"Attack the Block": Science-Fiction-Komödie
Aliens greifen an! Nicht in New York oder Los Angeles, sondern ausgerechnet in einem tristen Londoner Stadtteil, wo plötzlich eine jugendliche Gang die Erde verteidigen muss.Der Himmel fällt ihnen auf den Kopf!
Die hübsche Krankenschwester Sam (Jodie Whittaker) will nach einem harten Arbeitstag nur nach Hause. Dummerweise läuft sie einer jugendlichen Gang rund um den charismatischen Moses (John Boyega) über den Weg, die ihr ohne viel Federlesens das Handy und ihr Geld wegnimmt. Während Sam Angst hat, von den nur scheinbar "harten Jungs" abgemurkst zu werden, passiert das, wovor Gallier-Cheffe Majestix seit Jahren in den "Asterix"-Comics warnt: Der Himmel fällt den Menschen auf den Kopf! Irgendetwas kracht aus den Untiefen des Weltalls in einen parkenden Wagen und lenkt die Gangmitglieder von ihrem Opfer ab, das prompt die Flucht ergreift.
Anstatt ebenfalls das Weite zu suchen, nehmen die jungen Leute das seltsame Objekt genauer unter die Lupe. Das darin befindliche Wesen greift Moses an, der sich seiner Haut zu erwehren weiß. Als das entfernt an einen äußerst aggressiven, haarlosen Affen erinnernde Etwas die Flucht ergreift, wird es von den Jugendlichen verfolgt, gestellt und getötet. Denn ob Mensch oder Monster: In diesem Block haben sie das Sagen! Nach erfolgreicher Alienjagd schleifen sie das nunmehr harmlose Ungeheuer in die Wohnung von Drogenhändlers Ron (Nick Frost), der sofort ein Riesengeschäft wittert.
Etwas ganz anderes, nämlich einen toten Artgenossen, wittern hingegen jene Aliens, die kurze Zeit später ebenfalls in London vom Himmel fallen und sich sofort auf einen Rachefeldzug begeben. Unbeabsichtigt tappt Sam, die inzwischen die Polizei um Hilfe gebeten hat, in den Kleinkrieg zwischen außerirdischen und irdischen Außenseitern - und muss sich notgedrungen ausgerechnet mit Moses und seinen Jungs verbünden, wenn sie überleben möchte...
Krieg der gesellschaftlichen Welten
Wie jedes andere Filmgenre auch, wandelte sich der Science-Fiction-Film im Laufe der Jahrzehnte. Während "Kampf der Welten" (1953), das de-facto-Remake "Krieg der Welten" (2006) von Steven Spielberg oder zuletzt "World Invasion: Battle Los Angeles" (2011) klassische Abwehrschlachten der im Kampf gegen außerirdische Invasoren vereinten Nationen schilderten, nähert sich Regie-Neuling Joe Cornish der Thematik von einem ganz anderen Blickwinkel. Statt gewaltiger Materialschlachten liefern sich in seinem Debütfilm "Attack the block" Aliens und Menschen Einzelduelle. Dabei legt Cornish sein Augenmerk auf den Mikrokosmos "Problemviertel" inmitten der Metropole London. Die Konsequenz aus dieser Entscheidung: Weder die Freiheitsstatue, noch das "Weiße Haus" oder der Eiffelturm werden in genussvollen Zerstörungsorgien in Millionen Einzelteile gesprengt. Und das ist auch gut so!
Vom "Shaun of the Dead"-Macher
Denn nur auf diese Weise können die Genrekonventionen endlich einmal umgangen werden. Keine heldenhaften, zur Selbstopferung bereiten US-Soldaten, keine pathetische Reden schwingenden Präsidenten, keine jubelnd in die Verteidigungsschlacht ziehenden Menschenmassen. Das Szenario von "Attack the Block" ist weitaus profaner - und gleichzeitig fesselnder. Ausgerechnet gesellschaftliche Außenseiter müssen ihren Mut beweisen und zumindest ansatzweise Buße für das leisten, was sie aufrechten Bürgern wie Sam antaten. Natürlich ist es Zufall, dass Joe Cornishs Science-Fiction-Komödie nur wenige Wochen nach den Unruhen in London in den Kinos anlief. Der sozialkritische Unterton ist hingegen durchaus beabsichtigt, was gewiss auch an einem der Produzenten lag: Kein Geringerer als Edgar Wright, Mastermind der Kultfilme "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz", zeichnet für die Produktion verantwortlich.
