Dithmarschen, die "Kohlkammer" Deutschlands

Der Marschboden des Landkreises Dithmarschen besitzt eine sehr gute und hohe Bodenqualität. Deshalb eignen sich Dithmarschens Felder, zwischen Nordfriesland und dem Hamburger "Speckgürtel" an der Nordsee gelegen, hervorragend für den Anbau aller Sorten von Kohl. Erst wird in Gewächshäusern die Kohlsaat gezogen, bis sie per Hand auf den Feldern in Pflanzlöcher gesetzt werden können. Auch die Ernte ist reine und mühevolle Handarbeit, denn jeder Kohlkopf muss einzeln geschnitten werden. Der gute Boden, eine ausreichende Niederschlagsmenge und der stete salzige Seewind, der Kohlschädlingen gar nicht gefällt, sind das Geheimnis des Dithmarscher Kohls.

Die Ernte aller Kohlsorten auf den insgesamt rund 2.800 Hektar Kohlfeldern des Kreises beginnt mit dem offiziellen Kohlanschnitt im September eines jeden Jahres. Er ist zugleich Startschuß für die Dithmarscher Kohltage.

 

Foto © Rainer Sturm / pixelio.de

Ein Blick in die Geschichte

Geschichtsinteressierte erinnern sich sicherlich an die Schlacht bei Hemmingstedt. In dieser südlich an die Kreisstadt Heide grenzenden Gemeinde gelang es im Jahr 1500 den Dithmarscher Bauern, die von der Zahl her weit überlegenen Truppen des dänischen Königs Johann I. und seines Bruders Herzog Friedrich von Holstein zu schlagen. Dieser Sieg bedeutete den weiteren Erhalt der unabhängigen Bauernrepublik Dithmarschen.

Die freie und stolze Bauernrepublik wurde in Dithmarschen bis 1559 von 48 Regenten geleitet. Könige oder Fürsten waren in Dithmarschen verpönt und nicht geduldet. Deshalb heißen auch heute noch die Ernte-Repräsentantinnen während der Kohltage des Landkreises Dithmarschen wie in anderen Regionen Deutschlands weder "Königinnen" oder "Prinzessinnen", sondern "Kohlregentinnen".

Die wechselvolle Geschichte Wesselburens und Dithmarschens ist sehr gut am Beispiel des am 18. März 1813 in Wesselburen geborenen Dichters, Dramatikers und Lyrikers Christian Friedrich Hebbel aufzuzeigen: Friedrich Hebbel wurde als Däne geboren, weil Dithmarschen bis 1864 zum Herzogtum Holstein und damit staatsrechtlich zu Dänemark und erst ab 1867 zur Provinz Schleswig-Holstein und damit zu Preußen gehörte.

Das Angebot im Kohlosseum

Viel gibt es im Kohlosseum zu erleben, zu erfahren und zu sehen, wenn in verschiedenen Abteilungen den Besuchern die Geschichte, die vielseitige Verarbeitung und der umweltschonende Anbau von Kohlgemüse sowie dessen Bedeutung für die regionale Landwirtschaft näher gebracht wird.

Dort findet der Besucher einen Bauernmarkt mit Delikatessen rund um den Kohl, eine richtige Krautwerkstatt mit Herstellung des Bio-Natursauerkrauts in Handarbeit, einen Onlineshop mit allen Produkte aus eigener Herstellung und weitere Köstlichkeiten und oben in der zweiten Etage der alten Fabrik das Kohlmuseum unter alten Holzbalken und einem Ambiente, wie es heute auch Museen nur noch selten bieten können. Regelmäßig findet dazu einmal im Monat ein Antik- und Flohmarkt in den Hallen der ehemaligen Sauerkrautfabrik statt.

Die Geschichte des Wesselburener Kohlosseums

Die erste Rübenzuckerfabrik in Schleswig-Holstein war 1869 in Wesselburen errichtet worden. Sie war Broterwerb für bis zu 360 Arbeiter bis zu ihrer Stilllegung 1908. Aber bereits 1915 erwachte die alte Zuckerfabrik zu neuem Leben, als in ihren Mauern eine Sauerkrautproduktion aufgenommen wurde, die bis zum Ende der 90er Jahre aufrecht erhalten wurde.

