Haemodoraceae - eine bei uns kaum bekannte Pflanzenfamilie

Wer bei dem Wort sofort an Hämoglobin und Blut denkt, liegt nicht so falsch. Die Bezeichnung für diese Pflanzenfamilie aus Australien lehnt sich nämlich an den blutroten Saft, das rote Pigment an, das typisch für alle seine Arten ist. gr. haimatos=Blut, blutrot

Als Haemodoraceae wird eine Familie von einkeimblättrigen Pflanzen bezeichnet, deren 17 Gattungen mit ca. 100 Arten in Australasien (ohne Neuseeland), Südafrika und den Tropen und Subtropen Amerikas verbreitet sind. Sie haben teils Knollen, teils Rhizome, lineale, grundständige Blätter und ihre Röhrenblüten sind oft dicht behaart. Die Frucht ist eine Kapsel. Nur wenige Arten, wie die Kängurublume (Anigozanthos), werden als Zierpflanzen gezogen. 

 

Gib Pfötchen!
Kängurupfötchen

Kängurupfötchen (Bild: a.sansone)

Anigozanthos, die Kängurublume oder Kängurupfote

Das Kängurupfötchen, Anigozanthos, hat gr. anthos=Blüte im Namen, nur wo der Wortteil Anigoz hergeleitet wird, ist nicht eindeutig geklärt.

gr anisos = ungleich? Oder möglicherweise eine Bezeichnung der Aborigines (Ureinwohner Australiens), die man zu übersetzen oder zu erklären vergaß?

Erstmals beschrieben wurde sie von dem französischen Forscher Labillardière (Jacques Julien Houtou de Labillardiére 1755-1834); botanisches Namenskürzel Labill.

Neben Kängurublume oder Kängurupfote/pfötchen, wird sie auch noch unter Spaltlilie geführt. 

Die Blütenhüllblätter sind zu einer Röhre verwachsen (Röhrenblüte), die Krone ist vier oder sechsfach geschlitzt, was ihr ein klauenhaftes Aussehen gibt. Die sechs Staubblätter geben ihr einen hübschen zusätzlichen Farbtupfer.

Kängurupfötchen (Bild: a.sansone)

Kängurupfote, Honigvögel und mehr

Vom Wuchs her ragen die auf zierlichen Stängeln schaukelnden Perigon-Blüten aus einem dichten Blatthorst hoch, die an Lilienblätter erinnern. Wirklich einzigartig ist die Blütenform, die an eine kleine behaarte Tierpfote erinnert.

Wieso heißt die Pflanze Kängurupfötchen?

Das ist leicht zu beantworten, denn die Blüte ist außen dicht behaart und sieht wirklich nach Tierpfote aus, öffnet sich die Blüte treten die Klauen hervor. Nachdem wir uns im Lande der Kängurus befinden, war die Namensgebung naheliegend. Abb: Da hinein muss der Schnabel!

Er hat das passende Schnabelwerkzeug, der Honigfresser.

Wer bestäubt diese Pflanzen?

Wer es noch nicht gewusst hat, nach den Insekten sind Vögel die wichtigsten Bestäuber für viele Blütenpflanzen. Um sie anzulocken haben sich die Pflanzen so einiges einfallen lassen. Wohlriechend ist uninteressant; Vögel haben einen schlechten Geruchssinn, dafür aber gute Augen.

Besonders Honigvögel fliegen auf das Pfötchen. Die niederen Pflanzen werden hüpfend geentert, die höheren haben kräftigere Stängel, um eben auch den Vogel auszuhalten. Dabei klammert sich der Honigvogel etwa am Stängel fest und führt seinen langen gebogenen Schnabel von unten in die Röhrenblüte ein. Dabei werden Brust oder Stirn des Vogels mit Pollen eingepudert, während er den Nektar leckt. Eine win-win Situation für beide.

Im australischen Sommer, während der Trockenzeit, ziehen die Pflanzen ein und treiben nach dem Beginn des Winterregens wieder aus.

Honigfresser (Bild: sandid / Pixabay)

Kängurupfötchen bei uns? Eine hübsche Farbskala bietet sich an

Die auf hohen Stängeln schaukelnden zygomorphen Blüten sind je nach Art grün, goldgelb, orangerot, dunkelrot oder gar zweifarbig. Der Kontrast der recht farbkräftigen Blüten zum äußeren Pelzchen oder den andersfarbigen Stängeln ist sehr hübsch.

  • Anigozanthos flavidus ist robust, die Stängel über dem Blatthorst werden bis 1,2m hoch.
  • Anigozanthos humilis ist ebenfalls horstbildend, aber von niederem Wuchs.
  • Anigozanthos manglesii zeichnet sich durch sein blaugrünes Blattwerk aus.
  • Die Blüten sind tiefgrün, dafür sind die Stängel rot gefärbt.
  • Ein schöner Kontrast.
  • Anigozanthos "Pink Joey" ist eine niedere Züchtung
  • Anigozanthos "Regal Claw" ist als Zwergpflanze gezüchtet und wunderbar für Töpfe geeignet.
  • Anigozanthos "Red Cross"gilt sogar als winterhart.
Anigozanthos-Auswahl

Anigozanthos-Auswahl (Bild: Abb. aus Botanica)

Wer einen geeigneten Winterplatz im Haus von 10-15° besitzt, der kann sich getrost an diese Pflanze heranwagen. Sandiger, leicht saurer Boden, einen sonnigen Platz im Sommer, reichlich wässern nicht vergessen, dann kann das Kängurupfötchen auch Ihnen das Händchen schütteln.

Wer das nicht wagt, sucht sich den nächsten Botanischen Garten; dort ist sicher ein

Kängurupfötchen zu finden.

Quellen

.. neben der eigenen gärtnerischen Erfahrung Recherche u.a. in

  • Das geheime Leben der Pflanzen, Attenborough; Scherz Verlag, 1995 Bern
  • Botanica, Könemann; Verlagsgesellschaft mbH, 2000 Köln

Ethnobotaniker und das Kängurupfötchen

Immer auf der Suche nach neuen Wirkstoffen haben Ethnobotaniker nun das Kängurupfötchen entdeckt.

Im Scherz gesagt:"Was so wunderbar samtene Pfötchen macht, kann nur gut für die Haut sein!"

Schlussendlich ist wirklich ein neuer Wirkstoff dabei gefunden worden, der nun in der neuen Pflegelinie "Extra Firming" von Clarins in einer Nachtcreme uns samtweiche, nie alternde Haut bescheren soll.

"Australian kangaroo flower extract, with strong regenerating capacity, along with organic mitracarpus, visibly improve skin's elasticity and firmness." Quelle Clarins.

 

 

Adele_Sansone, am 10.02.2016
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/kennen-sie-die-atla (Kennt ihr die Atlasblume, die Sommerazalee?)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Island - Was blüht auf dieser Insel?)

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