet ein wirbelloses Tier so eine tolle Mutter sein kann, beweist sie. Das Ohrwurm-Weibchen hegt und pflegt die Eier nach der Eiablage. Fegt im Winter Schimmel weg und füttert die frisch geschlüpften Jungen im zeitigen Frühjahr. Na, wer hätte das gedacht!
  • Aber toppen tut alles ein Mann: Herr Seepferd!

Seepferdchen (Bild: 3527861 / Pixabay)

Superdad Seepferdchen

Jajaa die Frauen werden gleich aufbegehren: Kaum kümmert sich mal ein Männchen um seine Brut, wird viel Geschrei darum gemacht. Stimmt auch. Trotzdem; dieses Männermodell ist so einzigartig, dass man darüber unbedingt reden muss.

  • Fast alles in Bezug auf den Nachwuchs macht Herr Seepferd alleine. Sogar das Austragen der Brut besorgt betreffender Tiervater, Herr Seepferd (Hippocampus hippocampus), selber.
  • Zur Paarungszeit balzen sie lange umeinander, Seehengst und Seestute oder wie auch immer man Männchen und Weibchen unter Seepferdchen so nennt. Ein Kuss eröffnet die Paarung.
  • Jetzt kommt der einzigartige Akt: Das Weibchen steigt zur Oberfläche auf, es fährt eine penisartige Röhre aus und injiziert die Eier in eine Bauchtasche des Männchens, er fügt seine Spermien dazu.
  • Zwei bis drei Wochen ist Seepferd-Mann nun schwanger, bekommt einen richtigen dicken Bauch. Die winzigen Larven schlüpfen und verbleiben in der Bruttasche.
  • Unter Wehen stößt er schließlich den Nachwuchs aus.
  • Dass dieser einzigartige Tiervater auch noch dazu monogam ist, setzt dem Ganzen die Krone auf.

Moment - wo bleibe ich? Ruft da der Zwerghamster.

Beim Kampf um das Stockerl für den besten Tier-Papa der Welt wird es doch noch eng. Denn ein weiterer kleiner Kerl, der Campbell-Zwerghamster Phodopus campbelli, macht dem Seepferdchen den obersten Platz nicht bereitwillig frei.

  • Sobald sich Nachwuchs ankündigt, baut Herr Zwerghamster ein Nest. Bei der Geburt zieht er die Neugeborenen eigenhändig aus dem Geburtskanal. Er ist ein besserer Geburtshelfer, als die Kröte gleichen Namens. Ist Mama auswärtig, auch mal Essen hamstern, dann spielt er Babysitter. Der Campbell-Zwerghamster ist ein echter Papa mit Vorbild-Funktion.
  • Dass er auch noch ein niedlich anzusehendes Kerlchen ist, soll nicht als Nachteil gelten.

Supermam Krabbenspinne

Damit die Frauen zufrieden sind, das treusorgendste Tier, was die Kinderlein betrifft, ist natürlich doch wieder eine Frau.

  • Das aufopferndste Tierweibchen ist eine Krabbenspinne namens Diaea ergandros. Sie ist wirklich bereit ihr Leben für die Nachkommen herzugeben. Nicht nur, dass sie die Jungen herumträgt, die Jungen beginnen ihr bald das Blut auszusaugen. So lange, bis Mama Spinne ex geht. Also da geht die Mutterliebe in meinen Augen wohl etwas zu weit. 

Krabbenspinne (Bild: Fotoworkshop4You / Pixabay)

Mama und Jungtier im Huckepack

Andere Mütter, andere Sitten. Diese hier brauchen keine Tragesäcke, Tragesitze, Tragetücher und Trageschlingen oder Kinderwägen. Tiermütter schleppen die Jungen trotzdem mit sich. Die einen haben ihren Tragesack von Natur aus immer dabei (Beuteltiere) und befördern ihr Baby am Bauch, die anderen haben sprichwörtlich den Buckel voll. Beim Opossum sogar im wahrsten Sinn des Wortes.

