Siebenschläfer

Siebenschläfer (Bild: CathyUser / Pixabay)

Hallo, die Familie der Bilche (Gliridae) stellt sich vor!

Nach neueren Erkenntnissen bezeichnet man die Bilche (Gliridae) als Bindeglied zwischen den beiden Hauptfamilien der Nager (Rodentia), den Hörnchen (Sciuridae) und den Langschwanzmäusen (Muridae). Ihre Stammesgeschichte geht bis ins Eozän zurück (40 bis 60 Millionen Jahre).

  • Die Größe der Bilche bewegt sich zwischen maus- und eichhörnchengroß.
  • Bilche ernähren sich nicht, wie etwa die Hörnchen, vorwiegend von Samen und Früchten, sondern erbeuten auch Insekten, Schnecken und Vogeleier.
  • Alle sind Nachttiere mit langen Tasthaaren und gutem Gehör.
  • Außerdem sind sie geschickte Kletterer.

 

Wie kommt der Siebenschläfer zum "Schlaf" im Namen?

Tatsache ist, dass diese Tiere wahre Meister im Schlafen sind:

  • In den Sommermonaten schlafen sie von drei Uhr morgens bis zehn Uhr abends, also 19 Stunden am Tag.
  • Ihr Winterschlaf geht von Oktober bis April/Mai.
  • Inklusive der Winterschlafzeit "verpennt" also ein neunjähriger Siebenschläfer acht Jahre seines Lebens.

Zu welcher Familie gehören die Siebenschläfer?

  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
  • Familie: Bilche oder Schläfer (Gliridae)
  • 9 Gattungen mit insgesamt 28 Arten gehören zur Familie der Bilche.

Lesetipp: Interessante Vertreter der Nagetiere

Siebenschläfer auf Tour (Bild: Hans / Pixabay)

That's me: Gestatten, ich bin der Siebenschläfer (Glis glis)

Wie schon sein Name aussagt, verbringt der kleine Bilch etwa sieben Monate im Winterschlaf. Er wird etwa 18 cm groß, mit Schwanz noch etwa 15 cm länger. Braungrau gefärbt mit großen dunklen Augen, die schon auf seine bevorzugte Nachttätigkeit hinweisen mit großen häutigen "Mäuseohren". An der Unterseite ist das Fell weißlich oder gelblich. Im Ganzen erinnert die Gestalt des Siebenschläfers an ein silberfarbenes Eichhörnchen. Seine Hände besitzen nur vier Finger, die Füße hingegen 5 Zehen.

Ich geh locker die Wände hoch!

Die Hände und Füße sind mit kissenartigen Schwielen versehen und diese sind dank zahlreicher Drüsen stets griffig feucht. Das sorgt für einen optimalen Halt an den Bäumen, aber auch an Mauerwerk und Holzwänden. Der lange Schwanz hilft, auch bei den Sprüngen, in schwierigen Situationen das Gleichgewicht zu halten.

Sie wollen wissen, wo ein Siebenschläfer überall vorkommt?

Geografisch liegt von Nordspanien bis zur Wolga das Verbreitungsgebiet des Siebenschläfers. Im Baltikum ist für ihn das nördliche Verbreitungsende.

Da bewohnt er Flach- oder Hügelland und steigt selten höher als 1.000 m. Bevorzugt wohnen die Siebenschläfer in Waldnähe. Besonders den Laubwald brauchen sie, aber auch in Parks, Obst- oder Weingärten sind sie zu finden. Alte höhlenreiche Bäume (Totholz) benötigen sie für ihre Nester. Gerne benützen sie verlassene Spechthöhlen als Nachmieter. Als Kulturfolger bewohnt er sehr zum Leidwesen seiner Vermieter auch oft genug Dachböden. Dazu noch mehr.

Siebenschläfer (Bild: jodage / Flickr)

Ein normaler Siebenschläfertag - kein Lostag - sondern eher Nacht!

Sein Tag beginnt mit der Dämmerung, wo er sich dann auch mit kräftigen Lautäußerungen, wie Pfeifen, Gurren, Fauchen und lautstarkem Streiten bemerkbar macht. Dann geht es auf Nahrungssuche: Knospen, Rinde, Früchte, Eicheln und Nüsse, aber auch Insekten, Schnecken, Vogeleier müssen aufgespürt werden.

Aufpassen auf höchst aktive und hungrige Feinde:

Nachtaktive Greifvögel wie Waldkäuze und Eulen, aber auch der Baummarder wollen dem Kleinen an den Pelz. Aber auch Haus- und Wildkatzen machen ihm das Leben schwer.

Nur kurz vor und nach dem Winterschlaf sind Siebenschläfer auch tagsüber anzutreffen. Der Bilch meidet den Boden wenn es geht, aber er ist ein äußerst geschickter Kletterer. Bei Gefahr verharrt er regungslos und flieht nur bei unmittelbarer Bedrohung hinauf in den Kronenbereich der Bäume.
Sein Aktionsraum umfasst 1.000 bis 1.500 m, in diesem Gebiet hat er verschiedene Ruhe- und Schlafplätze, die er regelmäßig aufsucht. Die Männchen streifen weiter herum als die Weibchen. Aufgrund seiner Bindung an Bäume können Gewässer und gehölzfreie Streifen ab einer Breite von 50 m für den Siebenschläfer bereits Ausbreitungsbarrieren darstellen.

