Kein Geld und keine Zeit verschwenden

"Selbständiges Handeln und Denken" am Herd war die oberste Forderung an die Adresse der jungen Hausfrau; aber noch anderes wurde von ihr verlangt. Sparsamkeit war der zweite Punkt, also, "das Bestmögliche mit den gegebenen Mitteln zu erreichen"; alles "Gegebene" nach Kräften auszunutzen und dabei "eine vernünftige Verwendung der Speisereste zu schätzen". Der nächste Punkt war die richtige Zeiteinteilung, welche "ebenso wie das Geld auch die Zeit nicht verschwendet". Schließlich die Ordnung "im kleinen wie im großen", die, so gilt es noch heute, der "Geld- und Zeitverschwendung" entgegenwirkt. Und, last but not least, mahnt das Kochbuch aus 1905 zu Reinlichkeit, welche nicht nur aus "Gesundheitsrücksichten" unumgänglich sei, sondern auch "als eine ästhetische Forderung der Hausfrauenkunst zu betrachten ist".

Der Mann verteilte das Haushaltsgeld

Das Kochbuch von anno dazumal geht davon aus, dass es "das nächste und angelegentlichste Bestreben der angehenden bürgerlichen Hausfrau ist, kochen zu können, um ihrem Eheliebsten und sich selber nicht minder täglich eine schmackhafte und nahrhafte Kost vorzusetzen". Aber, so mahnt der Knigge der Kochkunst aus 1905, im weiteren Verlauf des Ehelebens werde sie bald zu der Erkenntnis kommen, dass es mit dieser Kunst allein nicht getan ist. Eine andere gelte es zusätzlich zu erlernen: Das Wirtschaften nämlich. Vor diesem Hintergrund kommen die Ratgeber von einst allerdings zu zwei unterschiedlichen Ergebnissen: Der wirtschaftliche Umgang mit dem Einkommen im Sinne von Verteilen und Sparen sei Sache des Mannes. Aufgabe der Frau sei es, mit den "nach gewissenhaftem Überschlag des Mannes für Haushaltszwecke zur Verfügung gestellten Mitteln das Bestmögliche zu erzielen". Und dieses Wirtschaften der Hausfrau beruhe auf drei Säulen: Buch führen, planmäßig haushalten sowie bar zahlen "und nicht der Borgwirtschaft verfallen". Damit dies alles ordentlich erledigt werden konnte, gab es seinerzeit neben dem Kochbuch einen weiteren Ratgeber unter dem beziehungsreichen Titel "Herrin im Hause".

Hausfrau – aber nicht abgestumpft

Wer seinerzeit kein Geld vergeudete und keine Zeit, wer also planmäßig zu wirtschaften verstand, dem winkte hoher Lohn. Davidis Holle hat es damals so ausgedrückt: "Dann wird das Weib an den besonderen Bestrebungen seines Mannes regen Anteil nehmen und auch in das Getriebe der Welt einen Einblick nehmen können und so entgegen der verbreiteten Meinung den Beweis führen, dass man eine tüchtige Hausfrau sein kann, ohne abgestumpft zu sein für höhere Interessen und in Werkeltags-Prosa aufzugehen". Das Kochbuch im Jahr 1905 – eine Lebenshilfe also. Für die Frau in ihrer Zeit.

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