Kakao entdeckten Spanier in Südamerika

Schon im ersten Jahrtausend v.Chr. wurde Kakao von den Völkern Mittelamerikas vielseitig genutzt. Die spanischen Eroberer unter Hernàn Cortez im Jahr 1519 fanden bei ihren aztekischen Gefangenen eine seltsame braune Paste. Dahinter verbarg sich ein Überlebenspaket. Fladen aus getrockneter Kakao-Mais-Masse wurden in Blätter gewickelt und halfen bei Hunger und Anstrengung zu überleben. Mit Wasser gekocht und verquirlt machten die Azteken ein Getränk daraus. Je nach Geschmack würzten sie es mit Pfeffer oder Vanille. Doch nicht nur als Kraftspender nutzten sie es, sondern auch als Gewichtseinheit und Zahlungsmittel. Die Spanier sollen in den Schatzkammern des Montezumas 25.000 Zentner Kakaobohnen gefunden haben. Das bedeutete in der Azteken-Gesellschaft einen unermesslichen Reichtum, denn 100 Bohnen kostete ein Sklave.

Kakaobohne (Bild: HelgaHenschel)

Kakaopflanzen im schwülen Tropenhaus

Der Rundgang durch die 3000jährige Kulturgeschichte startet mit großen Schautafeln, Abbildungen und Fotos über Anbau und Ernte von Rohkakao. Mitten im Raum liegt ein großer Einbaum aus Ghana, der 30 Jahre lang als Transportmittel für die Kakaobohnen von der Küste zu den großen Frachtern, die vor Reede lagen, diente. Doch genug der Theorie, das Tropenhaus wartet. Kakao ist nicht gleich Kakao. Weltweit gibt es 20 Wildarten, und der Geschmack ist so unterschiedlich wie bei Rebsorten. Die Hauptart heißt "Theobroma Cacao", wobei Theobroma "Götterspeise" bedeutet. Ursprünglich kam die Kakaopflanze, die mit dem Hibiskus und der Baumwolle verwandt ist, ausschließlich im tropischen Amerika vor. Heute ist das westliche Afrika - Nigeria, Ghana, Togo, Kamerun und vor allem die Elfenbeinküste - das Hauptanbaugebiet. Kakao und andere Pflanzen sind im feucht-warmen Dschungel zu sehen. Das Tropenklima lässt sich in einem Vollglas-Kubus von zehn Metern Höhe und rund 100 Quadratmetern Grundfläche herstellen. In dieser Tropenwelt sind ständig eine Temperatur von 25 Grad Celsius und eine Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent. Über Düsen versinkt der Komplex regelmäßig im Nebel. Neben den unterschiedlichen Kakaopflanzen finden sich im Tropenhaus noch Palmen, Vanille-, Bananenstauden und Kaffeepflanzen. Über zwei Ebenen können sich Besucher durch den Dschungel kämpfen und die tropische Schwüle am eigenen Leib spüren

Luxus-Getränk aus der Apotheke

Wie der Kakao dann nach Europa kam und als Luxusgetränk seinen Siegeszug durch die Adels- und Königshäuser antrat, verdeutlichen kostbare Objekte aus Porzellan und Silber. Schokoladentassen und -kannen belegen den feudalen Gebrauch der Luxusware an den Höfen und geben ein Stimmungsbild des Lebens der damaligen Adelsgesellschaft, das vom gepflegten Nichtstun geprägt war. Besonders herausragend ist der Kakaobecher mit Unterschale aus Böttgersteinzeug. Johann Friedrich Böttger (1682 - 1719) stellte als Vorläufer seiner Neuerfindung des Porzellans das rotbrennende Böttgersteinzeug her. Der wertvolle Becher im Museum ist außen glatt poliert, innen vergoldet und stammt aus der Zeit um 1710.

Die nächste Etappe zeigt die Entwicklung der Schokolade vom Luxusgetränk zum Genuss für jedermann. Hier sind unter andere historische Schokoladenpackungen zu bewundern. Viele Ausstellungsstücke sind in einer Drogerieeinrichtung aus den 30er Jahren dekoriert. Für uns heute höchst ungewöhnlich, aber damals wurde Schokolade nur im Block in Apotheken verkauft. In diesem Bereich finden interessierte Besucher auch Daten der technischen Entwicklung in einer Schokoladenfabrik, Zitate von Zeitzeugen aus vier Jahrhunderten und moderne Aspekte des Kakaogeschäftes, beispielsweise des Fair-Trades.

