Was sollte man zur Weihnachtszeit besser sein lassen?

Es gibt viele Bräuche, die sich in den meisten Fällen auf die 12 Raunächte, die Tage von der Wintersonnenwende und zwölf Nächte weiter bis 2. Januar, beziehen. In dieser Zeit sollte man, um nur einige zu nennen und den Mythen Genüge zu tun,

- keine Wäsche zwischen Weihnachten und Neujahr aufhängen (die Wäsche ist die zweite Haut des Menschen; in den Raunächten muss man sie vor Hexen und Dämonen schützen)

- nicht zwischen Weihnachten und den Heiligen drei Königen Wäsche waschen (das bringt Unglück für Haus und Tiere)

- generell die Wäsche im Hellen von der Leine nehmen (Im Dunkeln abgenommene Wäsche kann von Dämonen besetzt sein)

- zwischen den Feiertagen weder Haare noch Fingernägel schneiden (sonst drohen im nächsten Jahr Krankheiten und Kopfschmerzen)

- keine Wäscheleine aufspannen (damit die wilden Reiter sich auf ihrem wilden Ritt nicht darin verfangen).

Beweise gibt es für all diese Mythen natürlich nicht.

Der Ursprung für all diese Mythen

In den sogenannten "Raunächten" steht das Geisterreich weit offen, und Dämonen und andere Geister ziehen als "wilde Jagd" durch die Lande. Der Legende nach kommt besonders in der dunklen Jahreszeit zur Wintersonnenwende das Böse aus seinem Versteck. Geister und Tote treiben auf den Straßen ihr Unwesen, Hexen verbreiten gefährliche Flüche und Kobolde bringen dem Menschen Unheil.

Wenn Wotan mit seinem Totenheer im Tosen der Stürme mit gewaltigem Lärm durch die Nacht jagt, dann ist Silvester, die Mitte der germanischen Raunächte. "Rau" ist im hergebrachten Sinn mit "haarig" zu verstehe, weil finstere Gestalten wie Wotan gern zottelige Felle trugen. Rau kann aber auch das Verhalten der wilden Schar sein.

 

Runenschrift


Wotan und sein Teufelsheer treiben ihr Unwesen in den Raunächten und besonders in der Silvesternacht. Sie verbreiten Angst und Schrecken. Wild und ungezügelt reiten sie in ein neues Jahr.

Die wilde Jagd

Die wilde Jagd ist die deutsche Übersetzung und Bezeichnung für Volkssagen, die viele Völker Europas kennen. Den Begriff "wilde Jagd" prägte in Deutschland Jacob Grimm 1835 in seinem Werk "Deutsche Mythologie". Alle europäischen Sagen beziehen sich auf eine Gruppe übernatürlicher Jäger, die über den Himmel jagen. Sie zu sehen oder gar zu beobachten, konnte bedeuten, dass dieses Ereignis Vorbote kommender Katastrophen wie Dürren, Krankheiten oder Kriege war; es konnte auch den nahen Tod des Beobachters bedeuten oder auch die Notwendigkeit, dass der Beobachter am Zug teilnehmen musste.

Am Zug der wilden Jagd nehmen Männer, Frauen und Kinder teil, meist solche, die vorzeitig einen gewaltsamen oder unglücklichen Tod gefunden haben. Der Zug besteht aus den Seelen der Menschen, die "vor ihrer Zeit" gestorben sind, also durch Umstände verursacht, die vor dem natürlichen Tod im Alter eintraten. Legendarisch ist überliefert, dass Menschen, die den Zug betrachten, mitgezogen werden und dann jahrelang mitziehen müssen, bis sie befreit werden. Auch Tiere, vornehmlich Pferde und Hunde, ziehen mit.

Die Wilde Jagd tritt dem Menschen nicht feindlich entgegen; aber es ist anzuraten, sich im Haus einzuschließen oder wenigstens im Haus zu bleiben und zu beten. Wer das Heer provoziert oder verspottet, wird unweigerlich Schaden davontragen, und wer absichtlich aus dem Fenster sieht, um das Heer zu betrachten, dem schwillt etwa der Kopf an, so dass er ihn nicht zurückziehen kann, sagt die Legende.

Die Raunächte

Die ursprüngliche Zeitspanne der Raunächte mit der "wilden Jagd" lag zwischen der Wintersonnenwende, also dem 21. Dezember und, zwölf Nächte weiter gerechnet, dem 2. Januar; seit der römischen Antike hat sich das europäische Brauchtum auf die Zeit vom 25. Dezember bis zum 6. Januar festgelegt.

 

 

Odin

Regional und weltweit eine sehr unterschiedliche Deutung der wilden Jagd

Die wilde Jagd ist in Skandinavien als Odins Jagd oder asgardischer Zug oder Fahrt nach Asgard (Asgard ist der Wohnsitz des Göttergeschlechts der Asen in der Edda; die Edda sind zwei Schriftwerke in altisländischer Sprache, die skandinavische Götter- und Heldensagen zum Thema haben) bestens bekannt und eng mit der Julzeit (Zeitraum analog unserer heutigen Weihnachtszeit) verbunden. In der Schweiz und in Schwaben lebt der Bezug zu Wotan und Odin im Namen Wüetisheer auf. In den Alpen nennt man die wilde Jagd Gratzug. In England heißt er Wild Hunt. In Frankreich hat er die Namen Mesnie Hellequin, chasse fantastique, chasse aérienne oder chasse sauvage.

Ähnlich ist der Begriff in Übersee, im französischsprachigen Teil Kanadas, mit Chassegalerie. In Kanada verschmolz die Sage mit indianischen Motiven. Dort fahren die Jäger in einem Kanu über den Himmel.

Die Italiener verwenden die Begriffe caccia selvaggia oder caccia morta. In Thüringen heißt der Anführer der Meute Elbel, in Schwaben heißt der Anführer der wilden Jagd Berchtold; er ist weiß gekleidet, sitzt auf einem Schimmel und wird vor einer Meute weißer Hunde begleitet.

Wales kennt die Wilde Jagd mit dem Anführer Arawn, seinen Hunden und der grausigen Matilda, einem grausamen, gruseligen Weib aus der keltischen Mythologie. verbunden.

In Schweden jagt der Anführer Odin eine mythische "Waldfrau" namens Huldra. In England gilt Herne der Jäger als Anführer der wilden Jagd.

In Deutschland sind noch einige Mythengestalten besonders zu erwähnen, zum Beispiel Hans von Hackelnberg als Odin in verschiedenen Sagen des norddeutschen Raums. Im Saarland muss Maltitz auf ewig die wilde Jagd anführen, weil er einmal am Karfreitag die Jagd ausgeübt hat.

In der Prignitz in Brandenburg jagt während der "Twölven" (12 Tage) Frau Gauden mit ihren 24 hundsgestaltigen Töchtern auf einem Wagen durch die Lüfte.

Viele Beispiele werden dazu noch aus deutschen Landesteilen und anderen Ländern berichtet, aber der Mythos stammt immer aus den selben Quellen der Götter- und Sagenwelt, den überlieferten Sagen und über Jahrhunderte gepflegten sonstigen alten, von Generation zu Generation immer wieder weiter gegebenen Erzählungen.

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