Regeln für ein Leben miteinander

In jeder Gesellschaft werden Systeme entwickelt, die das Leben der Menschen reglementieren sollen. Das ist auf großen Kontinenten so, aber noch wichtiger auf kleinen Inseln, wo man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Jeder kennt jeden und muss versuchen, mit ihm auszukommen. Die Vorschriften sind manchmal anders als bei uns, aber sie müssen eingehalten werden, sonst wird man geächtet oder bestraft.

Tahitianische Frau (Bild: Paul Gauguin)

Herkunft und Geschichte des Wortes Tabu

Das polynesische Wort Tabu bzw. Tapu (hawaiianisch Kapu) bedeutet so viel wie etwas Heiliges oder Geweihtes. Dinge, die mit einem Tabu belegt waren, durften nicht angetastet werden. Es war z.B. auf Hawaii verboten, mit den abgeschnittenen Fingernägeln oder Haaren des Königs in Berührung zu kommen. Man sah den König niemals direkt an und trug den Kopf nicht höher als der des Königs, was mit einer gebeugten Körperhaltung zum Ausdruck gebracht wurde. Das Fischen an bestimmten Teichen bzw. das Angeln bestimmter Fische war verboten. Das diente dem Zweck, den Fischbestand zu erhalten. Frauen und Männer aßen niemals zusammen. Frauen durften kein Schweinefleisch, kein Taro und keine Kokosnüsse essen, sowie die meisten Bananensorten. Das Kapu-System auf Hawaii wurde von König Kamehameha II im Jahr 1819 abgeschafft. Ein Vergehen, also ein Tabubruch konnte mit dem Tod bestraft werden.

Die Seefahrer, die mit der Südsee in Kontakt kamen, lernten die ersten dieser Regeln hautnah kennen. Kapitän James Cook wunderte sich z.B. auf Tonga, warum die Einwohner kein Stück von dem angebotenen Essen anrührten und sich nicht setzen wollten. Darauf angesprochen, deuteten sie ihm, dass das tabu sei. Über die Entdecker reiste das Wort Taboo Ende des 18. Jahrhunderts nach Europa. In Deutschland kannte man den Begriff Tabu ab dem 20. Jahrhundert.

Tabus in der heutigen Zeit

Sinngemäß ist ein Tabu heutzutage etwas, was sich nicht gehört, worüber man nicht spricht. Dies können einzelne Verhaltensregeln sein, in den USA ist es z.B. tabu, den Bewerber nach seiner Religionsangehörigkeit zu fragen. Sie kommt im Lebenslauf nicht vor. Die meisten Länder dieser Welt haben Tabuthemen aus dem Bereich Politik, Geschichte oder Sexualität, die nicht angerührt werden sollen. Reisenden wird oft empfohlen, im Land möglichst nicht über diese Dinge zu sprechen, wenn sie nicht Unmut auslösen wollen. Auch über private Probleme oder Geld unterhält man sich meistens nicht, was in Deutschland durchaus normal ist, in den USA aber nur mit verwundertem Kopfschütteln notiert wird.

Nahrungsmittelverbote

Allgemein bekannt sind Nahrungsmitteltabus wie das Verbot Schweinefleisch zu essen bei Juden und Muslimen oder Fleisch im Allgemeinen bei den indischen Brahmanen bzw. Rindfleisch in Indien. Wir würden niemals Hunde- und Katzenfleisch essen. Warum eigentlich?

Die Gesellschaft ändert sich und mit ihr auch die Themen, die früher tabu waren. Über Homosexualität beispielsweise wurde noch in den 70ern kaum gesprochen. Heute ist es möglich, sich in der Öffentlichkeit dazu zu bekennen. Selbst der Papst denkt mittlerweile daran, dass die Kirche sich nicht in das private Leben einmischen sollte. Auch Geschiedenen sollen wieder die Sakramente gegeben werden. Die Gesellschaft entwickelt sich weiter. Es ist zu hoffen, dass sie offener wird im Umgang mit sich und anderen.

Reisefieber, am 29.11.2013
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