Warum alte Handys kein Elektroschrott sind

In der heutigen Zeit, wo ständig neue Mobiltelefone angeboten werden oder manche Handyhersteller ihren Vertragskunden alle paar Jahre ein neues Handy andrehen, obwohl das alte noch einwandfrei funktioniert, sind sich viele Menschen nicht bewusst, dass in ihren Elektronikgeräten wertvolle Rohstoffe stecken. Wenn es diese Geräte im Überfluss gibt und der Kommerz den Verbrauchern suggeriert, alles wäre jederzeit wie selbstverständlich vorhanden, besteht die Gefahr, dass die Wertschätzung für die Ressourcen verloren geht. Auch die Arbeit und Umstände, die vom Abbau der Rohstoffe über den Transport bis hin zur Herstellung der Handys in den Produktionsstätten der Anbieter damit verbunden sind, haben viele nicht im Kopf. Zudem trägt geplanter Verschleiß zur Ressourcenverschwendung bei. Darunter versteht man die Praxis einiger Hersteller, Geräte von Vornherein so zu bauen, dass sie schneller defekt werden, in der Erwartung, dass sich der Verbraucher ein neues kauft. Wenn jedoch Profitgier der Unternehmen über alles geht, haben letztlich alle Lebewesen hier auf der Erde und ihre Umwelt das Nachsehen.

Kunststoff, Glas und Keramik machen einen Großteil des Gesamtgewichts eines Mobiltelefons aus. Doch die wichtigsten Bestandteile, die für seine technische Funktionsfähigkeit maßgeblich sind, befinden sich im Innern des Elektronikgerätes für die moderne Kommunikation. Neben Kupfer, Eisen und Nichteisen-Metallen (Zinn, Chrom, Aluminium und Nickel) enthält jedes Handy die Edelmetalle Gold, Silber, Platin, Palladium sowie seltene Metalle wie Kobalt, Indium und vor allem Tantal, das aus dem Rohstoff Coltan gewonnen wird. Tantal erfüllt in Handys die Funktion eines Kondensators. Kondensatoren dienen in elektronischen Geräten dazu, die elektrische Energie zu speichern und wieder abzugeben. Ohne Kondensator würde also kein Handy, kein mobiler Computer und kein MP3 Player - überhaupt kein Elektrogerät mit Arbeitsspeicher und Akku - funktionieren.

Coltan gibt es allerdings nicht überall. Und spätestens 2030 wird keines mehr da sein, wenn die Verschwendung der Ressourcen so weitergeht. Ein alternativer Kondensator muss ohnehin gefunden werden. Aktuell wird Niob als vielversprechendster potentieller Elektrolyt-Kondensator für Handys erforscht.

Zu 80 % liegen die Coltanvorkommen in Regenwaldgebieten im Bürgerkriegsland Kongo, wo sie unter gefährlichsten Bedingungen und zum Hungerlohn von den dortigen Bergbauarbeitern abgebaut werden. Nicht selten graben sich die Minenarbeiter - darunter auch Kinder - damit ungewollt ihr eigenes Grab, da die Minen oft ungesichert sind und deshalb einstürzen. Ist der Abbau des Coltans abgeschlossen, müssen die Arbeiter das Erz eigenhändig etliche Kilometer weit in die Coltanlager schleppen. Soldaten überwachen die Arbeit. Mit den Einnahmen aus dem Verkauf dieses Rohstoffs für Handys kaufen sich die Milizen die Waffen, mit denen im kongolesischen Bürgerkrieg Menschen verletzt und getötet werden.

Außer der Bevölkerung - was allein schon schlimm genug ist - sind aber auch alle Tier- und Pflanzenarten des Regenwaldes im Kongo, der in den betroffenen Gebieten dem Coltanabbau weichen muss, Leidtragende. So hat sich die Gorillapopulation dort hierdurch bereits auf wenige hundert Gorillas dezimiert. Hinzu kommen die weiteren ökologischen Schäden im Zuge des Abbaus von Coltan, wie verschmutzte Flüsse durch das Auswaschen der Lager und Erdrutsche an den Stellen, wo der Regenwald dafür abgeholzt wurde.

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All dies sollte Grund genug sein, verantwortungsvoll mit Geräten umzugehen, die diese Rohstoffe bis heute enthalten. Wenn Sie die Mensch und Natur ausbeutenden Umstände rund um den Abbau nicht noch zusätzlich unterstützen möchten, dann sorgen Sie dafür, dass Ihr bestehendes Handy so lange wie möglich genutzt werden kann. Und sollte das Mobiltelefon dennoch eines Tages einen irreparablen Schaden davontragen, dann bringen Sie es bitte unbedingt dorthin, wo man es fachgerecht und sicher recyceln wird.

