Was hat das denn alles mit meinem Garten zu tun? Fragt sich mancher Gärtner. Er muss erkennen, dass auch sein Garten zu den Grünflächen gehört, die mit dafür sorgen können, das Wasser problemlos im Boden versickert und als Grundwasser gespeichert werden kann. Wasser das in einen Kanal oder Fluss gelangt, wird gewöhnlich schnell aus der Region weggeleitet und steht dieser, auch als Auffangbecken bei Überschwemmungen nicht zur Verfügung. Gärtner können mit einfachen Maßnahmen zur Verbreitung von Kleinstlebewesen und Regenwürmern beitragen.

Untersuchungen wie Regen in den Boden aufgenommen wird

Damit die Folgen von Hochwasser in Grenzen gehalten werden können, untersuchten Professorin Hildebrandt und ihr Team, wie Regen vom Boden aufgenommen wird. Dr. Christine Fischer konnte, zusammen mit Kollegen der Universität Jena und des Max-Planck-Instituts für Biogeowissenschaft, nachweisen, dass die Aufnahmefähigkeit des Bodens entscheidend vom Pflanzenbewuchs abhängt Das Vorhandensein und die Wirkung von Kleinstlebewesen, besonders von Regenwürmern sei in diesem Zusammenhang wichtig. Für die Infiltration, so wird die Aufnahme von Regen in den Boden wissenschaftlich benannt, ist die Porenstruktur des Bodens ausschlaggebend. Anke Hildebrand erklärt, dass besonders Makroporen, die größer als etwa ein zentel Millimeter sind, für diesen Vorgang wichtig sind. Die Hydrologin betont, dass es wichtig sei zu erfahren, welche biologischen Faktoren zur Bildung solcher Poren beitragen.

Welchen Einfluss haben Regenwürmer auf Hochwasser?

Nach extremen Wetterlagen stellen Beobachter immer wieder fest, dass in der gleichen Gegend der Boden das Wasser unterschiedlich aufnimmt. Sie fragen sich nach der Ursache. Christine Fischer erklärt, dass die Pflanzenwurzeln für diesen Effekt direkt verantwortlich sind. Leguminosen bilden zum Beispiel dicke Pfahlwurzeln aus, die zur Bildung von großen, sogenannten Makroporen beitragen können. Im Vergleich dazu haben Gräser, so Fischer, sehr feine, verzweigte Wurzeln. Diese verschließen die im Boden vorhandenen Poren und verhindern das eindringen von Regen in den Boden. Sie sieht vor allen Dingen einen Zusammenhang der Pflanzenarten mit den Regenwürmern. Sie beobachtete, dass Regenwürmer durch ihre Aktivität die Porenbildung ebenfalls begünstigen. Wie Christine Fischer feststellte, scheinen sich Regenwürmer bevorzugt dort aufzuhalten, wo es im Boden viele Leguminosen gibt. Diese begünstigen zusätzlich die Wasseraufnahme im Boden.

Welche Grundlagen führten zu den Forschungserbebnissen

Das "Jena-Experiment", ist eines der weltweit größten und in Europa einmaligen Biodiversitätsexperimente.
Für die Untersuchungen haben die Wissenschaftler das "Jena-Experiment" der Friedrich-Schiller-Universität genutzt. Auf einem etwa zehn Hektar großen Grundstück in der Saaleaue, wurden mehrer hundert Versuchsparzellenmit Graslandschaften künstlich errichtet. Es wurden Monokulturen mit nur einer Grasart und solche mit bis zu 60 Gräsern, Kräutern und Leguminosen angelegt.

Ergebnisse einer Datenerhebung über Regenwürmer

Die Wissenschaftlerin Dr. Ricarda Lehmitz, ist Leiterin der Sektion Oribatida am Senckenberg Museum für Naturkunde, in Görlitz und Autorin einer Studie über Regenwürmer. Sie führte, gemeinsam mit Kollegen, erstmals eine groß angelegte Zählung aller Regenwurmarten in Deutschland durch. Das Team fand, bei der Auswertung der rundgerechnet 16.000 Datensätze heraus, dass es in Deutschland 46 unterschiedliche Regenwurmarten gibt. Aber nur wenige Arten, die, nach bisherigen Erkenntnissen, nur in Deutschland leben. Auffällig ist, so die Forscherin, dass die Artenvielfalt im Süden von Deutschland höher ist als im Norden. Die "Regenwurm-Checkliste" wurde im Fachjournal "Zootaxa" veröffentlicht.