 

  • Sämtliche Beuteltier-Mütter sorgen tragenderweise für ihre Jungen.
  • Ameisenbären und Koalas tragen ihre Jungtiere auf dem Rücken.
  • Seeotter-Mütter wiederum bieten am Rücken schwimmend ihren Bauch als bequemes Lager für die lieben Kleinen.
  • Und wer jemals das Bild von einer Oppossum-Mama sah, mit bis zu zehn Babys am Buckel, der weiß, was "Sich Abschleppen" wirklich bedeutet. 
  • Affenbabys hängen der Mama meistens am Bauch, ebenso die kleinen Faultiere.
  • Aber auch Skorpione benötigen kein Nest, denn die Mama trägt die Kleinen mit sich.
  • Spinnen befördern ihren Nachwuchs häufig auf dem Rücken.
  • Wolfsspinnen haben dafür sogar einen eigenen Kokon gebastelt.
  • Flughundmütter nehmen ihr Kind sogar auf Futterflügen mit.
  • Schwäne spielen Boot für ihre flauschigen Küken.
  • Die Wabenkröte befördert ihren gesamten Nachwuchs – von der Kaulquappe bis zur jungen Kröte – in Vertiefungen auf ihrem Rücken.

Die miesesten Mütter oder Väter im Tierreich

Auch hier darf man nicht mit menschlichen Maßstäben messen. Das einzige, was gilt, ist die erfolgreiche Aufzucht des Nachwuchses und das rechtfertigt "biologisch gesehen" fast alle Mittel.

  • Mütter, die ein Junges bevorzugen, gibt es nicht nur bei den Menschen. Kehlstreifpinguine füttern nur die Jungen, die ihnen schnell genug nachlaufen können.
  • Iberiahirschkühe geben ihren männlichen Nachkommen die bessere Milch.
  • Sind Zebrafinkenweibchen Alleinerzieherinnen bevorzugen sie ebenfalls ihre Söhne.
  • Kommen Spatzenweibchen ihrem Partner auf die Schliche, dass er fremdgeht, so töten sie das Gelege der Rivalin.
  • Männliche Raubtiere töten öfter den Nachwuchs von Weibchen, mit denen sie sich vorher nicht gepaart hatten (Sexuell selektierter Infantizid). Deshalb paaren sich Braunbärinnen mit möglichst vielen Partnern, um ihre Kinder vorsorglich zu schützen.
  • In heißen Regionen verlassen Affenväter häufiger ihre Partnerin, sobald die Jungen geboren sind. In kälteren Regionen kümmern sie sich braver um den Nachwuchs.
  • Schlussfolgerung für uns Menschen? Das überlasse ich Ihnen selber.

Banggai Cardinal Fish - Pterapogon kauderni (Bild: prilfish / Flickr)

Der mieseste Vater

Der absolut mieseste Vater unter den Tieren ist allerdings der Kardinalfisch. Er sollte eigentlich seine Brut im Maul ausbrüten. Dumm gelaufen, wenn er während des Brutgeschäfts eine andere Fischdame ausmacht. Um besser Balzen zu können, schluckt er kurz und bündig seine aktuellen Nachkommen einfach runter. Ohne Anhang wirbt es sich besser. Kommt das bekannt vor?

Einen näheren Blick auf all diese Familienmodelle gibt es in den folgenden Artikeln:

Diese Zusammenstellungen sind frei ohne Anspruch auf Vollständigkeit verfasst worden. Wer noch weitere interessante oder abwegige Formen der Fürsorge um die Nachkommen kennt, darf dies gerne im Kommentarfeld ergänzen.

Quellen

  • Polarwelt, Wade; Oetinger, 2009 Hamburg
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg
  • Tiere in ihrem Lebensraum, Dröscher; Ravensburger, 1988 Berlin
  • Catwatching, Morris; Bechtermünz, 2005 Augsburg
  • Der Eisbär, Uspenski; Die Neue Brehm Bücherei, 2004 Rostock
  • Säugetiere, International Knowlwdge; Contmedia, 2008 Burg
  • Tiere, Dorling Kindersley, 2006 Starnberg
  • Der große Mosaik Naturführer, Steinbach; Mosaik, 2000 München
  • Warum Pandas Handstand machen, Brown; Ullstein, 2009 Berlin
  • Vögel, Bechtermünz Verlag, 1999 Augsburg
Adele_Sansone, am 22.10.2014
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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