Der junge Muhammad

Laut Koran ist Muhammad schon in seiner frühen Kindheit verwaist. Sein Onkel Abu Talib, zeitweise Clanoberhaupt der Haschim, zog seinen Neffen im Bund der engen Sippentreue groß. Muhammad wurde über die Jahre zu einem guten Kaufmann, der weit über die Grenzen Mekkas hinaus Handel betrieb. Als junger Mann heiratete Muhammad die erfolgreiche, bereits verwitwete Kauffrau Chadidscha bint Chuwailid (Tochter des Chuwailid), die auch später für Muhammad Partei ergriff, als er seine erste islamische Offenbarung empfing und diese in seinem Stamm verbreitete. Ihr Wohlstand, ihre Selbstständigkeit und ihre daraus resultierende Unabhängigkeit erlaubten es ihr, sich gegen ihren Stamm auf Muhammads Seite zu stellen.

Muhammads erste Offenbarung

Seine erste Offenbarung empfing der Prophet mit etwa 40 Jahren, als er ein reifer Mann mit klar definierter Stellung im Clan/Stamm war. Er zog sich oft zum Meditieren zurück, dabei erhielt er seine erste Sendung von seinem "neuen Gott". Nach anfänglicher Verunsicherung erlangte Muhammad mehr und mehr Selbstvertrauen sowie Vertrauen in seine Offenbarungen. Er warb für seinen neuen Glauben, der vor allem einen klaren Monotheismus verlangte, was im alten Arabien sehr ungewöhnlich und nur von den Juden und den Christen bekannt war, wahrscheinlich in erster Linie junge Männer als Anhänger. Die Mekkaner beziehungsweise die Stammesmitglieder der Quraysch reagierten eher zurückhaltend auf die Überlieferungen Muhammads, dennoch wurde er zumeist ernst genommen, da er zuvor nie in irgendeiner Form aufgefallen war. Doch bekehren ließ sich vorerst kaum einer, verlangte ihnen doch "Muhammads neuer Gott" viel zu viel ab: Gottesdienste, Abgaben (Almosensteuer für Arme) und regelmäßige Gebete, die die gelegentlichen Opferriten ersetzten sollten.

Die Hidschra: Muhammad zieht von der „Handelsmetropole“ Mekka ins landwirtschaftlich geprägte Medina

Im Jahre 622 (nach christlicher Zeitrechnung; drei Jahre nach dem Tod von Muhammads Onkel Abu Talib und seiner Frau Chadidscha) zog Muhammad mit seiner kleinenAnhängerschaft ins von Landwirtschaft und Handwerk lebende Yathrib (heute Medina). Laut muslimischer Quellen zog Muhammad dorthin, weil in Yathrib schon viel mehr Menschen zum Islam konvertiert waren. Als Muhammad Yathrib erreichte, konvertierten nach und nach immer mehr Clans und ganze Stämme (anders als in Mekka konvertierten hier nicht nur Einzelpersonen, die dann von den anderen benachteiligt und schlecht behandelt wurden) und so gewann die neue muslimische Gemeinde zunehmend an Mitgliedern und Stärke.

Muhammad als „Kriegsherr“

Die Behauptung, der Islam sei mit dem Schwert verbreitet worden, ist weder völlig falsch, noch gänzlich korrekt: Kämpfe unter den verschiedenen Stämmen dienten damals einerseits durchaus der Sicherung des Lebensunterhalts, andererseits wollte Muhammad vor allem Mekka zurückerobern, weil dort das Heiligtum, die Ka'ba stand, und um die verbleibenden Mitglieder der Quraysch zum Islam zu bekehren. Um Mekka zu erobern, führte Muhammad mehrere Feldzüge durch. Dazu gehörten die Schlacht von Badr 624, die das zahlenmäßig deutlich unterlegene muslimische Heer gewinnen konnte und wodurch der Zulauf zum Islam vor allem durch die Zweifler drastisch anstieg, die Schlacht am Berg Uhud 625, die zunächst wieder die Muslime gewannen, die dann allerdings doch noch durch einen geschickten Zug von den Mekkanern bezwungen worden sind, sowie der Grabenkrieg 627, in dem die Mekkaner gegen Medina zogen, weil Muhammad noch immer nicht aufgehört hatte, den mekkanischen Handel zu stören. Doch ein Graben um große Teile der Stadt verhinderte ein Eindringen der Mekkaner; außer einer Belagerung von außen und einigen kleinen Kämpfen konnten sie nichts erreichen und zogen schließlich wieder ab. Die Muslime verbuchten dies als Sieg und Muhammad baute seine Macht in Medina weiter aus.

Die Einnahme Mekkas durch die Muslime

629 konnte Muhammad eine erste Wallfahrt nach Mekka unternehmen. Ein Jahr später sah er die Gelegenheit, Mekka einzunehmen. Er zog mit einer riesigen Streitmacht gen Mekka, ließ jedoch nicht erkennen, ob dieser Zug nun Mekka, den Beduinen oder sonst irgendwem gilt. Da die Mekkaner Gewissheit wollten, schickten sie einen los, der, völlig überrascht, Muhammad kurz vor der Stadt antraf und ihm huldigte. Muhammad ließ diesen ein Friedensangebot an die Mekkaner überbringen und die Übergabe der Stadt verlief unerwartet friedlich. Nur wenige hartnäckige Gegner mussten getötet werden.

Die letzte Wallfahrt und der Tod

632 unternahm Muhammad seine letzte Wallfahrt. In dieser wollte er die alten Riten abschaffen und die neue, islamische Gestaltung der Wallfahrt implementieren. Diese Wallfahrt war seine letzte und sie gilt bis heute als Norm für islamische Pilgerer. Kurz darauf erkrankte Muhammad an einem starken Fieber, von dem er sich nicht mehr erholte und starb, für die Muslime recht unerwartet, der islamischen Tradition nach am 8.Juni 632 in den Armen seiner Frau Aischa.

Quelle: Bobzin, Hartmut: Mohammed. 3. Auflage, C.H. Beck Wissen, München 2006.

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