Bergsteigen mit dem Hund
Bergsteigen mit dem Hund Tipps, Tricks und Erfahrungen zum Skifahren, Mountainbiken und Wandern mit treuem BegleiterBergsteigerhund
Meine Golden-Retriever-Hündin Happy hat mich elf Jahre lang auf zahllosen Bergtouren begleitet und im Lauf der Zeit viele Dreitausender bestiegen. Dass auch Tiere Freude am Bergsteigen haben, ist offensichtlich, denn nie hat mein Hund so viel Spass gehabt, neue Erfahrungen gemacht, sich glücklich in Schlamm oder Schnee gewälzt oder auf dem Rücken im Schnee Rutschbahn geschlittert wie auf Bergtouren.
Wurde abends der Rucksack gepackt, schlief der Hund quer vor der Tür, um nicht vergessen zu werden.
Am Gipfelkreuz musste sie immer die erste sein!
Winter
Voraussetzungen
Der Hund sollte nicht jünger als ca. 10 Monate sein. Sonst kann die Belastung für die Hüften zu Schädigungen führen. Dazu bewegen sich junge Hunde ungestüm wild und können wie im Spiel hinter rollenden Steinen her in den Abgrund springen.
Einfache Befehle sollten verlässlich befolgt werden (z.B. "Halt!").
Agilitytraining und Ausbildung auf dem Hundeplatz sind nicht notwendig, erleichtern aber Vieles.
Gibt es geeignete und ungeeignete Rassen? Oh ja... die Beine dürfen nicht zu kurz und das Fell nicht zu lang sein, das ist im Schnee wichtig!
Deutscher Schäferhund oder die Retrieverrassen sind z.B. hervorragend geeignet, Gebirgsbracken prädestiniert!
bergauf
Erste Schritte
Das Heranführen junger Hunde an die Gefahren der Berge ist nicht leicht.
Laufen und Springen soll vermieden werden.
Hier muss auch erwähnt werden, dass bergsteigende Hunde im Steilgelände Steinschlag auslösen können... kann man ihnen leider nicht abgewöhnen!
Man muss dem Hund jeden Abgrund zeigen und ihn den Respekt lehren, den man selbst davor hat.
Später kann der Hund sich dann frei, ohne Leine und Halsband bewegen.
Strenge Worte, Schimpfen oder gar Schieben bzw. Ziehen an Stellen, wo der Hund Angst zeigt, sind absolut falsch. Bewährt hat sich spielerisches Heranführen, Lob und positive Bestärkung. Voraussteigen und dem Hund die eigene Freude am Tun zu zeigen kann manchmal noch mehr bewirken als ein Leckerli!
Beim Klettern sollte der Hund später immer voraussteigen, beim Skifahren und Mountainbiken hinterherlaufen. (sonst Kollisionsgefahr!)
Schnee und Sonne
Was der Hund braucht
Am wichtigsten ist Wasser, das muss man im Sommer auf Touren ohne See oder Bach immer dabeihaben.
Ohne Nahrung kommt der Hund tagelang aus, ohne Wasser bei Hitze keine halbe Stunde.
Leckerli sind natürlich immer willkommen!
Im Winter liegt Schnee, und wenn der Hund ihn verträgt braucht man kein Wasser mitnehmen. Wer je in Grönland mit Schlittenhunden unterwegs war, weiß, wie gut das selbst bei körperlichen Höchstleistungen funktioniert.
Zur Rast kann man dem Hund mit der Lawinenschaufel in wenigen Minuten einen ebenen, windgeschützten Platz schaufeln.
An sehr kalten Wintertagen hat sich eine auf halb geschnittene Isomatte bewährt als Unterlage im Hundebiwak, sie nimmt keinen Platz weg und wiegt nicht viel.
Schneesturm
Probleme und ihre Lösungen
Es klingt paradox, aber wenn etwas passiert ist, darf man den Hund niemals bedauern oder trösten!! Das versteht er als Wehklagen und fällt selbst mit ein: Hinken, keine Eigeninitiative und Nicht-mehr-weiter-wollen sind die Folgen. Ich bin ja soooo arm, helft mir doch, seht, wie schlecht es mir geht!
Ablenken in fröhlichem lustigen Tonfall wirkt dagegen Wunder.
Beispiele im Folgenden.
Wundgelaufene Pfoten: – vorbeugend ist "Ballistol Animal" aufzutragen, gibt's in der Apotheke. Das Schmerzempfinden des Hundes ist weitaus geringer als man denkt.
Happy ist mit den offenen Pfoten (siehe Foto) noch 1000 Höhenmeter abgestiegen, ohne Hinken, ohne Zögern, die Murmeltiere wurden auch noch gejagt.
Schwere Verletzungen : - erste Hilfe leisten wie beim Menschen!
Einen 27 Kilogramm schweren Hund zu tragen ist kein Vergnügen. Muss es doch sein, dann den Rucksack ganz eng und hoch schnallen und den Hund quer auf die Schultern (und den Rucksackdeckel) legen, Pfoten nach vorn und ggf. festhalten.
Am besten mal ohne Anlass üben, zur Gewöhnung.
Zugefrorenes Auge: - jetzt reichts aber wirklich, sofort umkehren, bei dem Wetter jagt man keinen Hund vor die Haustür!!
Sonneneinstrahlung auf dem Gletscher: - die Augen des Hundes mit Brille schützen?
Das ist nicht sinnvoll, das Gesichtsfeld wird eingeschränkt und die Aufmerksamkeit abgelenkt.
Nach meiner Erfahrung schützt der Hund sich selbst mit fast geschlossenen Augen.
Happy ist 13 Jahre alt und sieht noch jedes Leckerli, das angeflogen kommt.
nassgeschwitzt
"Mein Gott, ihr Hund hat aber geschwitzt!" kommentierte eine Wandersfrau vorwurfsvoll meinen patschnassen Hund... dabei hatte Happy sich im Gegensatz zu mir dauernd im Bach abgekühlt!
Schwitzen können Hunde an den Pfoten (Geruchsbelästigung!) und übers Maul, d.h. sie erzeugen durchs Hecheln Verdunstungskälte. Die Haut hat keine Schweissdrüsen.
Ist's dem Hund zu heiss, helfen nur Schatten, Ruhe und Wasser. Wie beim Herrchen auch.