Atomkraftwerke in der DDR - das Schicksal war gnädig....
Eine kleine Geschichte der Atomkraftwerke in der DDR. Ein rohstoffarmes Land wäre eigentlich der klassische Standort für AKW gewesen, aber.....Geplatze Träume, verflogene Gefahren....
In der aktuellen Diskussion um Gefahren der Atomenergie steht die Frage : wie war das mit den Kernkraftwerken in der DDR ? War das Land, das sich selbst zerstörte, indem es Energie aus Braunkohle gewann, nicht ein idealer Standort für diese Technologie? Kann man sich beim Anblick der ökologischen Folgen der Braunkohleverwendung gar vorstellen, dass man dort gnädiger mit den Gefahren umging? Und ist nicht ein Staat, in dem es keine freie Presse gibt, keine freie Umweltbewegung und keine daraus resultierenden Diskussionen, ein gutes Pflaster für die Betreiber der Kraftwerke?
Eigentlich müßte man diese Fragen mit Ja beantworten, dabei erstaunt es doch, dass im Jahre 1989 auf dem Gebiet der DDR nur zwei Kernkraftwerke und eine Baustelle für ein KKW existierten. Ein beachtlicher Zustand für ein Land, das kurz vor dem Energiekollaps stand. Was waren die Ursachen?
Mit der Verschärfung des kalten Krieges war ziemlich schnell klar, dass man bei der Technologie der Kraftwerksanlagen auf den sowjetischen Partner angewiesen war. Die dabei auftretenden Mängel in Technologie und Sicherheit blieben den entsprechenden Experten nicht verborgen, auch wenn die gesamte Kernenergieversorgung "Chefsache" der Staatssicherheit war.
Versuche, aus dem sowjetischen Monopol auszubrechen, gab es (z.B. plante man Anfang der 1970er Jahre den Einkauf westdeutscher Technologie für das geplante KKW Stendal), sie scheiterten jedoch an beiden Seiten (schließlich gab es auch im Westen das Verbot, strategisch wichtige Technologien in Ostblock-Länder auszuführen. Im Rahmen der Agonie der sowjetischen Wirtschaft in der Breshnew-Zeit wurde die Bindung an die sowjetische Technologie immer verhängnisvoller : vereinbarte Lieferungen wurden nicht eingehalten, die schlechte Qualität der gelieferten Produkte wurde versuchsweise mit immer mehr Abweichungen in der Ausführung der Konstruktion in der DDR ausgeglichen...
Man hat den Eindruck, dass die Führung der DDR nach dem verhängnisvollen Tschernobyl-Unglück zwar demonstrativ auf der Seite des sowjetischen Partners stand, sich jedoch innerlich von einem weiteren Ausbau der Kernkraftwerke verabschiedet hatte.
Das KKW Stendal, zuletzt größtes Investitionsobjekt der DDR, konnte nicht mehr fertiggestellt werden : wohl mehre Milliarden DDR-Mark wurden hier im wahrsten Sinne des Wortes in den Sand gesetzt.
Arbeitete das kleine KKW Rheinsberg (nördlich von Berlin) mit seinen 70 KW seit den 1960er Jahren relativ ruhig vor sich hin, gab es dann beim zweiten KKW der DDR, Lubmin bei Greifswald, das 1974 ans Netz ging, bereits größere Probleme. Die Anlagen der ersten vier Blöcke waren 1989 marode, die Wartungsintervalle wurden immer größer, bei zusätzlichen Blöcken gab es bereits bei der Inbetriebnahme 1989 größere Probleme. Eine Nachrüstung von Lubmin wäre für jeden Investor so teuer geworden, dass sich ein Betrieb nicht mehr gelohnt hätte. Übrigens sollte Rheinsberg selbst nach Planungen der DDR 1992 abgeschaltet werden.
Am 3. Oktober 1990 ging also die DDR ohne aktives KKW in die deutsche Einheit, allerdings darf der Steuerzahler heute noch für die Folgekosten aufkommen. Man sollte hier noch erwähnen, dass es für den radioaktiven Müll zwar ein Zwischenlager in DDR gab, die Frage eines Endlagers ist jedoch nie entschieden worden.
Die Lage der "großen" KKW (Lubmin und Projekt Stendal) scheint sehr aufschlußreich : Lubmin in einem Badeort, an der Ostsee. Das heißt, bei einem Störfall hätten die Schweden und Polen mehr abbekommen als die Berliner! Und Stendal? So nördlich an der Elbe, dass eine Kontaminierung des Wassers eher den Niedersachsen und Hamburgern geschadet hätte als den Bewohnern der DDR:
Wikipedia zum KKW Rheinsberg
Wikipedia zum KKW Greifswald
Wikipedia zum KKW (Projekt) Stendal
Sehr aufschlußreicher Artikel über das energiepolitische Ende der DDR
Bildquelle:
Kuscheltier
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