Bilanz der Kirchen zum Corona Weihnachten
Antwort auf die Frage, wie Weihnachten 2020 von Christen in Deutschland gefeiert wurde, welche Folgen die Corona-Einschränkungen für den Gottesdienst hatten und ob der Glaube gleichbleibend blieb.In welcher Form waren Gottesdienste 2020 möglich?
In vielen Kirchengemeinden zeichnete sich schon im Advent ab, dass 2020 ein Weihnachtsgottesdienst in herkömmlicher Form nicht möglich sein würde. Die Verantwortlichen in den Gemeinden machten sich, in Abstimmung mit den örtlichen Corona-Bedingungen, Gedanken darüber, in welcher Form in ihrer Gemeinde eine gemeinsame Feier möglich wäre. In einigen Regionen waren Gottesdienste mit Abstand, im Freien möglich. Wo das nicht erlaubt war, wurden deutschlandweit unterschiedliche Alternativen zu etwa zehn Prozent, im Fernsehen, Radio oder online, angeboten. Einige Familien feierten, nach Auskunft der Befragten, einen Gottesdienst im Familienkreis.15 Prozent aller Befragten gaben an, dass es ihnen wichtig gewesen wäre, an Weihnachten einen Gottesdienst vor Ort besuchen zu können.
- In der evangelischen oder katholischen Kirche betrug dieser Anteil etwa 30 Prozent.
Insgesamt nahmen im Jahr 2020 tatsächlich rund gerechnet 11 Prozent der Bevölkerung in irgendeiner Form an einem Weihnachtsgottesdienst teil.
- Nur rund 5 Prozent der Bevölkerung besuchten 2020 an Weihnachten einen Gottesdienst vor Ort
- Alternativen wie Gottesdienste im Fernsehen, Radio, online oder aber im Familienkreis wurden von rund 10 Prozent wahrgenommen.
Nach Einschätzung des SI-Direktors Professor Dr. Georg Lämmlin lässt sich die Differenz zwischen den Gottesdiensten vor Ort und der Nutzung der digitalen und alternativen Angeboten so deuten, dass die Kirchenmitglieder für die alternativen Angebote, TV oder Online, nur zum Teil empfänglich waren.
Zusammenkünfte mit der Familie spielten, besonders dort, wo sie nicht stattfinden durften, eine größere Rolle als die Gottesdienste.
Wie stark stand die Familie im Mittelpunkt der Festlichkeiten?
Fast die Hälfte aller Befragten gaben an, dass ihnen an Weihnachten die Familie gefehlt habe. Sie erläuterten, dass Videotelefonate oder Messenger-Dienste im Angesicht der Beschränkungen den persönlichen Kontakt zu den Eltern, Oma, Opa, Tanten und Onkeln, Freunden und Bekannten über digitale Kommunikationswege kein guter Ersatz für das persönliche Zusammensein gewesen sei.
Georg Lämmlin betont, dass es mit diesem Befund gerechtfertigt sei, für zukünftige Feiertage wie Weihnachten und Ostern von den verantwortlichen Politikern eine familienkompatiblere "Lockerung" der Kontaktbeschränkungen zu fordern." Weihnachten sei das Familienfest", so der Direktor.
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Persönliche Fragen nach religiösen Interpretationen der Krise sind offen geblieben
Wer die Daten, die vor Weihnachten, mit denen von Frühjahr vergleicht, stellt fest, dass die Zustimmung zum Satz "In dieser Situation hilft mir mein Glaube und meine Spiritualität" vor und nach dem Osterfest unter katholischen und evangelischen Kirchenmitgliedern höher war als am Ende des Jahres
Die Zustimmung zu Fragen nach dem Beitrag der Kirchen zur gesellschaftlichen und der persönlichen Krisenbewältigung blieb gleich.
In der Gesamtschau wurde die öffentlich ebenfalls thematisierte Wahrnehmung bestätigt, dass es den Kirchen nicht gelungen sei, ihre theologische Antwort auf die Krise den Mitgliedern und in der Bevölkerung zu vermitteln.
Antworten auf ihre Lebensfragen in der Krise erwarten demnach die in Kirchen organisierten Christen nicht in ihren Organisationen, so Professor Dr. Georg Lämmlin.
Quellangabe: Sozialwissenschaftliches Institut der EKD, Grundlage: Empirische Ergebnisse aus Welle 32 des COSMO-Monitors.