Werfen Sie das alte Handy auf keinen Fall einfach weg! Und geben Sie es auch keinem Schrotthändler auf der Straße! Sonst landet Ihr ehemaliges Mobilfunkgerät womöglich als Elektronikschrott auf einer Müllhalde irgendwo in Afrika, wo arme Kinder und Erwachsene sich aus ihrer Not heraus die Gesundheit ruinieren, indem sie die Elektrogeräte unsachgemäß auseinander nehmen, um die Rohstoffe zum Spottpreis verkaufen zu können. Und nun raten Sie mal, wo diese ausgebauten Rohstoffe am Ende wieder landen. Richtig: In Ihrem neuen Smartphone und anderen Geräten hier in den Industrienationen.

Möglichkeiten zur Abgabe funktionsfähiger alter Handys

Angenommen, Sie haben sich den Kauf eines Mobiltelefons (das kann ja auch ein gebrauchtes sein) gut überlegt. Wohin nun mit dem alten Handy, das Sie nicht mehr benötigen? So lange es nicht kaputt ist, kann es ja noch von anderen weiterverwendet werden.

Im Bekanntenkreis verschenken

Fragen Sie bei Ihren Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern nach, ob jemand ihr altes Handy gebrauchen kann. Wenn Sie Kinder haben, schenken Sie es ihnen doch. Warum sollten Sie oder ggf. Ihre Kinder extra Geld für ein superhippes neues Smartphone ausgeben, wenn das vorhandene Mobiltelefon seinen Zweck genauso gut erfüllt? Um anzugeben, "cool" zu sein? Ich fände es wirklich traurig, wenn Sie so denken würden. Und Ihr Kind braucht bei so einem Gruppenzwang auch nicht mitzumachen, wenn es das nicht will. Es kann lernen, sich dagegen zur Wehr zu setzen, seine eigene Meinung zu bilden und kundzutun. Unterstützen Sie es dabei, indem Sie ihm klar zeigen, dass Sie es als Individuum respektieren - und dies nicht davon abhängt, welches Handy es hat oder dergleichen.

Direkt im Handel oder beim Hersteller abgeben

Am 13. August 2012 wurde die neue EU-Richtlinie für Elektronik-Altgeräte rechtskräftig. Seitdem sind Elektronikfachhändler und Hersteller verpflichtet, alte Geräte und somit auch Handys kostenlos und ohne weitere Umstände anzunehmen. In diesem Rahmen wurden auch Ziele für die Rücknahme von Altgeräten festgelegt. So sollen in mehreren Stufen bis 2019 85 % der nicht mehr gebrauchten Elektrogeräte ordnungsgemäß gesammelt werden, um sie zu recyceln. Bis Februar dieses Jahres mussten die EU-Mitgliedsstaaten diese Bestimmung in ihre nationalen Gesetze umsetzen.

Auch bei den Netzbetreibern können Sie Ihr nicht mehr benötigtes Handy kostenlos zurückgeben. Entweder Sie geben es direkt in einer Filiale von Ihrem Mobilfunkanbieter ab, oder Sie besorgen sich dort einen Recycling-Umschlag, kleben das passende Versandetikett darauf und senden das Ganze an die betreffende Adresse. Bei vielen Betreibern können Sie einen solchen Recycling-Umschlag online anfordern und das Etikett an Ihrem Computer ausdrucken. Die jeweilige Anschrift und weitere Infos zur Rücknahme erfahren Sie auf den Homepages der Firmen.

Altes Handy in einer Tauschbörse im Internet anbieten

In manchen Online Tauschbörsen ist es möglich, Produkte aus dem Bereich Technik einzustellen. Das Prinzip ist bei den diversen Tauschplattformen ähnlich. Fordert jemand einen Artikel an, müssen Sie zuerst den Tausch bestätigen. Danach erhalten Sie virtuelle Tickets, die Sie auf Ihrem Konto auf der Plattform sammeln können, um damit wiederum Dinge von anderen Anbietern zu erwerben. Die Anzahl dieser Tickets, die Sie dafür haben möchten, wählen Sie selber aus. Nach erfolgreicher Beendigung der Transaktion bewertet Ihr Tauschpartner den Tausch mit Ihnen. Handys und andere Telefone können Sie bei Tauschgnom und Tauschticket einstellen (in der Kategorie Verschiedenes / Sonstiges).

Gebrauchtes Mobiltelefon verkaufen

Wenn das Mobilfunkgerät sehr gut erhalten ist, kommt darüber hinaus ein Verkauf in Frage. Natürlich werden Sie, wenn Sie ein altes Handy verkaufen, normalerweise nicht mehr den Neupreis herausbekommen, aber zumindest können Sie es so etwas refinanzieren. 

