Wie Wellensittiche sprechen lernen

In vielen Büchern und Ratgebern steht beschrieben, wie Wellensittiche sprechen lernen können. Manche Dinge sind jedoch nicht so leicht in der Praxis umzusetzen. Haustiere - zu eben diesen zählen nun einmal auch die Wellensittiche - haben ihren eigenen Kopf und jedes Tierchen hat seinen speziellen Charakter.

Was Tiere nicht wollen, nur weil es von ihnen verlangt wird, tun sie nicht. So wie wir Menschen mitunter auch nicht das tun, was uns vorgeben wird. Wer also glaubt einen Vogel permanent Vokabeln eintrichtern zu müssen, muss sich nicht wundern, wenn der Wellensittich auf stur schaltet und keinen Piep von sich gibt.

Fakt ist jedoch, dass Jungvögel schneller lernen, was ihnen beigebracht wird. Junge Wellensittiche können viel mehr Informationen aufnehmen, abspeichern und Worte wiedergeben als ältere Artgenossen. In manchen Fällen helfen auch keine "Leckerlis" wie beim Hund, um Erfolge zu erzielen. Vögel brauchen Geborgenheit, Aufmerksamkeit und Beschäftigung. Wenn Sie zudem noch viel Geduld aufbringen und sich täglich genügend Zeit nehmen, um Ihren Wellensittich das Sprechen beizubringen, kann aus Ihrem Vöglein ein munterer Quatschkopf werden.

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Wie sage ich es meinem Wellensittich?

Verständlich sollten die Worte durchaus sein, die der Wellensittich zu hören bekommt. Kurze Wörter mit vielen Vokalen - so geht es aus Ratgebern hervor - sind besser als komplizierte Wortkombinationen. Tägliche Sprechübungen sorgen dafür, dass Wellensittiche schnell sprechen lernen. Ständige Wortwiederholungen sind diesbezüglich unerlässlich. Es kann sich nur um Wochen, ja manchmal sogar um Monate handeln, bis der kleine Federfreund endlich einmal den Schnabel aufmacht, um ein paar nette Worte zu sagen. Nicht erschrecken, wenn er "Kraftausdrücke" von sich gibt. Wie es in den Wald hineinruft …

Wellensittichmännchen oder Wellensittichweibchen - wer spricht eher?

Viele Leute schaffen sich in der Regel zuerst einmal einen männlichen Wellensittich an. Warum nur? Weil es lange Zeit hieß, Männchen würden eher sprechen als weibliche Wellensittiche. Dies dachte ich viele Jahre auch. Ich kannte es nicht anders.

Unser "Bubi" war männlich und ein richtiger Quatschkopf. So wie er gequasselt hat, hat später keiner seiner Artgenossen geredet. Seine männlichen Nachfolger konnten lediglich ihren Namen und ein paar Wörter mehr von sich geben. Trotz intensiver Zuwendung, Beschäftigung und "Sprachtraining".

 

Bubi hingegen konnte ganze Sätze sprechen. Er konnte - außer viel Blödsinn von sich geben, den wir ihm beigebracht haben - sowohl seinen vollständigen Namen aufsagen als auch seine Adresse nennen. Diese Fähigkeit hat ihm sogar sein Vogelleben gerettet. Nachdem Bubi eines Tages unfreiwillig "ausgeflogen" war, wurde die kleine Quasselstrippe zwei Tage später wieder zurückgebracht. Aus dem Grund, weil er den Menschen, denen er zugeflogen war "erzählt" hat, wie er heißt und wo er wohnt.

Die Sittiche Susi und Hilde wollen nicht sprechen

Mit den beiden Wellensittichweibchen, die eines Tages (aufgrund eines Todesfalls) in meiner Obhut landeten, hatte ich schon so meine liebe Not. Susi war ziemlich schwierig, anspruchsvoll, egoistisch und streitsüchtig. Typisch Mädchen halt. Sie setzte ihren scharfen Schnabel gerne als Waffe ein, sobald man ihr zu Nahe kam. Susi war weiß gefiedert.

