1. Heiße Feger statt Kammerjäger

Bringen wir die delikate Sex-Hotline-Geschichte am besten gleich hinter uns. Schließlich zählt eine einschlägigeTelefonnummer wohl zu den letzten Dingen, die man in einem Spiel über ein post-apokalyptisches Amerika vermuten würde. Trotz der oftmals sehr offensiv eingesetzten Devise "Sex sells" (and the winner is … "Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain"! Begründung der Ein-Mann-Jury: Dreisteste Pseudo-Begründung dafür, weshalb der weibliche Aufputz semi- bis ganznackt herumlaufen muss), kann man "The Last of Us" keinen Vorwurf machen, nachdem besagte Hotline-Nummer unbeabsichtigt im Spiel eingebaut wurde.

Eigentlich sollte besagte Telefonnummer zu einem (fiktiven) Kammerjäger (viel Spaß bei der Clicker-Räumung, Dude) führen. Um auf (Telefon-)Nummer sicher zu gehen, bediente man sich des Filmtricks, als Vorwahl die nicht existente 555 zu verwenden. Nett gedacht, aber wirkungslos, wenn man der Vorwahl eine 1-800 voranstellt. Selbstverständlich riefen detailfreudige Spieler diese Nummer an und entdeckten eine schreckliche Wahrheit: Die Existenz von Sex-Hotlines! Erstaunlicherweise kam es zu keinen Millionen-Klagen durch traumatisierte Spieler.

"Ja, ich bin die Muschi aus der ...

"Ja, ich bin die Muschi aus der Hotline-Werbung, bin 14 Jahre, teils rasiert, mag es roh und lecke mich selbst ... hallo? Jasmiiiiin! Schon wieder aufgelegt!" (Bild: https://pixabay.com)

Dennoch wurde die Nummer durch einen Patch nach der Veröffentlichung ausgetauscht. Verantwortungsbewusste Eltern durften aufatmen: Ihr Filius konnte endlich wieder ganz harmlos virtuelle Leute totschlagen oder Zombie-Gehirne quer über die Wand verteilen, ohne hilflos den verderblichen Einflüssen von Erotik ausgeliefert zu sein. Trotzdem: Wir wissen jetzt genau, wieso das Entwicklerstudio "Naughty" Dog heißt …

2. This is a man's world! Leider doch nicht …

Zocken "Grünen"-ParteimitgliederInnen eigentlich Games wie "The Last of Us"? Einerseits wirkt das apokalyptische Szenario einer weitgehend entvölkerten Welt, in der Frauen ganz selbstbewusst männliche Unterdrücker abknallen und Mädchen endlich nicht mehr mit Puppen spielen und brav sein müssen, sondern ums nackte Überleben kämpfen dürfen, wie ein Idyll der sympathischen gegen-alles-Partei. Andererseits wäre "Naughty Dogs" Geniestreich um ein Haar zum sexistischen Alptraum verkommen.

Eines der frühesten Konzepte sah nämlich vor, dass ausschließlich Frauen von der Infektion betroffen wären. Folglich bestünde die Aufgabe der Männer im abknallen infizierter Frauen. The horror, the horror! Das erkannte auch eine Mitarbeiterin des Entwicklerstudios, wobei die exakte Formulierung ihrer Einwände leider nicht überliefert ist. Meine persönliche Einschätzung reicht von: "Haha, ihr Jungs seid immer für einen guten Joke zu haben! Aber jetzt zeigt mir doch bitte die echten Plotentwürfe" bis hin zu: "Hilfe! Ich werde ohnmächtig! Welch‘ abscheulicher Sexismus!"

Um mit einer versöhnlichen Note an Feministinnen, gerne auch solche aus der geschlossenen "Grünen"-Zuchtanstalt, zu enden: In James Browns wohl berühmtestem Song folgt auf die provokante Textstelle "This is a man's world" das Folgende: "But it wouldn't be nothing, nothing without a woman or a girl".

Abgebildet: Ein für den Artikelautor ...