Neben dem großen Online-Auktionshaus Ebay bieten sich dafür auch andere Auktionsplattformen im Internet an. Bei Hood.de beispielsweise können Sie das Produkt grundsätzlich ohne Gebühren einstellen. Kommt beim ersten Mal kein Kauf zustande, weil niemand darauf geboten hat, kann das Angebot dort mehrmals hintereinander automatisch wiedereingestellt werden. Auch bei Ebay können Sie Einstellgebühren sparen, indem Sie die ab und zu laufenden Aktionen wie Zeiträume zum kostenlosen Einstellen nutzen.

Eine weitere Möglichkeit, mit Ihrem alten Handy noch etwas Geld zu verdienen, ist, es einem Ankauf, der diese Geräte annimmt, zu verkaufen. Mit dem Online Ankauf Momox, der auch Technikgeräte und Handys zahlreicher Hersteller nimmt, habe ich bereits gute Erfahrungen gemacht. Hier läuft alles reibungslos. Die Versandkosten übernimmt das Unternehmen.

Wo kann ich mein kaputtes Handy reparieren lassen?

Beim Hersteller oder Fachmann

Meist gehört die Reparatur standardmäßig zum Kundenservice von Handyherstellern. Dazu senden Sie Ihr defektes altes Handy am besten bei diesem ein. Nähere Informationen dazu und die genaue Adresse erhalten Sie bei dem jeweiligen Hersteller.

Reparaturen von Handys - generell Elektrogeräten - sollten nur von Leuten durchgeführt werden, die sich fachlich damit auskennen. Sonst wird womöglich mehr kaputt gemacht als repariert, und gewisse Sicherheitsrisiken birgt ein unqualifizierter Reparaturversuch ebenfalls. Lassen Sie ein Handy daher ausschließlich von hierfür qualifizierten Personen reparieren.

Und bevor Sie auf eigene Gefahr einen Versuch wagen, informieren Sie sich bitte gründlich, lesen Sie Fachbücher und erwerben Sie alle technischen Kenntnisse, die Sie dafür benötigen. Sie sollten genau wissen, was Sie da tun und was Sie bei der Reparatur beachten müssen. Bitte bedenken Sie auch, dass nicht alle technischen Probleme selbst reparierbar sind.

In einem Repair Café

Auch in so genannten Repair Cafés oder bei Reparaturtreffen stehen die Chancen gut, fachkundige Menschen zu finden, die Ihr Handy bei einem reparablen Defekt wieder ans Laufen bringen können. Diese Hilfe kostet Sie nichts, außer Ihren eigenen Anfahrtskosten zum Café. Werkzeug steht in den Repair Cafés zur Verfügung. Alles zum Gerät gehörende Zubehör, das für die Problemlösung gebraucht wird, inklusive Bedienungsanleitung, sollten Sie natürlich selber mitbringen. Falls ein Ersatzteil nicht vor Ort vorhanden sein sollte, müssen Sie es ggf. in einem Laden kaufen, bevor die Reparatur durchgeführt werden kann. Man wird Ihnen im Repair Café dann sagen, welches Teil zur Lösung Ihres Problems benötigt wird. Mittlerweile gibt es in vielen deutschen Städten Repair Cafés. Aber auch in anderen Ländern werden es immer mehr.

Adressen aller Repair Cafés weltweit

Richtiges Recycling defekter Handys

Ist das Mobiltelefon nicht mehr zu reparieren, bleibt nur noch, es zu recyceln. Auch hierbei gibt es mehrere Optionen:

  • Sie können das gebrauchte Handy bei einem Wertstoffhof in Ihrem Umkreis oder bei einer kommunalen Sammelstelle abgeben. Hier finden Sie alle Wertstoffhöfe in Deutschland, alphabetisch nach Städten und Bundesländern aufgelistet.
  • Kaputte Mobiltelefone werden ebenfalls von den Händlern und Herstellern zum sachgemäßen Recycling entgegengenommen.
  • Der Naturschutzbund hat deutschlandweit Sammelstellen eingerichtet, wo alte Handys angenommen werden. Der Erlös aus dem Recycling fließt hier in ein Naturschutzprojekt.
  • Bei der Handyrecycling Aktion von Pro Wildlife kommt das Recycling der Rohstoffe insbesondere den Gorillas zugute.

Wenn Sie weitere Projekte kennen, wo man Handys zum Recyceln abgeben kann, freue ich mich auf einen entsprechenden Hinweis.

Bildquellen: Eigenes Foto und Pixabay

Die_Utopische, am 04.06.2014
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Bildquelle:
Amazon (Handyhüllen kaufen: Welche Handytasche ist die Richtige?)

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