Gegen Schwarz-Weiß-Denken
An klassisches Schwarz-Weiß-Denken ist trotz des satirischen Charakters in "Attack the Block" nicht zu denken. Die anfangs unsympathisch auftretenden Gangmitglieder zeigen im Laufe der Ereignisse aufrichtige Reue für ihr Fehlverhalten und erweisen sich als gar nicht so cool, wie sie sich selbst gerne sehen würden. Wenn ihnen schließlich eines ihrer Opfer, die von Jodie Whittaker glaubwürdig verkörperte Krankenschwester Sam, eher widerwillig Hilfe anbietet, ist der Zusammenprall der Wertegemeinschaften komplett.
Nur zu gerne würden Moses und seine Jungs in die Opferrolle schlüpfen und damit ihre Gemeinheiten entschuldigen. Freilich: Wenn sie hinter den Monstern ein Komplott der bösen Weißen gegen die armen Schwarzen vermuten, bringt dies nicht nur die Zuschauer zum Lachen. Stück für Stück demontieren die Aliens das Lügengebilde der ach so bedauernswerten Gangmitglieder, die sich als Unterdrückte wähnen und dabei gar nicht merken, wie sie anderen - und schließlich sich selbst - das Leben schwer machen.
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Lernen fürs Leben mit "Attack the Block"
Viele groteske Einfälle sorgen dafür, dass "Attack the Block" kein bierernster Science-Fiction-Kracher, sondern eine locker-leichte Komödie mit ironischem Augenaufschlag wird. Dankenswerterweise verzichtet Cornish auf naheliegende Kalauer oder mittlerweile obligatorische Referenzen an die Konkurrenz. Das hat sein Film gar nicht nötig, bezieht er sein komödiantisches Reservoir doch aus dem sich erstaunlich logisch entspinnenden Plot, der zudem eine interessante Prämisse aufweist: Der "Erstschlag" erfolgt von den unbekümmert grausamen Menschen, was zu den erwähnten Konsequenzen führt. In einer Szene bedauert Moses seine Tat und wünscht sich, er hätte die außerirdische Kreatur nicht getötet. Natürlich ist es in diesem Augenblick für Reue viel zu spät und alles, was Moses noch tun kann ist, seinen Freunden das Leben zu retten.
Überragender John Boyega
Apropos: John Boyega liefert als eben jener Moses eine grandiose Talentprobe ab und schultert den Film mühelos. Den unnötig aggressiven Bandenchef nimmt man ihm ebenso ab, wie den mitfühlenden jungen Mann. Einziger Wermuttropfen: Nick Frosts Rolle ist viel zu schmal bemessen und im Grunde genommen für die Story nebensächlich. Frost-Fans sollten sich von ihrem Liebling nicht allzu viel Präsenz erhoffen.
Technisch präsentiert sich der Streifen auf der Höhe der Zeit und vermag zu überzeugen, wiewohl das Alien-Design dem einen oder anderen Zuschauer eine Spur zu simpel erscheinen dürfte und etwas mehr Mut zur Kreativität vertragen hätte.
Kurzweiliger Spaß "Attack the Block"
Fazit nach rund eineinhalb Stunden: "Attack the Block" kann es an Kultpotenzial nicht ganz mit Edgar Wrights Geniestreichen "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" aufnehmen, legt aber einen weitaus raueren Charme an den Tag und sollte von keinem Science-Fiction-Fan verpasst werden. Schließlich hält der Film wertvolle Tipps bereit für den Fall, dass uns der Himmel dereinst doch auf den Kopf stürzen sollte. Es empfiehlt sich, Spritzpistolen, Feuerwerkskörper und Silvesterkracher bereit zu halten...
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Universal Hot Fuzz, USK/FSK: 16+ VÃ--Datum: 18.10.07
HOT FUZZ/SHAUN OF THE DEAD
Originaltitel: "Attack The Block"
Regie: Joe Cornish
Produktionsland und -jahr: GB 2011
Filmlänge: ca. 88 Minuten
Verleih: Wild Bunch Germany
Deutscher Kinostart: 22. September 2011
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildquelle:
http://www.amazon.de
(Horrorfilme: Nach wahrer Begebenheit oder frei erfunden?)