Abgebildet: Ein für den Artikelautor mystisches, nicht greifbares Wesen (Bild: https://pixabay.com)

3. Elefantöse Zombies

Wen assoziieren wir für gewöhnlich mit Zombies? Infizierte Männer, Frauen und Kinder, in "Resident Evil" Hunde, im realen Leben "Grünen"-PolitikerInnen. Eher selten werden die Auswirkungen von derlei Infektionen auf die Tierwelt gezeigt, was vielleicht ganz gut ist. Oder könnten Sie sich an den Anblick von Zombie-Elefanten gewöhnen? Offenbar spielte sich "Naughty Dog" mit dem Gedanken an infizierte Elefanten, denen riesige Sporen aus den Beinen ragen, während auf den Köpfen gigantische Pilze fröhlicher als die blühenden Landschaften im Wilden Osten gedeihen. Gerüchteweise sollen die Zombie-Elefanten so etwas wie Reißzähne besessen haben. Vermutlich ist es für uns Fans das beste, dass diese Entwürfe nicht weiterverfolgt wurden. Wiewohl angesichts solcher Bestien Elfenbein wohl noch seltener und teurer geworden wäre …

Und das Erschreckendste am ...

Und das Erschreckendste am Zombie-Elefant: Er vergisst niemals, einen zu beißen! (Bild: https://pixabay.com)

4. Ellie Page?

Wenig Freude dürfte Hollywood-Star Ellen Page mit Playstation-Spielen haben. Nachdem sie 2013 für das Game "Beyond: Two Souls" vor der Kamera stand, um einer ihr virtuell nachempfundenen Protagonistin Gestalt zu geben, kursierten darauf basierende Nacktszenen im Web. Auch wenn bei den delikaten Szenen nicht Ellen Page, sondern lediglich eine per Computer nachgenerierte Figur zu sehen war, zeigte sich die aus "Inception" bekannte Kanadierin nicht gerade begeistert. Sony war bemüht, die nicht autorisierten Szenen aus dem Web zu entfernen, aber … nun ja, was einmal im Web stand, liegt irgendwo auf Festplatten.

Praktisch zeitgleich entdeckten Fans gewisse äußerliche Ähnlichkeiten zwischen Ellen Page und "The Last of Us"-Protagonistin Ellie. Page fühlte sich davon wenig geschmeichelt, zumal sie ja bereits in "Beyond: Two Souls" mitgespielt hatte, das übrigens weitaus weniger erfolgreich war. Nach der Veröffentlichung des ersten, noch sehr an Ellen Page erinnernden Trailers, bemühte sich "Naughty Dog" um signifikante Änderungen des Äußeren. Offiziell sollte dadurch Ellie-Darstellerin Ashley Johnsons Persönlichkeit mehr zu Geltung kommen. Doch selbst im fertigen Spiel sind die Ähnlichkeiten zur jungen Ellen Page kaum zu übersehen. Vielleicht wäre es auch ratsam gewesen, die "Last of Us"-Protagonistin nicht ausgerechnet "Ellie" zu nennen …

5. Transformers, oder: Bringt Michael Bay bloß nicht auf dumme Gedanken

Zu den herausragenden Eigenschaften von "The Last of Us" zählt die Detailverliebtheit, die "Naughty Dog" in das Spiel steckte. Viele dieser Details können selbst beim mehrmaligen Spielen übersehen werden, darunter dieses: Nachdem Joel und Ellie Bekanntschaft mit Henry und Sam geschlossen haben, führt sie ihr Weg unter anderem in ein Spielzeuggeschäft. Teenie Sam hebt einen Spielzeugroboter auf, um ihn mitzunehmen, was ihm jedoch von Henry untersagt wird. Ellie, die sich mit dem etwa gleichaltrigen Sam angefreundet hat, nimmt das Spielzeug mit, was der Spieler erst viel später herausfindet. Allerdings stopft sie es nicht einfach so in ihren (erstaunlich unverwüstlichen) Rucksack, sondern erst dann, wenn sich Joel von ihr abwendet.

Um diese Szene überhaupt erst beobachten zu können, muss man sich ganz kurz von ihr wegdrehen und ebenso rasch wieder ihr zuwenden, um zu sehen, wie sie ihren Rucksack schließt und der Spielzeugroboter verschwunden ist. Nachempfunden wurde der Roboter übrigens einem "Transformers"-Spielzeug aus den 80er Jahren. Was hoffentlich Michael Bay nicht auf dumme Gedanken bringt, nachdem eine "The Last of Us"-Verfilmung seit Jahren im Raum steht …

Der Artikelautor hätte vermutlich ...

