Zoologisches über die Blutsauger

Zecken (Ixodida) gehören zu den Milben (Acari) und sind Spinnentiere (Arachnida). Die über 10.000 verschiedenen Milbenarten bilden mit Abstand die größte Ordnung der Spinnentiere. Ob es die Krätze hervorrufende Krätzemilbe (Sarcoptes scabiei) ist oder der als Überträger der Borreliose bekannte Holzbock (Ixodes ricinus), allein das Erwähnen der winzigen Tiere erzeugt Ekel und Abwehr. Davon abgesehen, hat die Natur die Zecken mit erstaunlichen Eigenschaften ausgestattet. Zu den Zecken selbst gehören nicht so viele Arten. Es sind europaweit "nur" 900 Arten. Darunter der bei Hundebesitzern verachtete Hundeholzbock und auch die gefürchteten Holzböcke, die es auf unser Blut abgesehen haben. 

Zeckenbiss oder Zeckenstich?

Zecke mit MundwerkzeugenDamit eine Zecke ihr Werk verrichten kann, besitzt sie speziell an das Saugen angepasste Mundwerkzeuge. Zunächst einmal gehören dazu Tastorgane, die direkt beim Saugen keine Aufgabe haben. Als Sinnesorgane sind sie natürlich wichtig. Im Zentrum ihres Monsterwerkzeuges sitzt ein Saugrüssel, der oft mit Zähnen ausgestattet ist. Diese "schmücken" sich auch noch mit Widerhaken. Der dritte Bestandteil sind zwei Kieferklauen (Cheliceren). Man kann sie auch als kleine Messer betrachten, denn mit ihnen ritzt die Zecke die Haut ihres Opfers an. In die entstandene Wunde schiebt das Tier ihren Saugrüssel. Korrekt ist der Zeckenbiss, wie es umgangssprachlich immer heißt, kein Biss sondern ein Stich. Für die Wirkung ist es egal. Damit die Tiere beim Saugen nicht vom Wirt abfallen, verankern sich einige Zecken (wie der Gemeine Holzbock) sich mit den Mundwerkzeugen, andere kleben sich mit Leim fest. Das Saugen selbst kann je nach Art eine Stunde oder auch mehrere Wochen dauern. Mit Hilfe ihres einmaligen Speichels verhindert die Zecke, dass sich die Blutplättchen des Opfers zusammenkleben. Schließlich braucht sie zum Leben frisches Blut, das fließt.

Wissenswertes zum Holzbock

Die Entwicklung des Holzbockes dauert je nach Witterung etwa ein bis eineinhalb Jahre. Ihre Paarung findet auf dem letzten Wirtstier statt. Das Weibchen muss sich vor der Eiablage noch einmal kräftig mit Blut vollsaugen. Dabei kann es die bis zu 200fache Menge des eigenen Körpergewichtes an Blut aufnehmen. Der Mitteldarm des Zeckenweibchens verfügt über sieben Paare schlauchförmige Blindsäcke, die enorme Mengen Blut aufnehmen können. Das Männchen selbst saugt am Wirt kein Blut. Es sucht diesen nur auf, um ein paarungsbereites Weibchen zu finden. Dieses verlässt zur Ablage seiner 1.000 bis 3.000 Eier den Wirt. Aus den Eiern entwickeln sich am Boden von den Wetterbedingungen abhängig in vier bis zehn Wochen die Larven. Auch diese brauchen einen Wirt zum Blutsaugen, ebenso das nächste Entwicklungsstadium, die Nymphen.

Wie Zeckenlarven einen Wirt finden

Beim Holzbock ist dies gut untersucht. Die aus den Eiern schlüpfenden Larven streben dem Licht zu. Sie klettern auf Zweige und Buschwerk, um hier auf ein Wirtstier zu lauern. Mit ihrem empfindlichen Erschütterungssinn nehmen sie war, ob sich ein möglicher Wirt nähert. Durch ihren ebenso beachtlichen chemischen Sinn erkennen Zeckenlarven, ob ihnen das Tier als Wirt zusagt. Es ist das so genannte Hallersche Organ, welches an den Füßen der Vorderbeine sitzt. Mit ihm "riecht" die Holzbocklarve ihr Opfer. Oft sind es Eidechsen oder andere kleine Wirbeltiere, auf die sie sich fallen lassen. Auch die Füße der Hinterbeine vollbringen erstaunliche Leistungen. Hier sitzt ein hochempfindlicher Temperatursinn. Mit diesem erkennen die Zeckenlarven, an welcher Stelle sie den Wirt anzapfen müssen. Sie haben im Larvenstadium nur drei Beinpaare und saugen etwa drei bis fünf Tage an dem kleinen Wirbeltier, ehe sie sich am Boden zu einer Nympfe entwickeln. Die Nymphe kann wie bei Spinnen üblich mit vier Beinpaaren aufwarten. Sie muss noch einmal ein Wirtstier anzapfen, an welchem sie vier bis acht Tage lebt. Die vollständige Entwicklung zum ausgewachsenen Holzbock erfolgt wieder am Boden. Wie lange ein Tier vom Ei bis zur ausgewachsenen Zecke braucht, hängt mit davon ab, wie schnell die Entwicklungsstadien einen passenden Wirt finden. 

Zecke im Hundefell (Bild: Wikipedia/ losch)

Zecken als gefährliche Krankheitsüberträger

Zecken übertragen neben Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) rund 50 weitere Krankheiten, die bekannt sind. Dazu gehören das Fleckfiber und viele Krankheiten der tropischen Regionen. Heute leben vor allem in Süddeutschland Zecken, welche die entsprechenden Viren übertragen. Ihre Verbreitung wird genau beobachtet und dehnt sich in Richtung Norden aus. Gegen die FSME können Sie sich impfen lassen. In Gebieten, in denen infizierte Zecken leben, kann dies empfehlenswert sein, auch dann, wenn Sie in einem solchen Gebiet in den Urlaub fahren. Erkundigen Sie sich, wenn Sie selbst gerne und häufig in die freie Natur gehen. Nicht nur Jäger und Förster, werden Opfer von Zecken, sondern auch Imker, Wanderer, Jogger, Reiter oder einfach Spaziergänger in einem stadtnahen Wald.

Quellen und weitere Info:
Urania Tierreich – Wirbellose Tiere Band 2 – antiquarisch
Webseite zecken.de

Die beiden Bilder wurden von Wikipedia zur Verfügung gestellt. Danke an die Fotografen! Das obere Foto wurde dort als exzellentes Foto ausgezeichnet. (Quelle Wikipedia/ Richard Bartz)

 

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