 

Ein Männchen und ein Weibchen ....

Vier Wochen nach dem Winterschlaf beginnt die lautstarke Paarungszeit. Übrigens: Tiere, die aus irgendeinem Grund nicht mindestens drei Monate geschlafen haben, bleiben in der folgenden Saison unfruchtbar.

  • Anschließend baut das trächtige Weibchen aus Grashalmen, Moosstückchen, Federn, grünen Blätter und anderem Nistmaterial aus seiner Schlafhöhle ein weiches Kugelnest.
  • Nach einer Tragzeit von 30 bis 32 Tagen kommen vier bis sechs Junge zur Welt. Nackt, blind, nur knapp zwei Gramm leicht. Wird der Nistort gestört, wechselt das Weibchen samt Kindern den Ort.
  • Nach zwei Monaten sind die kleinen Bilche unternehmungslustig und folgen der Mutter.
  • Nun gilt es das erforderliche Winterschlafgewicht von mindestens 70 Gramm bis Oktober anzufuttern.
  • Bei guten Bedingungen werden die Tiere fünf bis neun Jahre alt.

Bildtafel Winterschlaf im Alpenzoo

Wie hält es der Siebenschläfer mit dem Winterschlaf?

Zumeist gräbt sich der Siebenschläfer ins Erdreich ein und hält in einer Tiefe von einem halben bis einem Meter seinen Winterschlaf. Die Temperatur im Erdreich bleibt hier konstant und die Gefahr einer unliebsamen Störung durch Fressfeinde ist gering. Wie Murmeltier, Ziesel oder andere Nager, die Winterschlaf halten, frisst er sich ein dickes Fettpolster an. Regelmäßig erwacht er jedoch um Harn abzugeben, schläft dann sofort wieder weiter. Ob dies dazu dient, den Stoffwechsel immer wieder zu aktivieren, wird derzeit erforscht.

Zu Beginn des Winterschlafs rollt er sich zusammen, legt den Schwanz über den Kopf und schließt die Ohrmuscheln. Neben dieser energetisch günstigen Körperhaltung wird der ausschließlich auf Fettverbrennung eingestellte Energieverbrauch durch eine reduzierte Herzfrequenz und Atempausen von bis zu 50 Minuten weiter gesenkt. Die optimale Temperatur für den Winterschlaf beträgt 5 °C. Bei weniger als 3 – 4 °C setzt spontanes Erwachen ein.

Im Winterschlaf sackt die Körpertemperatur sehr stark ab und die Atmung reduziert sich auf 1 – 2 Atemzüge je Minute; zeitweilig können auch Atempausen über viele Minuten entstehen. Eine sinnvolle Überlebenseinrichtung: Wenn sich die Körpertempertur den 0ºC nähert, so wacht der Siebenschläfer auf und wird aktiv, um sich wieder aufzuheizen.

In Winterquartieren, wie trockene kühle Dachböden, hat man oft mehrere Tiere zusammen gefunden, wo sie eng aneinandergerückt schliefen. Zwar nimmt man an, dass es sich dabei im Allgemeinen um Geschwister oder verwandte Tiere handelt, doch ist die Frage nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise gibt es auch bei den Siebenschläfern Jungtiergruppen, wie bei einigen anderen Säugetierarten.

stockschlaefer (Bild: Heinrich Kemmler / Flickr)

Ein Siebenschläfer hat es nicht leicht.

Der Populationsschwund des Siebenschläfers ist in ganz Europa auf die starke Umwandlung der natürlichen Wälder in eintönige Nutzwälder zurückzuführen. Alte, kranke oder tote Bäume (Totholz) werden rar. Dem Siebenschläfer werden dadurch die für ihn lebenswichtigen Schlaf- und Aufzuchthöhlen entzogen, umso mehr als heute auch überall die alten, wenig wirtschaftlichen Hochstamm-Obstbäume abgeholzt werden. Was liegt also näher, als direkt zum Menschen zu wechseln?

Bitte den Obermieter kündigen - Der Siebenschläfer und sein Hang zu menschlichen Behausungen

Nicht nur verlassene Hütten, sondern auch kühle gut durchlüftete Dachböden, wo es unterhalb menschliche Bewohner gibt, sind eine wahre Verlockung. Wer also in Waldnähe wohnt und nächtens meint eine Klasse holzschuhbewehrter Mäuse über seinem Kopf trampeln zu hören, liegt mit dem Schluss - Siebenschläfer - richtig.

Leid-, aber auch freudvolle Erfahrungsberichte, sowie Tipps, wie man die unerwünschten Obermieter möglicherweise loswerden kann, gibt es etwa bei Markus Kappeller.

Was gelegentlich hilft, ist den kleinen Störenfried mittels einer Falle zu fangen und auszusiedeln.

