Die Story von "Battleship": Kitsch as Kitsch can!

Dass mit Alex (Taylor Kitsch) was nicht stimmt, hat sogar sein eigener Bruder Stone (Alexander Skarsgård) erkannt. Eigentlich stünden dem muskulösen Feschak alle Türen zu einer großen Karriere offen. Doch der Heißsporn versteht seine Emotionen nicht zu kontrollieren. Trotzdem scheint er es zu was zu bringen, als er sich bei der Navy bis zum Lieutenant hocharbeitet und das Herz der nicht unhübschen Physiotherapeutin Sam (Brooklyn Decker) erobert.

Dummerweise ist Sam aber Admiral Shanes (Liam Neeson) Tochter, der auf den jungen Lieutenant nicht gut zu sprechen ist. Bei einem internationalen Flottenmanöver vor Hawaii gerät Alex mit einem japanischen Kapitän in Streit und prügelt sich mit diesem. Es sieht ganz so aus, als würde seine Karriere unrühmlich und vorzeitig enden.

Aber dann geschieht etwas völlig Unerwartetes: Außerirdische Raumschiffe prasseln vom Himmel herab, zerstören halb Hongkong und schirmen Hawaii durch ein undurchdringliches Kraftfeld komplett vom Rest der Welt ab, um eine Basis zu errichten und extraterrestrische Verstärkung anzufordern.

Nun liegt es an den eingeschlossenen Zerstörern, den Invasoren die Stirn zu bieten. Allerdings stehen die Chancen hierfür schlecht, verfügen diese doch über die fortschrittlichere Technologie. Ein Battleship nach dem anderen wird versenkt, die Flottenstützpunkte auf den hawaiianischen Inseln werden regelrecht pulverisiert. Ausgerechnet Alex kommandiert das letzte verbliebene Schiff in einem Gewässer, das von den Außerirdischen beherrscht wird. Und zu allem Überfluss befindet sich Freundin Sam inmitten des Hauptquartiers der Aliens...

Trailer "Battleship"

Vom Brettspiel zum Spielfilm "Battleship"

Die Idee, Spielzeug in Spielfilme zu verwandeln, ist natürlich nicht neu. Mit seinen "Transformers"-Filmen stieß Regie-Titan Michael Bay aber in völlig neue Dimensionen vor: Jeder der bislang drei Filme spielte fast eine Milliarde Dollar ein. Da muss man schon ein sehr guter Verkäufer sein, um ähnlichen Umsatz mit Plastikfigürchen zu schaffen!

Kurioser mutete da schon Peter Bergs ("Hancock") Verlautbarung an, ein Brettspiel zu verfilmen. "Battleship", in hiesigen Breiten besser bekannt als "Schiffe versenken", sollte in die Fußstapfen der "Transformers"-Reihe treten.

Kein "Treffer, versenkt" in "Battleship"?

Verständlicherweise rief dies Skepsis und Spott hervor: Wann würde wohl "Mensch ärgere dich nicht" auf der Leinwand zu sehen sein? Das fertige Resultat hat allerdings - soviel darf verraten werden - mit dem Brettspiel "Schiffe versenken" weniger gemeinsam, als der 1. FC Köln mit der deutschen Meisterschaft. Einige vage Anspielungen in Form eines Rasters, das den vermuteten Aufenthaltsort der außerirdischen Raumschiffe anzeigt sind praktisch alles, was als Reminiszenz an das beliebte Spiel verstanden werden kann. Nicht einmal der Ausdruck "Treffer, versenkt" fällt ein einziges Mal. Stattdessen klatscht Peter Berg ein enorm teures Actionspektakel auf die Leinwand, das größtenteils verheerende Kritiken erntete.

 

Schwacher Plot

Durchaus berechtigt, denn der Plot gibt nicht wirklich viel her. Mit der Beschreibung "US-Militär bekämpft außerirdische Invasoren" ist im Grunde genommen fast die gesamte Handlung bereits umrissen. Richtig Fahrt nimmt der Film ohnehin erst nach gut einer halben Stunde auf, wenn der erste Akt (Charakterisierungen der Protagonisten, Aufbau des Settings) endlich abgeschlossen ist. Gerade durch diese ersten Filmminuten muss man sich wie ein Schiff durch stürmische See kämpfen.

 

Bei "Armageddon" abgekupfert

Der ehemalige Schauspieler Peter Berg offenbart beim dramaturgischen Aufbau enorme Schwächen und lässt den Zuschauer das eine oder andere Mal peinlich berührt zusammenzucken. Etwa, wenn Jungstar Taylor Kitsch auf buchstäblich kriminell dümmliche Weise "die schöne Blondine, die in hautengen Shirts die abgefuckte Spelunke betritt" (TM Hollywood) anbaggert - und natürlich ihr Herz erobert. Dagegen wäre nichts einzuwenden, endete dies nicht in einer schamlos bei "Armageddon" abgekupferten Schmachtszene, bei der eine kostenlose Kotztüte zur Kinokarte selbstverständliches Service darstellen sollte.

