Rentier, Ren oder Karibu (Rangifer tarandus)

Englisch: Caribou, Reindeer; Das Rentier ist eine eigene Gattung innerhalb der Familie der Hirsche. Hirsche sind Wiederkäuer, Paarhufer und Pflanzen fressende Huftiere. Die Familie der Hirsche (Cervidae) ist eine der am meisten verbreiteten Familien unter den Säugetieren. "Die Cerviden sind ein beliebter Tummelplatz für Taxonomen"...heißt es seit biogenetisch neuen Erkenntnissen. Deshalb breite ich mich hier nicht weiter aus; denn was heute zu A zählte, ist morgen vielleicht bereits wieder überworfen. Nur so viel:

  • Unterfamilie: Trughirsche (Capreolinae)
  • Gattung. Ren Rangifer

Die ursprüngliche Heimat war vermutlich Asien. Von da aus breitete sie sich jedoch fast auf der ganzen Welt aus, nur in Zentralafrika, Südafrika und in der Antarktis nicht. 

Es gibt das:

  • Queen-Charlotte-Karibu (Rangifer tarandus dawsoni)
  • Nowaja-Semlja-Ren (Rangifer tarandus pearsoni)
  • Ellesmere-Ren, Peary-Karibu (Rangifer tarandus pearyi)
  • In Finnland wurde das Waldrentier (Rangifer tarandus fennicus) um 1900 ausgerottet. Durch die Wiedereinbürgerung gezüchteter Tiere und Einwanderung aus Karelien gibt es jetzt wieder zwei Bestände mit zusammen mehr als 2.000 Tieren.

Sie alle leben in kälteren Gefilden, so im nördlichen Nordamerika, in Grönland, in Nordeuropa und Ostasien. In Nordamerika nennt man die Rentiere Karibus. Je nach Herkunftsgebiet haben die Rentiere unterschiedlich gefärbtes Fell, von braun mit dunklen Beinen in Nordamerika zu grau in Europa und Asien. Ihre Fellfarbe hat sich den jeweiligen natürlichen Gegebenheiten angepasst.

Als Tiere der Steppen und Tundren ernähren sie sich vor allem von Blättern und Trieben von Sträuchern, Heidekrautgewächsen. Moose, Pilze und Flechten wachsen auch noch unter Eis und Schneedecke. Deshalb finden sie auch in der kalten Jahreszeit noch Futter und müssen nicht in einen Winterschlaf zum Überleben flüchten.

Die Feinde des Rentiers sind Füchse, Wölfe, Luchse, Eisbären und Vielfraße.

 

 

Rentiere im Winter

Wij hebben ongelofelijke haast ...... (Bild: Martha de Jong-Lantink / Flickr)

Rentiere sind seit der Eiszeit dem Menschen bekannt

Eine Ritzzeichnung auf einem Lochstab aus Rentiergeweih, das aus der Jungsteinzeit (15.000 Jahre alt) stammt, den Fund machte der Thaynger Realschullehrer Konrad Merk 1875 in der Höhle Kesslerloch (Kanton Schaffhausen), zeugt heute noch davon. Der Lochstab ist unter dem Begriff "Suchendes Rentier/Weidendes Rentier" im Museum Rosgarten in Konstanz ausgestellt.

Wie sieht ein Rentier aus? Fakten

  • Das Rentier erreicht eine Länge von 120 bis 220 cm, eine Höhe von 87 bis 140 cm, und ein Gewicht von 60 bis 340 kg.
  • Es hat eine Lebenserwartung von 8 bis 10 Jahren. In Gefangenschaft können Rentiere sogar bis zu 20 Jahren alt werden.
  • Das Fell ist dicht und hat eine lockige Unterwolle. Vorne am Hals befindet sich eine Mähne. Die Färbung reicht von dunkel-graubraun über hellbraun, bis fast ganz weiß. Der Pelz besteht aus hohlen Haaren. Diese Haare sind mit luftgefüllten Markzellen gefüllt und können deshalb besser isolieren. So können sie Temperaturen bis -40°C aushalten, ohne den Stoffwechsel beschleunigen zu müssen. Das Sommerfell dagegen ist kurz und dunkel.
  • Die Klauen der Rentiere lassen sich weit spreizen, damit sie im Schnee nicht zu tief einsinken. Außerdem können sie, wie viele andere polare Tiere, die Temperatur in ihren Beinen absenken, so dass sie nicht anfrieren.