Siebenschläfer Lebendfalle

Man kann aber auch humorvoll, verständnisvoll und duldend reagieren. Es kommt eben immer auf den Grad der Störung an.

Meine persönliche Siebenschläfererfahrung

Ich hatte als Zwanzigjährige noch einen guten Schlaf. Doch meine Poltergeister über mir, die allnächtlich Punkt 01.00 Uhr früh anscheinend vom Shoppen heimkamen und dann Party feierten, so bis etwa 02.30 Uhr, die raubten mir schon den Nerv und auch den Schlaf. Doch ein Blick tagsüber durch die Dachlucke auf weit aufgerissene Bilchaugen verhinderte sämtliche "Hinausschmeißaktionen" von meiner Seite. Dieser Blick ging einfach direkt ins weiche Herz. Nur meine ebenso gutmütige Mutter und ich wussten um die heimlichen Nussrationen, die wöchentlich ins Oberstübchen geliefert wurden.

Ich habe es 2 Saisonen überlebt. Aber der Auszug der Bilche, aus welchen Gründen auch immer, wurde meinerseits dann doch nicht allzu sehr bedauert.

Halligalli selber machen ist okay. Es aufgebrummt bekommen von den lustigen Damen und Herren im Oberstübchen, ist weniger lustig.

Der Lostag "Siebenschläfertag" am 27. Juni

Der Lostag am 27. Juni, der "Siebenschläfertag" ist auf die "Sieben Schläfer von Ephesus", eine Legende aus der Zeit der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (251) zurückzuführen.

Die Legende in Kurzformat:

  • Sieben Brüder namens Johannes, Serapion, Martinianus, Dionysius, Constantinus, Maximus und Malchus, junge Christen, haben sich vor der Christen-Verfolgung durch Kaiser Decius in eine Berghöhle nahe Ephesus geflüchtet, wurden entdeckt und eingemauert. Die Legende besagt, dass sie nicht starben, sondern eingemauert 195 Jahre lang schliefen. Am 27. Juni 446 wurden sie zufällig entdeckt, bekannten ihren Glauben und verstarben erst dann.

 

Warum er nicht auf die Siebenschläfer zurück geführt werden kann

Dieser Gedenktag ist laut den Bauernregeln ein Lostag. Das hat aber nichts mit dem Erwachen des Siebenschläfers aus seinem Winterschlaf zu tun; das ist bereits Anfang Mai.

Und wie wertvoll ist dieser Tag wirklich?

Kann man das Wetter so vorhersagen? Laut Hundertjährigem Kalender/Bauernkalender lautet die Regel:

Wie das Wetter am Siebenschläfer-Tag, es weitere sieben Wochen bleiben mag!

Bezieht man sich auf die Wochen um Ende Juni und Anfang Juli, dann kann es sogar stimmen. Denn nach statistischen Auswertungen trifft diese Regel bevorzugt in der Südhälfte Deutschlands mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 bis 70 Prozent zu. So neigt die Großwetterlage Ende Juni/Anfang Juli dazu, sich für mehrere Wochen zu stabilisieren und den dabei stattfindenden Witterungscharakter fortwährend anzubieten. Also doch.
Wie schon betont: die Großwetterlage neigt dazu, sich zu stabilisieren. Das eine Jahr tut sie es auch wirklich, das Jahr darauf hustet uns die Großwetterlage was.

Ob das mit dem Lostag immer so stimmt? Ein Beispiel

So sah es zB am 27. Juni 2015 aus:

  •  Regen, Gewitter, mäßig trocken, Temperaturen um 17 bis 20 °.
    Und der Sommer 2015 war prächtig, heiß bis sogar zu heiß.

Lieber Siebenschläfertag, 2015 hast du als Prognose daneben gelegen.

Heute gibt es neben kurzen Aufheiterungen insgesamt recht viele Wolken, dabei fällt von Westen her zeitweise schauerartiger, teils gewittriger Regen. Örtlich herrscht die Gefahr von Starkregen. In der West- und Südwesthälfte gibt es längere freundliche Abschnitte und Niederschläge sind seltener, zum Abend hin ist es hier sogar noch längere Zeit schon mit Sonnenschein und oft trocken. Höchstwerte 21 bis 27 Grad, ganz im Norden sowie in den Mittelgebirgen meist 17 bis 20 Grad. Schwacher bis mäßiger Südwest- bis Westwind, bei den Schauern und Gewittern mitunter kräftig auffrischend und örtlich Gefahr durch Sturmböen.


(Quelle: wetter.de)

In diesen Zoos kann man auf Siebenschläfer-Beobachtungstour gehen:

  • Berlin-Zoo,
  • Goldau,
  • Langenberg

Quellen:

  • Bertelsmann Tierlexikon.
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild Augsburg
  • Markus Kappeller WWF Conservation Stamp Collection;

 

 

Adele_Sansone, am 05.10.2015
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Bildquelle:
https://pagewizz.com/users/Adele_Sansone (Wie sehen Tierfamilien aus?)
a.sansone (Wer ist das kleinste Nagetier der Welt?)

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