Schokolade an Bahnhöfen und auf der Zugspitze

 In der dritten Ebene beschäftigt sich der Besucher anschaulich mit den Wirkungen und Inhaltsstoffen der Schokolade. Seit die spanischen Eroberer im 16. Jahrhundert den Kakao nach Europa brachten, kursieren Mythen über die heilende und aphrodisierende Wirkung des exotischen Genussmittels. Trinkschokolade und später Tafelschokolade wurde zur Aufhellung der Stimmung oder um geschwächte Patienten zu kräftigen eingesetzt. Deshalb gab es Schokolade bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auch nur in Apotheken zu kaufen.

Der Rundgang endet mit historischer Schokoladenwerbung, alten Emaille-Schildern, Sammel-Bildern sowie kuriosen Schokoladen-Automaten der Jahrhundertwende. Solche Automaten standen auf Bahnhöfen in New York, auf der Zugspitze oder der Champs-Elysèes in Paris. Wer nach so vielen Eindrücken noch aufnahmefähig ist, setzt sich ins Schoko-Kino, das einen Kurzfilm zur Schokoladenherstellung und Werbespots von 1926 bis heute zeigt.

Schoko-Dom

Schoko-Dom (Bild: Schokoladenmuseum Köln, Pressefoto)

Tafelschokolade, Trüffel-Pralinen, Weihnachtsmänner und Osterhasen

Ebenfalls über zwei Ebenen erstreckt sich die Schokoladen-Manufaktur. Schokolade war und ist ein verarbeitungsintensives Produkt. Deshalb spielte die Maschinentechnik schon früh eine wichtige Rolle. Historische Maschinen, wie das Fünf-Walzenwerk aus dem Jahr 1873, in dem die Schokoladenmasse über Granitwalzen verfeinert wurde, steht neben der restaurierten Kakaobutterpresse. Dieses Gerät diente dazu, die Butter aus den Kakaobohnen zu pressen. Faszinierend ist die Miniaturproduktionsanlage. Eigens für das Museum ist sie konstruiert und gebaut worden, um dem Besucher zu zeigen, wie Tafelschokolade, Trüffel und Osterhasen oder Weihnachtsmänner entstehen. Rund 400 Kilogramm Fertigware wird in dieser maßstabgetreu verkleinerten Anlage täglich produziert. Bauteile aus Plexiglas geben einen genauen Einblick in die Produktion der leckeren Verführer

Schokoladen-Brunnen mit goldenen Kakaofrüchten

Glauben sich Schokoladenliebhaber schon im Schlaraffenland, so ist der Schokoladenbrunnen das Tüpfelchen. Selbst heute, wo es Süßes im Überfluss und preisgünstig zu kaufen gibt, vermittelt dieser Brunnen noch das Gefühl vom Paradies. Das Sinnbild des Schlaraffenlandes ist drei Meter hoch und stellt einen Baum mit goldfarbenen Kakaofrüchten dar. Das Kunstwerk fasst 200 Kilogramm warme, flüssige Schokolade. Aus vier Fontänen sprudelt Schokolade in die Brunnenschale. Museumsmitarbeiterinnen tauchen Waffeln in die Schokoladenmasse ein und reichen sie dem Besucher. 3000 Kilogramm flüssige Schokolade werden so pro Jahr verteilt. Beim Kosten kann man gleichzeitig den Blick auf Rhein und den Kölner Dom genießen.

Schokoladenbrunnen und Kölner Dom

Schokoladenbrunnen und Kölner Dom (Bild: Schokoladenmuseum Köln, Pressefoto)

Schokoladen-Museum Köln

LogoImhoffLindtAm Schokoladenmuseum 1a, 50678 Köln, www.schokoladenmuseum.de

Öffnungszeiten - Dienstag bis Freitag von 10.00 bis 18.00 Uhr (letzter Einlass 17.00 Uhr),
Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11.00 bis 19.00 Uhr (letzter Einlass18.00 Uhr). Montags geschlossen (außer im Dezember).
Geöffnet an allen Feiertagen (auch Oster- und Pfingstmontag) außer: Heiligabend, 1. Weihnachtsfeiertag, Silvester, Neujahr. Karneval ist das Museum von Weiberfastnacht bis einschließlich Aschermittwoch geschlossen.

Alle Ausstellungstexte sind zweisprachig (Deutsch und Englisch). Das Museum ist behindertengerecht gebaut (mehrere Aufzüge, Rampen für Rollstuhlfahrer sowie behindertengerechte Toiletten).

Schokoladen-Museen in Belgien und Schweiz

Lust bekommen auf weitere Schokoladenmuseen? Durchprobieren kann man sich noch in Brüssel, Caslano bei Lugano und in Perugia, nördlich von Rom.

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