"Battleship": Großartige Action

Ganz zu schweigen vom völlig witzlosen Pseudo-Humor, den man in praktisch exakt derselben Form und Ausführung aus jedem zweiten Actionfilm kennt. Was im zweiten Akt von "Battleship" folgt, ist dann endlich das, worauf man gewartet hat: Satte Action! Über Sinn, Unsinn, Logik und Ungereimtheiten darf man sich freilich keine großen Gedanken machen. Wenn die Außerirdischen fiese Waffensysteme einsetzen und die Navy mit Beschuss aus allen Rohren antwortet, weiß der Streifen sein Publikum zu befriedigen. Schließlich entspricht dies den Erwartungen an einen Film, der den Titel "Battleship" trägt. Der Pennäler-Humor und die schmalzige Schmalspurromanze - beides wohl als Hommage an Blockbuster-Primus "Transformers" gedacht - locken die weiblichen "Titanic"-Fans aus dem Saal nebenan nämlich garantiert nicht in diesen Film.

 

2D besser als 3D

Bei den Schlachten auf offener See offenbart der Film seine Stärken: Technisch ist das fein getrickst und obwohl in 2D gedreht, erreichen manche Aufnahmen größere Tiefe als all die anderen krampfhaft auf schickes 3D getrimmten Konkurrenzprodukte. Mitunter verliert sich Regisseur Berg in unnötigem Zeitlupen-Schnickschnack. Im Großen und Ganzen vermögen die Kampfszenen zu überzeugen. Spannend ist dies alles nicht. Zu holzschnitzartig agieren die Figuren (Der herzensgute Heißsporn, die Vorlaute, der steife Nerd, der in Technik- und Strategiebelangen brillante Japaner, etc.), zu vorhersehbar ist die Handlung über weite Strecken hinweg. Vor allem aber enttäuschen die komplett konturlosen Aliens, deren Kampfanzüge verdächtig an jene aus dem Actionspiel "Halo" erinnern. Geflissentlich sollte man auch über deren rätselhafte Verhaltensweisen hinwegsehen, sowie völlig unglaubwürdige Kampfverläufe.

 

Liam Neesons Cameo

Die schauspielerischen Leistungen sind in einem solchen Spektakel eher Kokolores. Taylor Kitsch wird die weiblichen Zuschauer gewiss verzücken, Ex-Model Brooklyn Decker wird von ihrem eigenen BH an die Wand gespielt und Sängerin Rihanna ist bei ihrem Filmdebüt in geschlossener Uniform kaum zu erkennen. Richtiggehend ärgerlich mutet aber der Etikettenschwindel rund um den alten Haudegen Liam Neeson an. Während Filmposter und vor allem die Trailer suggerieren, dass er die Hauptrolle spielen würde, kann man seine reelle Leinwandpräsenz  höchstens als Cameo bezeichnen. Das grenzt meiner Ansicht nach an mutwillige Täuschung und hinterlässt einen mehr als schalen Nachgeschmack.

"Battleship" erinnert an "Der letzte Countdown"

Vielen Kritikern stießen der US-Patriotismus und die angebliche Kriegsverherrlichung sauer auf. Wenig überraschend stellen vom US-Militär protegierte Filmprojekte die eigene Identität nicht in Frage, was für Science-Fiction-Klassiker wie "Der letzte Countdown" natürlich genauso gilt, wie für berüchtigte Propagandawerke der Marke "Top Gun" oder eben "Battleship".

Allerdings übertreibt es der 200-Millionen-Dollar-Kracher nicht und findet sogar versöhnliche Töne mit dem ehemaligen Erzfeind aus Japan. Letztendlich ist es die Kooperation mit den Japanern, die dafür sorgt, dass sich die Menschheit über Wasser halten kann. Und wie, wenn nicht mittels Gewaltanwendung, sollte eine außerirdische Invasion wohl abgewehrt werden? Mit Gutmenschen-Rhetorik? Multiversum-Kulti? Friedenshaschpfeife rauchen, Ingwertee trinken und die missverstandenen Invasoren ganz doll lieb haben?

 

Thunderstruck

Wer ein Problem mit lärmendem Schlachtengetümmel hat, wird beim Actionfilm "Battleship" nur mit den Augen rollen oder sich entsetzt abwenden. Dieser Streifen richtet sich vornehmlich an ein Publikum, das sich ohne jeglichen Anspruch unterhalten lassen möchte. Dieses Ziel erreicht der Film nach zähem Beginn denn doch noch, wenngleich die vielen Klischees und vorhersehbaren Handlungselemente den Spaß trüben.

Dem öden dramatischen Anstrich nimmt Peter Berg dankenswerter Weise den Wind aus den Segeln und zeigt das, was der geneigte Zuseher bewundern möchte: Dicke Wummen, viel Krach und Getöse, eine Prise Apokalypse. Mit einem strafferen Drehbuch, gewitzteren Dialogen und etwas intelligenter agierenden Außerirdischen ausgestattet, hätte " Battleship" ein richtig guter Actionfilm werden können. In der vorliegenden Form vermag er wenigstens über weite Strecken hinweg zu unterhalten- insbesondere in jenen Szenen, wenn zu "Thunderstruck" von AC/DC durchaus augenzwinkernd ironisch zum Gegenschlag ausgeholt wird.

 

Unterhaltsamer Blödsinn

Fazit: Anfangs langweiliges, später aber unterhaltsames Science-Fiction-Spektakel ohne jeglichen Anspruch. "Battleship" ist die launige Antithese zu Michael Bays Schrottbustern, sollte aber nicht in Anwesenheit kleiner, grüner Gutmännchen genossen werden.

Originaltitel: Battleship

Regie: Peter Berg

Produktionsland und -jahr: USA, 2012

Filmlänge: ca. 131 Minuten

Verleih: Universal

Deutscher Kinostart: 12.4.2012

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

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