Heute ist die alte Zucker- und Sauerkrautfabrik das "Kohlosseum", das seit 2008 in Wesselburen für alle Interessierten - Einheimische und natürlich Urlauber – offensteht. Mit viel ehrenamtlichen Engagement und kräftiger Unterstützung durch einen Förderverein fand das Kohlosseum in den Mauern der alten Fabrik ihr Zuhause und kann hier die Tradition rund um den Kohl, seinen Anbau und seine Zubereitung mit vielen bewährten Rezepten aufrecht erhalten..

Die Krautwerkstatt

Der Besucher sollte unbedingt die Krautwerkstatt besuchen, denn dort arbeitet Krautmeister Hubert Nickels. Er ist die Seele des Kohlosseums und war viele Jahre Mitarbeiter der Wesselburener Sauerkrautfabrik. Kaum jemand weiß mehr über den Kohl und seine Vielfalt zu berichten als Hubert Nickels. Er zeigt in Handarbeit die Herstellung von Bio-Sauerkraut und erzählt dabei alles über die Verarbeitung des Kohls und läßt den Besucher natürlich auch probieren.

Bauernmarkt und Museum

Auf dem Bauernmarkt sind natürlich alle Kohlerzeugnisse erhältlich, angefangen von Spezialitäten wie Frischekraut und Sauerkrautschnaps bis hin zu Pflegeprodukten. Das Angebot ist riesig, denn vom klassischen Sauerkrautsaft bis hin zu Bio-Shampoo und ökologischer Gesichtscreme auf Kohlbasis reicht das Angebot.

Das Museum beherbergt Schaukästen, Modelle, Ausstellungsgegenstände, zeigt Anbaumethoden und alte Maschinen wie zum Beispiel einen Krautschneider oder alte Kohlpflanzmaschinen, Ackergeräte, Kohlschneidemaschinen, alte Holzsauerkrautfässer, diverse Kohl-Verarbeitungsgeräte, historische Bilder und vieles andere.

Vorträge rund um den Kohl und seine Geschichte in Dithmarschen runden die Infomation ab.

Öffnungszeiten und Eintrittspreise im Kohlosseum

Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 14.00 bis 17.00 Uhr mit Vorführung in der Krautwerkstatt mit Verkostung jeweils zur vollen Stunde. Einkäufe der Kohlosseum-Gesundheitsauswahl und Dithmarscher Spezialitäten sind montags bis freitags von 09.00 Uhr bis 17.00 Uhr und sonnabends von 09.00 bis 13.00 Uhr.

Der Eintritt in die Krautwerkstatt und in das Kohlmuseum ist für Kinder frei und kostet für Erwachsene jeweils 2 Euro. (Foto © Wilken Boie)

Viele lohnende Ziele in der Region Dithmarschen

Die Region Dithmarschen ist vom Wasser umschlossen und liegt zwischen Nordsee, Eider und Elbe. Der bekannte Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Hier sind neben Kreuzfahrschiffen und Containerschiffen auch Segel- und Motorboote zu sehen. Sie alle müssen die Höchstgeschwindigkeit von 12 bzw.15 Kilometer pro Stunde einhalten und können am Kanal in aller Ruhe bestaunt werden.

Ohne Frage ist die Nordsee mit Ihren Gezeiten das beliebteste Ausflugziel in der Dithmarscher Urlaubslandschaft. Eine Reihe von Ausflugsorten wie Büsum, Friedrichskoog, Heide, Husum, der Hauke-Haien-Koog aus Theodor Storms "Schimmelreiter" und St. Peter-Ording locken die Urlauber in diese Region. Mit dem Ausgangspunkt Dithmarschen bieten sich aber ebenso Tages- oder Wochenendausflüge zu den vielen Schlössern und Herrenhäusern des Landes, auf die nahen Halligen Hooge, Hamburger Hallig und Langeness, auf die Insel Pellworm oder die dem Watt vorgelagerten Nordseeinseln Amrum, Sylt und Föhr mit ihren herrlichen Sandstränden an.

Auch das Schleswig-Holstein benachbarte Ausflugsziel Dänemark ist weniger als 100 Kilometer entfernt.

Autor seit 10 Jahren
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