Der Artikelautor hätte vermutlich eher dieses Spielzeug genommen (Bild: https://pixabay.com)

6. Breaking Dawn of the Wolf

In besagtem Spielzeuggeschäft findet sich eine humorvolle Referenz an die gleichfalls von "Naughty Dog" inszenierte "Uncharted"-Reihe. Sieht man sich die Regale ganz genau an, bemerkt man ein "Uncharted"-Brettspiel. Das ist nicht die einzige Anspielung an das enorm populäre Adventuregame rund um Nathan Drake. Eine Bar in "The Last of Us" trägt den O'Sullivan's Irish Pub" – Sullivan ist der Name von Drakes engstem Freund. Und selbst damit ist noch nicht Schluss mit den Referenzen: Als Ellie sich bemüht, pfeifen zu lernen, ist eine ihrer ersten Tonfolgen das Erkennungslied von "Uncharted". Die vielleicht obskurste Referenz ist jedoch die Zeitungsschlagzeile in einem Hotel, die eine "Uncharted"-Verfilmung in Aussicht stellt. In der Hauptrolle als Nathan Drake: Justin Bieber.

Weitaus offensichtlicher sind natürlich die an vielen Stellen in Posterform dargestellten "Twilight"-Parodien mit dem Titel: "Dawn of the Wolf", eine Filmreihe, die von Joel süffisant als dummer Teenie-Film bezeichnet wird. Hey, fast so wie "Twilight" selbst!

"Nein, ich nehme keine Drogen, und ...

"Nein, ich nehme keine Drogen, und ich kenne auch keine Selena Gomez! Das Interview ist beendet!" (Bild: https://pixabay.com)

7. Stress mit Tess

SPOILER! Nicht lesen, wenn Sie "The Last of Us" noch nicht gespielt haben. Was SIe unbedingt nachholen sollten. Ernsthaft.

Einer der beliebtesten und gleichzeitig umstrittensten Charaktere in "The Last of Us" ist Joels Partnerin Tess. Partnerin im Sinne von "Geschäftspartner". Sie sind nur gute Freunde, wie aus informierten Kreisen berichtet wird. Ob die ultratoughe, zynische Tess extrem cool oder doch nur ein virtuell belebtes Klischeebild einer pseudo-starken Macherin ist, soll nicht weiter diskutiert werden. Unstrittig ist ihr großer Einfluss auf Joel und somit die Entwicklung der Geschichte.

Doch gemäß einem der ersten Entwürfe hätte sich Tess als Antagonistin entpuppt. Demnach wäre sie Joel und Ellie anfangs noch wohlgesonnen gewesen, bis zu dem Punkt, an dem sie sich von Joel verraten fühlte. Genauere Details sind zumindest dem Artikelautor nicht bekannt. Jedenfalls hätte sich Tess nach diesem Plotentwurf an die Fersen der beiden geheftet und Joel schließlich gefangengenommen, um ihm durch Folter den Verbleib von Ellie zu entlocken. Diese hätte Tess wiederum aufgespürt und erschossen, ehe sie Joel zu Tode gefoltert hätte.

So unwahrscheinlich es klingt: Dieser Storyverlauf hätte die uns bekannte, düstere Geschichte wohl noch ein Stückchen düsterer gemacht. Eventuell ja sogar noch interessanter, was wir jedoch nie erfahren werden, im Gegensatz zur Musical-Nummer in "The Last of Us" …

Hier würde auch der Artikelautor zum Schuss kommen. Allerdings nur zu einem einzigen ... (Bild: https://pixabay.com)

8. Die Musical-Nummer in "The Last of Us"

Stellen Sie sich vor, Sie sind Schauspieler und eine Szene will und will einfach nicht wie vorgesehen klappen. Wie gehen Sie mit dem steigenden Druck, die Szene endlich in den Kasten zu bekommen, um? Sie können es wie Christian Bale in seinem inzwischen legendären Baleout während des Drehs zu "Terminator: Die Erlösung" (der übrigens ein interessanter Film hätte werden können, wäre dem nicht Bales Ego im Wege gestanden, das die faszinierende Story völlig über den Haufen warf – Danke, Batman) machen und sich aufführen, als würden sie für eine Rolle als englischsprachiger Klaus Kinski vorbrüllen:

Zu Bales klitzekleiner Ehre sei gesagt, dass er sich später für seinen Ausraster öffentlich entschuldigte. Angenehmer ist es freilich, mit Humor auf Missgeschicke zu reagieren. Nachdem eine der Schlussszenen einfach nicht so recht klappen wollte, nahm "The Last of Us"-Director Neil Druckmann Marlene-Darstellerin Merle Dandridge zur Seite und überredete sie, ihre Dialogzeilen zu singen. Für die Sängerin, die unter anderem im Musical "Jesus Christ Superstar" auftrat, ein Kinderspiel. Im nachfolgenden Video ist diese Musical-Einlage zu sehen, die von Joel-Darsteller Troy Baker nach einer kurzen Schrecksekunde komplettiert wurde.

