Der Sinn unserer Münzen und Scheine erschließt sich erst, wenn man sich deren Existenz einmal wegdenkt. Die Menschheit wäre dann auf einen umständlichen Tauschhandel angewiesen.

Zum Beispiel: Ein Schuster möchte sich Brötchen holen. Er geht also zum Bäcker, verlangt 50 Brötchen und bietet dafür ein Paar Sandalen an. Der Bäcker jedoch braucht keine Sandalen, sondern einen neuen Wecker. Also geht der Schuster zum Uhrmacher und hofft, dass dieser vielleicht Sandalen benötigt und ihm dafür einen Wecker gibt, den der Schuster beim Bäcker dann endlich in Brötchen umtauschen kann...

Wie dieses noch relativ einfache Beispiel zeigt, hat Geld also die Funktion einer einheitlichen Währung, welche man als allseits kompatible "Tauschware" jederzeit problemlos in die gewünschten Produkte und Dienstleistungen umwandeln kann. Im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelten sich aus diesem Grund nach und nach allgemein anerkannte Zahlungsmittel bis hin zu den heutigen Formen des Geldes.

Die historische Entwicklung des Geldes

Die Währungen des Altertums waren Gold, Silber, Kupfer und andere Metalle. Üblicherweise wurden sie nach Gewicht bemessen, was im alltäglichen Handel allerdings zu Problemen mit dem "Wechselgeld" führte: Klumpen aus Edelmetall mussten gelegentlich mehr oder weniger genau zerteilt werden.

Aus dieser Methode entstanden schließlich viereckige oder runde Metallstücke, welche oftmals in der Mitte ein Loch aufwiesen, um sie an Schnüren auffädeln zu können. Das Münzgeld war geboren. Es etablierte sich über Jahrhunderte hinweg und verdrängte langsam den Tauschhandel.

Eine ernste Krise erlebte das Zahlungsmittel Geld jedoch im spätmittelalterlichen Europa. Der damalige Stand der Bergbautechnologie konnte den Bedarf an Gold und Silber nicht mehr befriedigen. In der Folge stieg das Preisniveau der begehrten Metalle enorm. Nicht wenige Herrscher griffen daher zu einem Trick: Sie verwendeten bei der Münzprägung minderwertiges Metall. Die Akzeptanz des Geldes (und mit ihr die allgemeine Wirtschaftsleistung) sank rapide. Erst durch die Großen Geografischen Entdeckungen ab dem Ende des 15. Jahrhunderts stabilisierte sich die Lage wieder, da nun aus anderen Kontinenten frische Gold- und Silberladungen nach Europa verbracht werden konnten.

Im 17. und 18. Jahrhundert wiederum wurde Geld nicht mehr nur als Zahlungsmittel angesehen. Vielmehr erhielt es den Status eines unbedingt erstrebenswerten Besitzgutes. Viele Länderfürsten fixierten sich auf Verkauf und Export, während die Warenzufuhr sogar mit Strafzöllen belegt wurde. Diese als Merkantilismus bezeichnete Wirtschaftsform bewirkte ein krasses Missverhältnis zwischen der vorhandenen Geldmenge und der ihr gegenüberstehenden Masse an Gütern und Dienstleistungen. Es kam daher zu einer bedenklichen Anhebung des Preisniveaus.

Sobald der Materialwert von Münzen geringer als ihr aufgeprägter Wert ist, nennt man sie Scheidemünzen. Jene wurden parallel zu den wertbeständigeren Nominalwert-Münzen bereits in früheren Jahrhunderten verwendet. Unsere heutigen Euro-Stücke sind in der Regel Scheidemünzen. Lediglich die Sondereditionen und Sammlerangebote aus dem Münzhandel bilden eine Ausnahme. Diese meist aus Gold oder Silber gefertigten Münzen sind jedoch meist keine gesetzlichen Zahlungsmittel. Optisch gleichen sie den offiziellen Euro-Stückelungen, kosten jedoch bisweilen erheblich mehr, als es der aufgeprägte Wert angibt.

Ähnlich wie bei Scheidemünzen verhält es sich auch mit dem Papiergeld, welches ebenfalls nur einen Wert symbolisiert. Der Großteil unseres heutigen Kapitals existiert zudem lediglich elektronisch als sogenanntes Buchgeld. Die Zahl der in der EU vorhandenen Münzen und Scheine würde daher bei weitem nicht ausreichen, um allen Kontoinhabern gleichzeitig ihr Erspartes bar auszuhändigen.

Abgesichert werden moderne Geldarten durch die Zentralbanken (Bundesbank, Europäische Zentralbank usw.) Diese wachen darüber, dass die im Umlauf befindliche Geldmenge tatsächlich der realen Wirtschaftsleistung entspricht. Mit weltweit abnehmender Tendenz ist Bargeld zudem teilweise durch physisch vorhandene Goldreserven der Zentralbanken hinterlegt. Eine Goldreserve in Höhe von 10 Prozent würde beispielsweise bedeuten, dass ein Zehntel aller Bargelder und Kontostände in Goldbarren umgetauscht werden könnte.

Inflation und Deflation

Die Stabilität einer Währung wird von zwei gleichermaßen schädlichen Szenarien bedroht.

  • Eine Inflation (lat. Aufblähung) bedeutet die Entwertung des Geldes. Mit der gleichen Geldmenge lassen sich immer weniger Güter und Dienstleistungen finanzieren. Inflationen entstehen durch übermäßige Nachfrage, unrealistische Einkommenssteigerungen oder infolge überzogener Preiserhöhungen. Die Militärgeschichte kennt zudem Versuche, den Kriegsgegner durch eine mittels Falschgeld herbeigeführte Inflation zu schwächen. Die bekannteste Inflation in Deutschland ereignete sich im November 1923. Innerhalb weniger Tage entsprach ein US-Dollar der Summe von 4,2 Billionen Reichsmark. Aus dieser Zeit stammen die unter Sammlern begehrten Geldscheine, deren ursprüngliche Werte durch rote Zahlen überdruckt wurden. Rasante Vorgänge dieser Art kennzeichnen eine sogenannte galoppierende Inflation. Ihr Gegenstück ist die ebenso gefährliche schleichende Inflation, welche langfristig und dauerhaft das Wohlstandsniveau absenkt.
  • Die Deflation wiederum ist ein anhaltender Preisverfall. Dadurch sinkt der Wert von Sachgütern. Kreditnehmer verfügen somit plötzlich nicht mehr über genügend Sicherheiten. Investitionen in Konsumwerte bleiben aus. Die Folge kann eine Wirtschaftskrise sein.

Die Geschichte kennt einige missglückte Versuche, Inflation und Deflation durch staatlich festgelegte Preise und Löhne zu vermeiden, so beispielsweise während der Französischen Revolution oder im sozialistischen Wirtschaftsbündnis RGW. Diese Ideen bewirkten allerdings lediglich das Entstehen einer Schattenwirtschaft aus Tauschhandel und Schwarzmarktgeschäften. Zum gleichen Ergebnis dürfte vermutlich eine marxistisch orientierte Lehrmeinung führen: Sie beruht auf der Idee, dass Geld völlig abgeschafft werden kann. Die Menschen sollen dabei so vernünftig sein, dass sich jeder von den gemeinsam erzeugten Werten nur das für ihn Notwendige entnimmt.

In der Realität unterliegt unsere moderne Wirtschaftsordnung jedoch ständig inflationären und deflationären Bewegungen. Meist können diese aber gegeneinander oder durch gezielte Maßnahmen des Staates ausgeglichen werden. Gefahr besteht erst, sobald dieser Ausgleich dauerhaft misslingt.

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