Eine Besonderheit - Geweih haben Herr und Frau Rentier!

Als einzige Hirschart tragen beim Ren beide Geschlechter ein Geweih, wobei aber das Geweih der Kühe deutlich kleiner ist, bei manchen Tieren sogar ganz fehlt.

  • Das Geweih der Männchen wird nach der Brunft abgeworfen und im April fängt das neue wieder an zu wachsen.
  • Die Kühe werfen ihr Geweih dagegen erst im April bis Mai ab.

Und wo bleibt die rote Nase?

Rentier und Karibu, wo leben sie?

Das Ren oder Rentier ist das europäische Gegenstück zum amerikanischen Karibu. Die Heimat sind eigentliche alle Länder, die sich rund um den Nordpol befinden; Nordamerika, Grönland, Nordeuropa und Asien. Wie das Karibu, die amerikanische Unterart, streifen die wilden Rentiere in riesigen Herden am Polarkreis. Im Winter wandern sie nach Süden, um sich vorwiegend von Flechten, Moosen und Zweigen zu ernähren. Von ihren Winterweideplätzen wechseln sie im Frühling in den Norden zurück, wo sie dann von den jungen Blättern und Sträuchern zehren.

Als Lebensraum dienen hauptsächlich die Tundren. Dort leben allerdings überwiegend die kleineren Unterarten, die Tundrenrentiere Rangifer tarandus tarandus. Die größeren, die Waldrentiere Rangifer tarandus fennicus, findet man zeitweilig auch in Wäldern. Die größten Tiere leben in den kühlen Bergwäldern im nordwestlichen Britisch-Kolumbien in Kanada.

Santa Claus und sein Rentier stehen Modell

Christmas Boycott (Bild: h.koppdelaney / Flickr)

Von Rentierherden und ihrem Leben.

Rentiere sind Herdentiere. Sie leben in kleineren Herden von etwa 20 bis maximal 100 Tieren, wobei es sich dann meistens um reine Kuh-Herden und Hirsch-Herden (noch nicht geschlechtsreife Hirsche) handelt.

  • Zu den Wanderungen finden sich die kleinen Gruppen zu riesigen Herden von mehreren Tausend Tieren zusammen. Diese Herden können Wanderungen von mehreren hundert Kilometern unternehmen.
  • Im Winter halten sie sich in den Waldzonen auf und im Sommer wandern sie in den Norden, in die Tundren.
  • Da Rentiere gute Schwimmer sind, passieren sie auf ihren Wanderungen durchaus auch Flüsse und kleine Meeresarme. Solche Wanderungen können eine Länge von bis zu 5.000 km betragen.
  • Brunftzeit ist zwischen September und Oktober.

  • Die Jungen werden zwischen Ende Mai und Juni inmitten der Herden geboren. Dazu sondern sich die trächtigen Kühe einige Stunden vor der Geburt ab. Binnen einer Stunde nach der Geburt kann das Kalb jedoch seiner Mutter bereits folgen. Die jungen Kälbchen, zwischen 5 und 12 kg, bleiben immer nahe der Mutter. Dadurch ist ein Weiterziehen im Schutz der Herde, die von einem Leittier angeführt wird, gewährleistet. Mit etwa einem Monat beginnen die Kälber auch Gräser zu fressen und mit etwa 6 Monaten werden sie dann entwöhnt, mit 2 Jahren werden sie geschlechtsreif.

