Das Gehirn – ein perfekt funktionierendes Duo
Für das Erkennen unseres Selbst wie auch für das Entwickeln der Intelligenz entschied die Evolution, uns mit zwei Hirnhälften auszustatten.Vernetzung des zweigeteilten Hirns fördert das Verstehen des Selbst
Zuvor nämlich arbeiteten die linke und die rechte Hemisphäre jeweils noch unabhängig voneinander – zumindest waren die Hirnhälften noch nicht so miteinander vernetzt wie es derzeit der Fall ist. Damals, schlussfolgern die Forscher, beinhaltete die linke (dominante) Hemisphäre das noch ziemlich unbewusste Ich, welches von der rechten (untergeordneten) Gehirnhälfte Informationen und Befehle erhielt, was über akustische und/oder visuelle Signale erfolgte.
Aufgrund dieser Tatsache ist davon auszugehen, dass der frühe Mensch deshalb oft göttliche Eingebungen hatte – schließlich erkannte er nicht, dass die jeweiligen Botschaften der rechten Hemisphäre das Produkt seiner Selbst waren. Somit könnte dies auch ein Indiz dafür sein, wie es überhaupt dazu kam, dass Menschen an einen Gott beziehungsweise mehrere Gottheiten glauben. Die entsprechenden Befehle, welche die Menschen aufgrund ihres Nichtverstehens also wie eine Halluzination empfunden haben müssen, rührten daher, dass vor einer zu erfolgenden Entscheidung Stress entstand.
Warum es überhaupt zwei Gehirnhälften gibt - die These einiger Wissenschaftler
Aufgrund eines Klimawandels vor etwa sechs Millionen Jahren und dem folglichen Ausschwärmen der menschlichen Vorfahren aus dem Osten Afrikas in unbekanntes Terrain, etwa ungeschützte Savannen, vollzog die Evolution eine Trennung des Gehirns, denn von nun an ging es auch um das Überleben des Individuums. Dies ist so zu verstehen, dass der Einzelne sich aufgrund der Teilung des Hirns individuelle Geschicke aneignen konnte und musste – in handwerklichem wie auch sozialem Sinne.
Nur mit beiden Hemisphären konnte sich also auch erst allmählich Intelligenz bilden. Und mit den Anfängen der Sprache begannen die Hirnhälften, sich miteinander zu vernetzen. Und erst so wiederum konnten optische Eindrücke beschrieben werden, denn Visuelles wird in der rechten Hemisphäre wahrgenommen und Sprachliches wird in der linken gebildet.
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Im frühen Kindesalter vernetzen sich die beiden Hemisphären
Auch heute noch wird die Kommunikation zwischen der rechten und linken Hirnhälfte erlernt, was im frühen Kindesalter geschieht. Bewusstsein entsteht somit auch hier erst, wenn beide Hemisphären korrekt miteinander in Verbindung treten; dann ist ebenso das autobiografische Gedächtnis vorhanden. Selbst frühkindliche Begebenheiten speichert das Gedächtnis für immer – trotz Kindesamnesie. Grund dafür ist, dass starke emotionale Erregung zu extremer Aktivität der Nervenzellen führt, welche so stark ist, dass sie die noch unfertige Verbindung zwischen den Hemisphären (Corpus callosum) quasi überspringt.
Es geht aber auch mit nur einer einzigen Hemisphäre
Trotz aller Fakten kann ein relativ normales Leben auch mit nur einer Hirnhälfte funktionieren. Dies zeigt der Fall des Phillipp Dürr, dem im Alter von elf Jahren aufgrund einer lebensbedrohlichen Epilepsie die rechte Hirnhälfte entfernt werden musste. Normalerweise fällt man nach solch einem Eingriff zunächst in den Zustand eines Kindes zurück und muss alles neu erlernen. Bei Phillipp Dürr jedoch übernahm die vorhandene Hemisphäre mit der Zeit die Aufgaben des vollständigen Gehirns – mit wenigen Einschränkungen. Dieser Vorteil ist das Resultat der Neuroplastizität, also der Fähigkeit der Umformung beziehungsweise Wandelbarkeit des Gehirns. Geistige Behinderungen blieben bei dem heute Erwachsenen Phillipp glücklicherweise aus. Die Evolution hat sich bei der Teilung des Gehirns also doch etwas gedacht.
Bildquelle:
johannes flörsch
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Karin Scherbart
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