Der vielleicht 1. selbstgebastelter Weihnachtskalender mit Wibele

Das gegenwärtige Angebot an Adventskalendern ist unglaublich umfangreich. Es reicht von nostalgischen Bildkalendern bis hin zu gefüllten Kalendern voller Spielzeug, Kosmetikartikel, Whisky, Gewürze und, und, und. 

Als die Großeltern von heute Kinder waren, hatten sich Weihnachtskalender mit 24 aufklappbaren Türchen weit verbreitet. Hinter den Türen verbargen sich meist Bilder, Verse oder sogar ein Stück Schokolade. Einige Generationen vorher begnügten sich mit einfachen Dingen wie vierundzwanzig Kreidestrichen an der Wand oder Strohhalmen für die Wiege des Christkindes. Doch in einer Pfarrersfamilie im schwäbischen Maulbronn entstand etwas Besonderes. Selma Lang – Ehefrau eines Pfarrers und Tochter eines Verlagsbuchhändlers – zeichnete 24 Felder auf ein Stück Pappe und nähte in jedes Feld ein Wibele genanntes Süßgebäck. Ihr Söhnchen Gerhard durfte vom 1. bis zum 24. Dezember täglich ein Gebäckstück davon abschneiden und vernaschen.

Wie Adventskalender in den Handel kamen

Der so verwöhnte Sohn absolvierte später eine Buchhändlerlehre und entwickelte die Idee seiner Mutter weiter. Zunächst ersann einen vorweihnachtlichen Ausschneidekalender mit Klebebildchen. Dafür verfasste er kleine Gedichte und der Illustrator Richert Ernst Kepler malte passende Bildchen dazu. Gedruckt wurde der Weihnachts-Kalender in der lithografischen Anstalt F. Reichhold in München. Offenbar kam das Produkt bei der Kundschaft gut an und Lang wurde bald darauf Teilhaber jener Kunstdruckanstalt. In dieser Funktion trieb er das Weihnachtskalenderprojekt stetig voran und formte den Betrieb sozusagen zu einem Weihnachtskalenderverlag um. Unter anderem produzierte der Verlag den Münchner Motto-Weihnachtskalender "Im Lande des Christkindes". Diese Geschichte trug sich in der Zeit zwischen 1881, dem Geburtsjahr von Gerhard Lang und der Schließung des Verlags um 1940 zu.

Obwohl die Firmengeschichte von Reichhold & Lang endete, ging die Erfolgsgeschichte des Adventskalenders ging unaufhaltsam weiter. Schließlich fanden sich recht schnell weitere Hersteller, die den Bedarf und die Nachfrage nach Weihnachtskalendern deckten. Dazu gehörte beispielsweise Richard Sellmer in Stuttgart, Firmengründer des noch heute produzierenden Sellmer-Verlags. Er fertigte seinen ersten Weihnachtskalender im Wohnzimmer seines Hauses an und erhielt am 6. Dezember 1945 von der amerikanischen Besatzungsbehörde die Druckgenehmigung für die Kalenderproduktion. So brachte Sellmer mitten in der Vorweihnachtszeit einen kunstvoll gestalteter Motivkalender mit 24 Türchen unter dem Namen "Die kleine Stadt" heraus. Und zwar mit großem Erfolg. Darauf baute er auf, erweiterte in den Folgejahren sein Kalenderprogramm und machte den Türchenkalender zum Exportschlager. Denn er knüpfte beispielsweise Kontakte zu US-amerikanischen Kunden, die Weihnachtskalender in Übersee vertrieben. Spätestens nachdem sich die Familien der US-Präsidenten Eisenhower und Nixon mit einem Sellmerkalender fotografieren ließen, wurde der Adventskalender USA populär.

Inzwischen ist der Advents- oder Weihnachtskalender weltweit bekannt und beliebt und gehört zur Vorweihnachtszeit in vielen Teilen der Welt.

 

Wussten Sie, wie der Schwibbogen genannte Lichterbogen aus dem zur Weihnachtsbeleuchtung wurde? Er kam aus dem Erzgebirge, lesen Sie die ganze Geschichte:Wie ein Bergschmied mehr Licht in die Weihnachtszeit brachte.

Heidinka, am 03.12.2023
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Bildquelle:
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