Woher kommt der Fasnetbrauch?

Wem oder wann die Idee zum Aufstellen eines Narrenbaums kam, darüber streiten sich bis heute die Gelehrten und die Narren. Einige sind der Meinung, dass am Ende des Winters noch vorhandene typische Winter Nahrungsmittel verbraucht werden mussten. Vor der durch die Kirche vorgeschriebenen Fastenzeit wurde noch einmal so richtig gefeiert und dabei im Übermaß gegessen und getrunken. Der Fasnetexperte für Völkerkunde und Brauchtum, Professor Dr. Werner Mezger, berichtet, dass der Brauch im 15.Jahrhundert seinen zeitlichen Beginn hat. Es war Sitte, dass die jungen Mädchen und unverheirateten Frauen in einem Spottumzug einen Baum durch den Ort zogen, um sich daraus, metaphorisch gemeint, einen Mann zu schnitzen, weil sie keinen hatten. Ein vom Volksmund vermuteter Zusammenhang zwischen dem Narrenbaum und dem biblischen Baum der Erkenntnis von Gut und Böse ist nicht nach zu weisen. Es wurde in Erwägung gezogen, dass das Aufstellen des Narrenbaumes mit dem des Maibaumes etwas zu tun habe.

Der Narrenbaum wird vom Elferrat ...

Der Narrenbaum wird vom Elferrat aufgestellt (Bild: Monika Hermeling)

Wie wird ein Narrenbaum aufgestellt?

Von altersher waren es die Mitglieder der Zimmermannsgilde, die den Baum im Wald fällten, Äste und Rinde entfernten und ihn dann, geschmückt, zum von jeher festgelegten Ort brachten. Vor dem Aufstellen wird der Baum, entsprechend den örtlichen Ausprägungen der Sitte, "neu vermessen", es werden mehr oder weniger deftige Trinksprüche skandiert und zwischendurch wird (mitunter) mit alkoholischen Getränken die "Kehle geschmiert". Die herbei strömenden Einwohner feuern die Akteure an und muntern auf durch Zurufe. Ein hier zitierter Fasnetreim "in kräftiger Sprache", gilt der Bäckerzunft:

  • "Von da an "goht's degege"
  • "S'guckt e Arsch zum Fenschder naus
  • ma meint des isch e Weck
  • es isch kei Weck, es isch kein Weck
  • es isch der Arsch vum (Namen des Bäckers)-Beck."

Der Schriftsteller Ernst Jünger, meint zum Begriff: "goht's degege": "Ich beziehe mich auf das im Frühling bereits zu beobachtende schwellen der Knospen, obwohl es noch kalt ist. Eine Verknüpfung sexueller Symbolik mit einer sprachlichen Vernebelung." Beck ist im Schwäbischen die Bezeichnung für den Bäcker Beim Reim wird immer der Name des örtlichen Bäckers eingesetzt.

Ernst Jünger und Frau mit Roman Herzog und Erwin Teufel (Bild: Monika Hermeling)

Von Hand oder mechanisch aufgestellt? Die Mechanik der Hebevorrichtung

Nach alter Tradition wird der Narrenbaum, der als Baum ohne Wurzeln nur kurzzeitig lebensfähig ist, "von Hand" aufgestellt. In vielen Orten ist es "Ehrensache" der Burschen und Männer, mit zu machen. In vielen schwäbischen Orten gibt es heutzutage für diese Angelegenheit eine technische Vorrichtung, die es ermöglicht, den Brauch auch mit wenigen Männern auszuüben. Mit dieser technischen Hilfe kann der etwa 30 Meter hohe Nadelbaum, der ein erhebliches Gewicht hat, wetterfest verankert werden. In vielen Orten winden die unverheirateten jungen Frauen aus dem abgeschlagenen Tannengrün des Narrenbaumes einen Kranz. Er wird mit Bändern in den örtlichen Farben, an der Spitze des Narrenbaumes angebracht. Manchmal werden daran kleine Geschenke, Würste oder Brezeln befestigt, die besonders sportliche Schulkinder herunter holen und verzehren dürfen. Zur Vorrichtung gehört ein in den Boden eingelassener Schacht, in dem der Baum eingelassen wird und eine Hebevorrichtung, mit der der Baum beim Aufstellen und im Stand gesichert werden kann. Die Schachtöffnung ist, in der übrigen Jahreszeit, unter einem eisernen Schachtdeckel, verborgen.

Die Mechanik des Narrenbaums (Bild: Monika Hermeling)

Der Narrenbaum wird eingepasst (Bild: Monika Hermeling)

Wann wird der Narrenbaum gefällt?

Wenn die Fasnet sich, in der Nacht vom Fasnetdienstag auf den Aschermittwoch, dem Ende zuneigt, wird in vielen Städten die "Fasnet begraben". Dazu gehört, dass der Narrenbaum "gefällt" wird und die Normalität (die gewohnte Ordnung der Dinge) wieder hergestellt wird. Die Bilder zeigen den Elferrat der "Jongner Zigeuner beim Aufstellen ihres Narrenbaumes im Sigmaringer Stadtteil Jungnau.

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