Azoren – Brückenkopf im Atlantik
Die Azoren waren immer ein Brückenkopf für Flugzeuge und Schiffe. Heute sind sie aber auch ein faszinierendes Urlaubsziel.Wir sollten den Glückseligen Inseln oder den Töchtern des Meeres, wie die Azoren auch liebevoll genannt werden, ruhig einmal etwas näher treten. Dom Henrique o Navegado, Heinrich der Seefahrer, schuf mit seinen Forschungen und Expeditionen im 15. Jahrhundert die Voraussetzung für die portugiesische Weltmacht. Auf der Suche nach neuem Land und eigenen Handelswegen wurde 1427 Santa Maria und Sao Miguel entdeckt, wenig später fand man auch Terceira, Sao Jorge, Faial, Graciosa und Pico. 1452 und 1466 kamen Flores und Corvo hinzu. Der Archipel im Atlantik war komplett entdeckt. Schnell waren die Inseln mit Familien aus der Algarve und dem Alentejo-Gebiet besiedelt. Die Insulaner entwickelten bald ein eigenes Nationalbewusstsein. Zwar gehören sie direkt zum Mutterland Portugal, fühlen sich jedoch als Azoreanos. Den Entdeckern der Eilande verdanken die Inseln den Namen. Beeindruckt von den zahlreichen über dem Archipel schwebenden Raubvögeln riefen sie "Agores – agores" aus, weil sie die Mäusebussarde für Habichte hielten.
Künftig sollten sich die Azoren als hervorragender Umschlagplatz für die Handelsflotten, Zwischenstation auf dem Weg in die Neue Welt und Rastplatz für Brasilienfahrer erweisen. Mit dem Handel war bald nicht mehr viel Staat zu machen und die Neue Welt benötigte auch keine neuen Eroberer mehr. Ihren strategischen Wert behielten die Inseln mitten im Atlantik jedoch bis heute. Von Madeira ist die südlichste Azoreninsel, Santa Maria, etwa 900 km entfernt, von Lissabon 1510 km, die nördlichste, Corvo, liegt von Madeira 1400 km und von Lissabon 1885 km entfernt. Bis New York sind es fast 4000 km.
Die neun Inseln bringen es auf eine Gesamtfläche von 2344 Quadratkilometer, was etwa den Ausmaßen des Großherzogtums Luxemburg entspricht. Heute leben auf dem Archipel 247.000 Menschen. Sämtliche Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Fünf von ihnen erlebten in historischer Zeit Vulkanausbrüche. Der letzte 1957/58 fand auf Faial statt. Auf zwei Vulkantypen trifft man hier: Kegelvulkane (wie der Fujijama oder der Vesuv), das schönste Beispiel auf den Glückseligen Inseln gibt der Pico, nach dem auch die Insel benannt wurde. Der zweite Typ sind die Spaltenvulkane - eine Reihe von Ausbruchsherden, die sich teilweise über mehrere Kilometer in gleicher Richtung hinziehen.
Häufig findet man auf den Azoren Kalderen - Kraterkegel von oft erstaunlicher Größe, die, wenn sie sich mit Wasser füllten, zu wunderschönen Seen wurden. Heiße Quellen, Thermalquellen, Springquellen und Schlammsprudel weisen auf den immer noch tätigen Vulkanismus der Töchter des Meeres hin. So wird das Landschaftsbild der Azoren von den Vulkankegeln, Kratern und Kalderen bestimmt. Den Küsten ist flaches Schwemmland vorgelagert, sie selbst fallen oft steil ins Meer. Die Inseln sind bis auf das Innere von Terceira und Pico sehr fruchtbar und der Atlantik hält hier einen sehr großen Fischreichtum bereit. Unterstützend kommt das günstige Klima hinzu. Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 17° Celsius, die Wassertemperatur - begünstigt durch den Golfstrom - schwankt zwischen 17° und 24° Celsius. Das milde Klima, die fruchtbaren Böden lassen eine Vielfalt exotischer und einheimischer Pflanzen gedeihen. Die Fülle der Blumen ist überschwenglich. Hortensien, Hibiskus, Azaleen, Lilien, Orchideen.
