Als sich David Garrett in der Klassikszene etabliert hatte, machte er sich auf, die Grenzen zu überschreiten. Neuerdings nennt man das im Musikgeschäft "Crossover". Die Gefahr besteht durchaus, ins musikalische Niemandsland katapultiert zu werden. Mit dem Album "Virtuoso" wagte Garrett den Sprung in für ihn unbekannte musikalische Gefilde und fand natürlich sofort eine neue Fangemeinde, die nur sehr schwer in den Konzertsaal mit Werken von Beethoven oder gar Alban Berg zu locken wäre.

 

Mit vier bekam er die erste Geige....

 

Mit 12 bekam Frank Farian die erste Gitarre, bereits mit vier griff Garrett erstmals zur Violine. Frank Farian wurde hier nicht wahllos herausgegriffen - denn Farian eroberte sich genau so wie Garrett einen neuen Schaffensbereich. Der Schlagersänger Farian wurde zu einem der erfolgreichsten Produzenten im Popmusikbereich weltweit - ein "Crossover" im ökonomischen Bereich. Garrett tat natürlich auch viel um diesen Sprung in andere musikalische Bereiche vorzubereiten - das "Outlook" eines Rockstars half ihm sicher dabei. Echte Klassikfans werden natürlich die Nase rümpfen. Das Album "Virtuosity" ist doch sehr kommerziell ausgerichtet um den "normalen" Musikfan nicht allzu sehr abzuschrecken. "Toccata" und "Carmen Fantasie" dürfen nicht fehlen um von der "Popseite" den Einstieg zu erleichtern. "Dueling Banjos" ist ein sanfter Gruß in Richtung Filmmusik und stammt aus dem Streifen "Deliverence - Beim Sterben Ist Jeder Der Erste". Für Musicalliebhaber gibt es aus der Westside Story "Somewhere" und für Rockfans "Nothing Else Matters" von Metallica. Der Vorwurf, das Ganze hat mit klassischer Musik kaum mehr etwas zu tun und von "Crossover" ist nur wenig zu merken, stimmt natürlich. Es gibt keinerlei "Herausforderungen" an den Hörer, und deswegen ist es lupenreine Popmusik.

 

Garrett spiel die "Gassenhauer" der Klassik

 

Garrett ist und bleibt aber ein ausgezeichneter Violinist. Es wäre unfair, ihm den Weg in Richtung Popmusik vorzuhalten, er hätte ja auch gleich als Popmusiker starten können. 2009 versucht Garrett wieder den Weg zurück zur Klassik zu finden. Er wählt aber nahezu durchwegs "Gassenhauer" der klassischen Musikliteratur aus. "Classic Romance" ist somit ein Zwischending zwischen Pop- und Klassik, hat aber gerade deswegen eine ganz wichtige Brückenfunktion inne. Garrett schafft es damit sicherlich, viele seiner Fans aus dem Popmusikbereich in die Klassik einzuführen. Der eine oder andere treue Konzertbesucher wird damit über Garrett auch zur klassischen Musik im eigentlichen Sinn finden.

 

"Crossover" hört sich anders an...

 

Die "Rock Symphonies" 2010 sind hingegen rein auf den kommerziellen Erfolg ausgerichtet. Man nehme ein paar Standards der Rockmusik wie "Smells Like Teen Spirit", "November Rain" oder "Walk This Way" und spiele diese mit einem Symphonieorchester ein. Damit schon aber gar nichts schiefgehen kann, darf auch "Rockin' All Over The World" von Status Quo nicht fehlen. "Diese Scheibe Wird Ein Hit" war wohl der Grundgedanke. David Garrett ist ein Hit, als Musiker hat er zweifellos sein Qualitäten und optisch verkörpert er das, was man unter "Teufelsgeiger" so verstehen könnte. Echter "Crossover" hört sich allerdings anders an - LaBrassBanda zum Beispiel, sprengen wirklich die Grenzen zwischen den Musikwelten.

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