An der Farbe des Federkleides hat es garantiert nicht gelegen, dass sie nicht sprechen konnte oder wollte. Ebenso wenig wie das sanfte, blau gefiederte Wellensittichweibchen Hilde. Die Dominante war ganz klar Susi. Hilde musste sich viele Schnabelhiebe gefallen lassen. Getrennte Käfige brachten den Waffenstillstand. Sprechen lernen wollten die beiden Wellensittichweibchen dennoch nicht. Ich hatte damals allerdings wenig Zeit, um mich intensiv mit den Wellis zu beschäftigen und ihnen das Sprechen beizubringen.

Was ich zu jener Zeit - in meinen noch recht jungen Jahren - nicht bedacht hatte, war die Tatsache, dass die Piepmätze eventuell traumatisiert waren. Schließlich hatten sie ihre Bezugsperson verloren. Den Menschen, der ihnen vertraut war. Sie kamen in eine völlig neue Umgebung, zu fremden Leuten, und waren zunächst gemeinsam in einem viel zu kleinen Vogelkäfig untergebracht. Die alte Dame, bei denen die Vögel zuvor gelebt hatten, war den ganzen Tag daheim und hatte genügend Zeit, sich den beiden zu widmen. Ich war tagsüber arbeiten. Susi und Hilde waren allein. Das waren die Wellensittichweibchen nicht gewohnt.

Susi starb wenige Monate später. Sie war allerdings schon über 10 Jahre alt. Wellensittiche können bei guter Pflege übrigens auch in "Gefangenschaft" - und um nichts anderes, als Gefangenschaft handelt es sich bei der Wohnungshaltung von ansonsten frei lebenden Vögeln - bis zu 15 Jahre alt werden. Hilde, die wesentlich jüngere Vogeldame, blühte nach Susis Tod auf. Keine Ahnung, warum dem so war. Vielleicht, weil sie plötzlich mehr Aufmerksamkeit bekam, seit sie alleine war? Nur sprechen wollte das Wellensittichmädchen nach wie vor nicht.

 

Eines Tages, ich kam von der Arbeit, hörte ich schon im Treppenhaus mein Telefon läuten. Schnell schloss ich die Wohnungstür auf, warf meine Tasche achtlos in den Flur, während die Tür hinter mir krachend ins Schloss fiel. Zu spät. Das Telefon war bereits verstummt. Stattdessen vernahm ich eine knarzige Stimme: ""Schuster, hallo!" Die merkwürdige Stimme war mir nicht vertraut. Einen Anrufbeantworter hatte mein Telefon nicht. Außer mir war keiner da. Ein wenig unbehaglich war mir schon. Langsam, und so leise es ging, öffnete ich die Zimmertür.

Niemand war zu sehen. Nur Hilde in ihrem Vogelkäfig, die mit schräg gelegtem Kopf auf der Stange saß und mich erwartungsvoll ansah. Von wegen, Wellensittichweibchen können nicht sprechen! Hilde hat mich eines Besseren belehrt. Ich sollte alsbald live erleben, dass sie mehr konnte, als Telefonate führen.

Fazit:
Wellensittiche müssen nicht permanent "zugelabert" werden, damit sie das Sprechen lernen. Es reicht mitunter aus, dass sie dort sind, wo sich ihre Bezugspersonen insbesondere aufhalten, um miteinander zu kommunizieren. Schauen Sie in Anwesenheit der Sittiche nicht zu viele Krimis, sonst könnte es sein, dass sie eines Tages mit einem: "Hände hoch, oder ich schieße!" empfangen werden.

Kleiner Hinweis zum Schluss

Stellen Sie den Vogelkäfig niemals ins Schlafzimmer. Es könnte durchaus sein, dass der sonst nicht so gesprächige Wellensittich plötzlich kräftig vom Leder zieht und Geheimnisse ausplaudert, die schlussendlich zu Ehestreitigkeiten führen.

KreativeSchreibfee, am 29.10.2013
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Bildquelle:
Kerstin Schuster (Wenn Haustiere sterben - letzte Ruhestätte für Haustiere)

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