Wie macht man einen Knicks?
Knicks und Diener - wie und zu welchem Anlass macht man diese Höflichkeitsbezeugung?Höflichkeit in der Antike
Aus der Antike ist die Praxis überliefert, vor höherrangigen Personen auf den Boden zu fallen und dabei sein Gesicht womöglich in den Staub zu drücken. Auch das Auf-die-Knie-fallen stammt aus dieser Zeit, wenn man Homer und Apuleius Glauben schenken darf.
Knickse bei Hofe
Später wurde das Knicksen fester Bestandteil der Begrüßungszeremonie an den Königshöfen. Wie streng das (und sehr vieles andere auch) jeweils gehandhabt wurde, war im jeweiligen Hofzeremoniell festgelegt. Das spanische Hofzeremoniell galt als die strengste Form der höfischen Reglementierung.
Das spanische Hofzeremoniell 1500-1700 |
Der Hofknicks und der Diener
Der Hofknicks ist die tiefste Form des Knickses und drückt die meiste Ehrerbietigkeit aus. Während der Blütezeit der europäischen Königshäuser (und auch noch danach) waren der Hofknicks für Frauen und der Diener für Männer die einzig angemessene Form der Begrüßung eines Mitglieds der Königsfamilie.
Hofknicks und Diener wurden in Richtung des Herrschenden ausgeführt und währten so lange, bis entweder der Herrscher vorübergegangen war oder die Knicksende aufgefordert hat, sich wieder zu erheben. Auch nach der Ehrbezeugung durch Hofknicks und Diener war das Prozedere noch nicht vorbei. Wollte man sich vom Herrscher entfernen, so ging man nach Knicks/Diener rückwärts aus der Sichtweite, keinesfalls durfte man der Majestät den Rücken zuwenden.
So macht man einen Hofknicks!
Der linke Fuß wird leicht schräg gestellt, damit sich beim Knicksen das Knie nicht unter dem Kleid abzeichnet. Danach bewegt man das rechte Bein in einem weiten Schwung (angemessen langsam, nicht ruckartig!) nach hinten und stellt es etwa 40-50 Zentimeter hinter dem linken Bein ab. Dann geht man so tief wie möglich in die Knie, so als ob man in die Hocke gehen wollte. Die Arme bewegen sich dabei in einer harmonischen und runden Bewegung nach vorne. Der Kopf wird leicht geneigt, der Blick muss nicht auf den Boden gerichtet sein, aber es sollte auch kein direkter Blickkontakt zustande kommen. Einen Punkt knapp unterhalb der Augen anzupeilen, wirkt nicht zu devot, ein Lächeln kann auch nicht schaden. Für das Ende des Hofknickses wird der Bewegungsablauf in umgekehrter Reihenfolge ausgeführt, allerdings viel langsamer als das vorherige Absinken.
Männer machen einen Diener, indem sie sich verbeugen. Dazu steht man mit geschlossenen Beinen und beugt den Oberkörper nach vorne und zwar umso tiefer, je höher der Rang der zu grüßenden Person ist. Mit den Armen wird nicht gefuchtelt.
Der kleine Knicks
Der kleine Knicks war bis ins zwanzigste jahrhundert bei uns noch weit verbreitet. Kleine Mädchen knicksten vor ihren Eltern, vor dem Lehrer, vor den Nachbarn. Auch erwachsene Frauen praktizierten diese Form der Höflichkeitsbezeugung, sei es vor Bekannten, dem Arbeitgeber oder ganz einfach bei einer Begrüßung.
Bei einem kleinen Knicks ist der Bewegungsablauf ähnlich wie beim Hofknicks, nur werden die Bewegungen sehr viel sparsamer ausgeführt. Der weite Bogen, mit dem das rechte Bein nach hinten geführt wird, entfällt. Statt dessen setzt man das Bein kurz hinter das Standbein und zwar so, dass das rechte Knie auf Höhe der linken Kniekehle ist und diese auch berührt, wenn man kurz einige Zentimeter tiefer geht. Denn mehr als wenige Zentimeter sind für den kleinen Knicks nicht nötig, auch die ausladenden Armbewegungen nicht.
In ähnlich abgespeckter Form kommt auch der Diener daher. Die Verbeugung fällt deutlich rückenschonender aus, in einigen Fällen reicht es, wenn sie nur angedeutet wird.
Wer knickst denn heute noch?
Anlässe für einen Knicks gibt es auch heute noch. Erst jüngst machte die Schlagzeile die Runde, dass Herzogin Kate vor ihrer adeligen angeheirateten Verwandtschaft knicksen muss, solange sie sich nicht in Begleitung ihres Gatten befindet. Der tiefe Hofknicks ist aber out, ein kurzer Knicks reicht hier aus.
Wer jemals in die Verlegenheit gerät, einem Mitglied einer Königsfamilie vorgestellt zu werden, übt vorher am Besten auch schon einmal, denn obwohl ein Knicks keine Pflicht mehr ist, gehört es doch zur Etikette und wird daher in einer solchen Situation noch von vielen auch ausgeführt.
Daneben gibt es noch zahlreiche Veranstaltungen, bei denen ein Knicks angebracht sein kann. Dabei kann es sich um einen Ball, einen besonderen Empfang oder jede andere Art von Veranstaltung handeln. Hin und wieder kann man einen Knicks sogar wieder bei jungen Mädchen beobachten, zum Beispiel beim Abschlussball.
Bildquelle:
Amazon, Produktbild
(Hochzeitskleidung - die Brautkleidung im Wandel)