     

Leidet auch das Rentier unter der Klimaerwärmung?

Ein Forscher-Team der Penn State-Universität stellte im Rahmen einer Langzeit-Studie in Grönland fest, dass Rentierpopulationen ebenso wie die Eisbären unter dem Schmelzen des arktischen Packeises leiden.

Die Vegetationsperiode beginnt um Wochen früher. Da aber die Rentiere weder Brunft noch Gebärzeiten vorverlegt haben, kommen die Jungen zu einem schlechten Zeitpunkt zur Welt. Die Nahrung ist bereits weniger wertvoll und der Aufzuchterfolg geringer.

Haben Sie sich das auch schon einmal gefragt? Also ich schon:

Wozu ist das Geweih bei allen Hirschen eigentlich gut?

  1. Zum Kämpfen; dabei versucht das Leittier angreifende Raubtiere umzustoßen oder aufzuspießen.
  2. Hauptsächlich aber wird es zu Rangordnungskämpfen eingesetzt.
  3. Das Geweih dient im Sommer aber auch zur Kühlung. Im Inneren des Geweihs strömt Blut, das von der Luft gekühlt wird, während es in den Körperkreislauf wieder zurück fließt. Wenn das Geweih abfällt und abgestoßen wird, schließen sich die Blutgefäße am Kopf.

Rentiere in unseren Zoos

Sie müssen nicht nach Schweden, Finnland, Norwegen oder gar Kanada reisen, um Rentiere zu sehen. Nicht einmal dem Polarkreis nahe müssen Sie mit Skiern oder Schlitten wandern. Mit ein wenig Suche finden Sie es wenige Kilometer entfernt in einem der benachbarten Zoos.

  • Finnisches Waldren (Rangifer tarandus fennicus): Berlin-Zoo, Bern, Magdeburg, Salzburg
  • Wald-Karibu (Rangifer tarandus caribou): Hannover
  • Hausren (Rangifer tarandus. f. domesticus) Basel, Berlin-Tierpark, Cottbus, Dortmund, Duisburg, Eberswalde, Gelsenkirchen, Hannover, Neumünster, Nürnberg, Osnabrück, Rostock, Salzburg, Wien, Wuppertal

Im Tiergarten Schönbrunn wurde vor einigen Jahren ein kleines weißfelliges Rentier geboren. Sein vom Finnischen beeinflusster Name lautet: "Lumi" = Schnee. Es ist ein Weibchen. In freier Wildbahn wäre es mit seiner weißen Farbe kaum überlebensfähig. Wie gut, dass es in einem Zoo auf die Welt kam.

Fotonachweis: Tiergarten Schönbrunn, Norbert Potensky

Normalerweise ist das Rentier dem Menschen gegenüber sehr scheu. Die Lappen und einige nordsibirische Stämme haben sie aber gezähmt. Die Lappen halten Rentierherden als Nutztiere, auch als Schlittentiere werden sie verwendet.

Im Norden Skandinaviens lebt das Nomadenvolk der Sami als Hirten der Rentierherden. Auch wenn sie heute mit Schneemobilen ihre Herden begleiten; sie leben noch fast wie früher. Ihr Überleben ist eng mit den Weiderechten der wilden Herden verknüpft. Mal sehen, ob es beide in 100 Jahren noch gibt.

Sicher hat sie deshalb der Weihnachtsmann als brave Schlittentiere für sich erwählt, siehe die Geschichte um Rudolph, The Rednosed Reindeer.

Abschließend noch eine kleine bildliche Aufklärung:

Auch wenn beide im hohen Norden zu Hause sind; ein Elch ist kein Rentier und umgekehrt.

Rentier

Rentier, Reindeer (Bild: leguan001 / Flickr)

Elch
Adele_Sansone, am 15.10.2015
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Rosen und die Frage: Dorn oder Stachel?)

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