Etwas mager sieht es in der Tierwelt aus. Nutzvieh bestimmt das Bild. Rinder- und Schweineherden gedeihen auf saftigen Weiden. In den höheren Regionen der Inseln finden Schafe noch ausreichend zu fressen. Kaninchen leben wild. Auf Sao Jorge in solchen Mengen, dass von einer Plage gesprochen wird. Die zahlreichen Vogelarten können einen dann wieder trösten. Die Agoreanos bestellen ihre - mit Hecken geschützten - Äcker mit Weizen, Mais, Kartoffeln, Gemüse, für den eigenen Gebrauch. Ihr besonderes Interesse gilt der Viehhaltung und der Milchproduktion. Tee und Ananas sind weitere Exportgüter. Beides wird nur auf Sao Miguel kultiviert. Wenig Bedeutung hat bisher der Fischfang. Den traditionsreiche Walfang auf allen Azoreninseln, der nach alter Sitte betrieben wurde, gibt es heute nicht mehr.
Die natürliche vielfältige Schönheit der Inseln der Glückseligkeit, das Klima, das Wassersport während des ganzen Jahres zulässt, die gastfreundlichen Insulaner, die gepflegten Kulturdenkmäler, das ursprüngliche Brauchtum, das zauberhafte Licht der Inseln, lassen die Töchter des Meeres für den Tourismus auserwählt scheinen. Die Azoren sind keine Inseln vergangener Jahrhunderte im Meer der Moderne, doch haben Brauchtum und Althergebrachtes einen festen Platz im Leben der Acpreanos. Folkloristisches wird nicht dem Gast zuliebe vorgeführt, sondern aus eigenem Bedürfnis praktiziert. Dabei haben sich einige religiöse Bräuche erhalten, die in der Welt einzigartig sind.
Während der vergangenen 40 Jahre haben sich die Azoren dem Tourismus erschlossen. Die Übernachtungszahlen sprechen von steigender Tendenz. Selbst auf den verwöhntesten Gast haben sich die Agoreanos eingestellt. Die Inseln sind untereinander durch Fähr- und Flugverbindungen zu erreichen. Verlockende Programme wurden ausgearbeitet, um die Vielseitigkeit der Inseln zu beweisen. Inselrundfahrten erlauben immer neue Einblicke in die Schönheit der Landschaft inmitten des Meeres. Zu Fuß und auf Maultierrücken können Bergwanderungen unternommen werden, und dabei dürfte wohl am reizvollsten die Besteigung des höchsten Berges der Inseln und Portugals sein, des 2345 Meter hohen Pico.
Auf der wohl weltoffensten Insel des Archipels, Faial, bietet sich im Hafen von Horta (ein Begriff auch für das erste Transatlantik-Telefonkabel) eine originelle Attraktion. Seit dem 18. Jahrhundert liefen immer mehr Segler aus aller Welt hier ein. 1755 auch James Cook. An der 370 Meter langen Kaimauer treffen sich noch heute Segler und Yachten aller Nationen, und die Besatzungen verewigen sich dort mit Inschriften und Malereien. Es ist noch genügend Platz für weitere Kunstwerke. Auch Sir Francis Chichester trug zur Gestaltung der Mauer bei.
Wer bei den Töchtern des Meeres Ferien macht, wird ihrem anmutigen, stillen Zauber erliegen, wird den Abenteurer und Entdecker in sich finden und bei der natürlichen, reinen Schönheit der Landschaft die Gegenwart vergessen. Kommen Sie auf die Azoren. Und sei es im Rahmen einer Transatlantik Kreuzfahrt. Routen und Preise finden Sie beim Spezialisten Seereiseplanung.
Bildquelle:
a.sansone
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a.sansone
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