Im fertigen Spiel ist die Szene natürlich nicht enthalten. Sie zeigt aber, wie viel Spaß die Darsteller trotz des Termindrucks und der Vorgaben offensichtlich hatten.

9. "The Last of Us" sollte ein Reboot von "Jag and Dexter" sein

Zu den ungewöhnlichsten Eigenschaften des "Naughty Dog"-Teams zählt wohl, nie den einfachen Weg zu gehen. Anstatt die Hitserie "Uncharted" endlos auszuwalzen, wird 2016 mit dem vierten Teil Schluss ein. Ebenso befindet sich bis heute eine Fortsetzung des Millionensellers "The Last of Us" in der Schwebe. Dabei hätte es "The Last of Us" in der uns bekannten Form ursprünglich gar nicht gegeben. Stattdessen war ein Reboot der Erfolgsserie "Jak and Dexter" geplant.

Allerdings führte jeder neue Entwurf zum Reboot immer weiter weg vom Konzept der Serie, hin zu einem völlig neuen Game. Erstaunlich ist dabei, dass "Naughty Dogs" Erfolgsrezept, Leidenschaft über Berechenbarkeit zu stellen, ein ums andere Mal aufgeht Der realitätsnahe Gegensatz zum Comiclook von "Jak and Dexter" schadete dem Spiel jedenfalls nicht – inbesondere dann nicht, wenn man weiß, dass die für die fatale Seuche in "The Last of Us" verantwortlichen Cordyceps-Pilze tatsächlich existieren …

10. Der Cordyceps existiert, greift aber Menschen nicht an ... noch nicht

Bekanntlich ist nichts phantastischer als die Wirklichkeit. Was sich Mutter Natur an bizarren Verhaltensweisen ausdenkt, übertrifft sogar Nina Hagen. Wie Neil Druckmann später sagte, inspirierte ihn und sein Team folgende Szenen aus der TV-Serie "Planet Earth":

Das Schaurigste an dieser parasitären Pilzgattung ist nicht einmal der gruselige Umstand, dass sie in den infizierten Wirtskörpern Wurzeln schlagen, blühen und gedeihen. Vielmehr übernehmen sie buchstäblich ihren Wirt. Der Ophiocordyceps unilateralis beispielsweise zwingt eine von ihm befallene Ameise, sich dorthin zu begeben, wo der Pilz am optimalsten gedeihen kann. Ist dieser Platz gefunden, befiehlt der Pilz dem Wirtskörper sich an einem Blatt oder an einer Baumrinde festzubeißen.Die Ameise verhungert, der Pilz hingegen bildet Sporen im Wirtskörper aus, die zu Boden gleiten und die nächsten Ameisen befallen. Egal, wie man es auch dreht oder wendet: Die Ameise wurde zombifiziert.

Nicht nur Pilze, auch bestimmte Wurmarten können ihren Wirt komplett übernehmen. Der Wurm Spinochordodes tellinii etwa zwingt das von ihm befallene Insekt dazu, sich in Gewässer zu stürzen, damit er den Wirt verlassen kann. Diesen Irrsinn kann der paraitäre Wurm Leucochloridium paradoxum noch toppen: Auf den Fühlern der von ihm befallenen Wirtskörper bildet er farbenfrohe, mit Sporen gefüllte Fühler aus, die Vögel anlocken. Durch die pulsierenden Farben werden Vögel angelockt, die das Wirtstier, und somit auch die Sporen, fressen. Die Sporen werden ausgeschieden, und der Kreislauf beginnt von neuem.

Natürlich existieren derlei furchteinflößende Parasiten lediglich im tiefsten Dschungel, fernab von jeglicher Zivilisation. Sollte man denken. Tatsächlich ist die Antarktis der einzige Kontinent, der – zumindest nach derzeitigem Wissensstand – von Cordyceps & Co. verschont wurde. Was aber, wenn einer dieser Pilze mutiert und Menschen befällt? Willkommen in der wunderbaren Welt von "The Last of Us"!

rainerinnreiter, am 17.01.2016
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Bildquelle:
Privat (Was man als Neuling im Online-Rollenspiel alles falsch machen kann)
MeyerNews (Schwarze Schafe im Kampf um umstrittene Einnahmen aus Skin Gambling)
Amazon ("The Last of Us Part II": Eine Frau sieht rot)

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