Sie beherbergt nicht nur Europas größte Douglas-Filiale sondern auch die "Flagship-Stores" der großen Kaufhausketten. Historisch und modern, traditionell und zukunftsweisend, voll mit Baustellen und kühnen Architekturplänen. Die Prachtstraße ist im ständigen Wandel und kann auf eine bewegte Historie zurückblicken.

Geschichte der Zeil

Die Zeil, so wie wir sie heute kennen, entstand Ende des 12. Jahrhundert als Teil der staufischen Stadtmauer, die auch die äußere Stadtgrenze bildete. 1333 kan es schließlich zur zweiten Stadterweiterung. Die Fläche Frankfurts verdreifachte sich und 1343 kam eine zweite Stadtmauer hinzu. Zwischen der alten Staufenmauer und der neuen Stadtgrenze entwickelte sich nun die Neustadt, eine lose Ansammlung von Höfen, Gasthäusern und Gärten. Im Laufe der Zeit entstand ein Straßenzug, der im Volksmund bald als Zeil (Häuserzeile) bezeichnet wurde.

 

Die Hauptwache mit Blick auf die ...

Die Hauptwache mit Blick auf die Zeil um 1760 (Bild: Christian Georg Schütz d.Ä.)

Entwicklungs zum Prachtboulevard

Die Zeil als prägende Straße Frankfurts nahm um 1730 erste Formen an. Der Baumeister Johann Samhainer errichtete im Westteil der Zeil ein Quartier für die Stadtwache, das gleichzeitig als Gefängnis diente - die Hauptwache. Sie ist heute U-Bahn-Knotenpunkt und beherbergte bis Ende der 1990er Jahre ein beliebtes, klassisches Cafe.

Am anderen Ende der Zeil entstand 1753 ein Wachposten für die Konstabler (lateinisch für Kamerad, Stallgenosse). Die Konstablerwache ist heute eine Freifläche mit einem wöchentlich stattfindenden Markt.

Nach der französischen Revolution wurden die mittelaterlichen Befestigungen ersetzt durch die Architektur des Klassizismus. Grünanlagen nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten fanden Einzug.

In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts verlor die Zeil zunächst an Bedeutung. Der Bau des nahegelegenen Hauptbahnhofes und die mit ihm verbundene, großzügig angelegte Kaiserstraße zogen rasch die besten Hotels und Geschäfte an. Doch das änderte sich bald: Um 1900 verhalf ein Bauboom der Zeil letztlich doch zu ihrer heutigen Bedeutung. Viele klassizistischen Gebäude mussten dem Fortschritt weichen und die ersten großen Warenhäuser öffneten ihre Türen.

Die Zeil mit Hauptwache und Katharinenkirche um 1900 (Bild: Mylius Privatsammlung)

Die Zeil in der Zeit des Nationalsozialismus

Viele Kaufhäuser und Grundstücke gehörten jüdischen Unternehmern, deren Besitz in der Nazi-Zeit enteignet wurde. Dies führte zu zahlreichen Übernahmen weit unter dem eigentlichen Wert der Immobilien. Ein trauriges Beispiel dafür ist der jüdische Kaufmann Hermann Tietz, dessen Warenhaus im Zuge der "Arisierung" unter Führung der Dresdner Bank enteignet wurde. Es entstand schließlich der Hertie-Konzern (Hermann Tietz). Auch das Textilhaus "Ott & Heinemann" ging aus einer solchen Enteignung hervor.

Am 22. März 1944 zerstörten schwere Bombenangriffe nahezu restlos alle Gebäude der Zeil. Auch zahlreiche alte Fachwerkhäuser in den Seitenstraßen fielen den Flammen zum Opfer.

 

Die zerstörte Altstadt von ...

Die zerstörte Altstadt von Frankfurt im Juni 1945 (Bild: University of Wisconsin)

Wiederaufbau der Zeil

Der Wiederaufbau der Zeil war sehr pragmatisch und prägt bis heute das Bild der Zeil. Viele Neubauten wurden hochgezogen -an die Restaurierung der klassizistischer Paläste war in der Nachkriegszeit finanziell und logistisch nicht zu denken. Zahlreiche Umbaumaßnahmen, unter anderem die Verbreiterung der Zeil und eine autogerechte Innenstadt, führten zu einer städtebaulichen Neuordnung des gesamten Gebietes. Nicht immer zum Vorteil: So ist die Konstablerwache im Osten der Zeil bis heute eine unattraktive Freifläche -der Wochenmarkt kann den Platz nicht wesentlich aufwerten. 1968 waren die Kaufhäuser M.Schneider und Kaufhof Ziel eines Terroranschlages der Roten Armee Fraktion. Menschen kamen nicht zu Schaden, es entstand aber ein Sachschaden von knapp 700.000 Mark.

Die Zeil heute

Vieles hat sich im Laufe der letzten Jahre verändert, manches blieb. Zahlreiche Geschäfte kamen und gingen, der Platz rund um die Hauptwache ist autofrei geworden. Noch immer dominieren die großen Warenhäuser wie Kaufhof, Karstadt, Peek & Cloppenburg oder Saturn die Einkaufsmeile. So sieht es in den meisten Großstädten aus.

Die Zeil selbst wurde neu bepflastert, bepflanzt und durch schicke Pavillons in der Mitte ergänzt. Sie folgen dem Wunsch der Stadt, die vormalige "Schmuddelgastronomie" mit Imbiss-Buden zu ersetzen. Ergebnis: stylisch aber teuer.

Was der Zeil allerdings wirklich einen Schub gegeben hat, ist die Verwirklichung eines großen Bauvorhabens: Dem PalaisQuartier. Das ehrgeizige Projekt wurde 2009 bis 2011 fertiggestellt und besteht aus vier Gebäuden: Die Rekonstruktion des alten "Thurn & Taxis Palais", einem 136 Meter hohen Büroturm, dem Fünf-Sterne-Luxushotel "Jumeirah" und schließlich das futuristische Einkaufszentrum myZeil.

Das Areal hat auch Auswirkung auf die unmittelbare Umgebung. So werden im Umfeld zahlreiche Fassadenerneuerungen vorgenommen und die Straße erhielt einen neuen Bodenbelag. Die gehobene Klientel und die zukünftigen Mieter wird's freuen. Und mehr noch den Vermieter: In Spitzenlagen wie dem Einkaufszentrum "myZeil" sind bis zu 485 €/m² fällig.

(Quelle: IHK Kennzahlen Einzelhandel Frankfurt).

 

Mehr informationen unter: http://www.zeil-online.de

 

 

 

omundorff, am 10.07.2011
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Bildquelle:
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