Warum wurde die Zählung vorgenommen?

Von den Wissenschaftlern wurde nach der Feldforschung geschätzt, dass in einem Quadratmeter eines Stückes einer Wiese, je nach Bodenart, zwischen 100 und 400 Regenwürmerwirken können. Sie leben in engen Röhren und Gängen im Mutterboden und ernähren sich dort unter anderem von Mikroorganismen. Mit ihrem Dasein tragen sie erheblich zu einer Verbesserung der Bodenqualität bei. Um ihre Lebensgrundlage zu erforschen und sie gegebenenfalls verbessern zu können, mussten grundlegende Daten ermittelt werden. Laien denken oft, dass es nur eine Regenwurmart gibt. Wie die Wissenschaftler vom Senckenberg Forschungsinstitut in Görlitz bekannt geben, sind es in Deutschland 46 unterschiedliche Arten. Erstaunlich ist, dass in ganz Europa die Artenvielfalt der Regenwürmer in den südlichen Regionen größer ist. Die Wissenschaftler begründen diesen Trend mit der letzten Kaltzeit. Die begann vor etwa 115.000 Jahren und endete vor 11.700 Jahren. Lehmitz erklärt, dass als die Gletscher sich zurückzogen, sich die Würmer, vom Süden ausgehend, wieder ausbreiten konnten. In Deutschland gibt es mehr als zehn Arten, die nur in den Bundesländern Baden-Württemberg und Bayern vorkommen.

Wie wurden die Daten über die Regenwürmer erhoben?

Laut Dr. Lehmitz stammen die Daten aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen, Sammlungen, Diplom- und Doktorarbeiten, der vergangenen 100 Jahre, aber auch von Privatpersonen. Die Bodenzoologen profitierten ebenfalls von der Online-Datenbank "Edaphobase". Diese ist ein öffentliches, bodenzoologisches Informationssystem mit knapp 500.000 Datensätzen von bodenlebenden Tieren. Im System steht ein Datensatz für einen Regenwurmfund, der eine bestimmten Ort, und eine bestimmte Zeit, bezeichnet", so Lehmitz.

Seltene Regenwürmer, die es nur in Deutschland gibt.

Etwas weniger als die Hälfte der Regenwürmer haben sich erst nach der letzten Eiszeit ausgebreitet oder haben alte Besiedlungsgebiete wieder eingenommen. Nur vier dieser Arten halten sich in menschennahen Umgebungen, zum Beispiel in Komposthaufen auf. "Sie werden durch den Menschen häufig mit Erde oder Blumenzubehör weltweit verbreitet", so die Senckenbergerin. Die restlichen 27 Arten bleiben in der Regel "Ortstreu".

  • Ein Regenwurm, den viele Menschen kennen, ist der Lumbricus terrestris, der Gemeine Regenwurm oder Tauwurm, so die Expertin.
  • Überwiegend nur im südlichen Schwarzwald ist der bis zu 60 Zentimeter lange ‚badische Riesenregenwurm anzutreffen‘. Es wird angenommen, dass sich andere Regenwürmer in dem dort relativ sauren Boden nicht wohlfühlen.
  • Eine Rarität, die bisher nur in den bayerischen Alpen gefunden wurde, ist der grüne Regenwurm, der "Apporectodea smaragdina".

Die Görlitzer Bodenzoologin will nicht ausschließen, dass in einigen Gebieten Deutschlands weitere Arten zu finden sind.
Es besteht die Hoffnung dass sich im Alpenraum und in speziellen Lebensräumen, wie zum Beispiel an Flussufern, noch unbekannte Regenwurmarten finden lassen. Das Bestätigen jüngste genetische Untersuchungen, die nicht selten verborgene Arten ans Licht bringen. Aufgrund einer DNA-Analyse wurde 2010 erkannt, dass der wohl am gründlichsten erforschte Lumbricus terrestris sind in zwei, morphologisch nicht unterscheidbare Arten, unterteilt.

Der grüne Wurm Apporectodea smaragdina wurde in Deutschland bisher nur in den bayrischen Alpen gefunden
Apporectodea smaragdina

Apporectodea smaragdina (Bild: © Ulfert Graefe)

Das Forscherteam erklärt, dass die Bestandsaufnahme der Regenwurm-Arten eine wichtige Grundlage für weitere Arbeiten sei. Als Nächstes werde eine Gefährdungseinschätzung der Würmer vorgenommen und veröffentlicht.

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