Die Unternehmensgeschichte von Pfunds Molkerei begann mit einer guten Idee

Alles begann, als Paul Gustav Leander Pfund (1849-1923) des Lebens als Landwirt im beschaulichen Reinholdshain im heutigen Landkreis Zwickau überdrüssig wurde. Zu dieser Zeit war die Milchversorgung der Dresdner Stadtbevölkerung äußerst dürftig und unhygienisch: Die Milch wurde einmal in der Woche schlecht gekühlt in offenen Pferdewagen aus dem Dresdner Umland in die Stadt gebracht. Da kam Pfund auf eine Idee: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg eben zum Propheten kommen! Warum die Milch nicht direkt in Dresden verkaufen?

Wenig später zog er mit seiner Frau Mathilde und seinem Vieh – sechs Kühen und sechs Schweinen – nach Dresden. In der Görlitzer Straße eröffnete Pfund sein erstes Geschäft. Dort konnte ihm die Stadtbevölkerung durch ein Fenster beim Melken der Kühe zusehen. Die Milch wurde sofort geseiht und gekühlt. Die frische, hygienische Milch wurde ein Verkaufsschlager. Die Kunden kamen in Scharen.

Ein Pfunds-Imperium entsteht

Schon bald reichten die Geschäftsräume nicht mehr aus. Pfund zog mit seiner Molkerei um in die Bautzner Straße. 1880 trat sein Bruder Friedrich als Teilhaber in die Firma ein, die fortan "Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund" hieß. Aus zunächst 150 Litern Milch pro Tag wurden in den 1930er Jahren 60.000 Liter. Ein kleines Imperium entstand. Als inzwischen Königlich-sächsischer Kommerzienrat machte Pfund sein Unternehmen autark. Er gründete

  • eine Druckerei für Reklame und Etiketten,
  • eine Schmiede für den Beschlag seiner hundert Pferde und Kutschwagen,
  • eine Tischlerei,
  • eine Zimmerei,
  • eine Wagenbauwerkstatt,
  • eine Betriebs-Schlosserei mit Konstruktionsabteilungen,
  • eine Klempnerei mit Verzinnerei für Kannen und Krüge,
  • eine Lackiererei,
  • eine moderne Dampfwäscherei,
  • eine Schneiderei für die Kutscheruniformen.

Angebotserweiterung auf Pfunds Kondensmilch

Kondensmilch wurde industriell erstmals im Jahre 1856 in den USA von Gail Borden als eines der ersten Konservierungsverfahren für Milch produziert. Bis dahin musste Milch innerhalb weniger Stunden verbraucht werden. Borden hatte auf einer Europareise im Jahre 1851 auf dem Schiff erleben müssen, wie einige Kinder an infizierter Milch der Bordküche starben. Im Jahre 1864 gründete Borden die New York Condensed Milk Company, die täglich 75.000 Liter gezuckerter Kondensmilch herstellte. Im amerikanischen Bürgerkrieg war Kondensmilch eine wichtige Notfallration, da eine normale 400-Gramm-Dose bis zu 5.500 Kalorien liefert. Berichte rückgekehrter Bürgerkriegssoldaten waren Basis für einen großen Markterfolg.

Also erweiterte Pfunds Molkerei das Angebot und stellte als erstes deutsches Unternehmen 1886 Kondensmilch her. Mit der kondensierten Milch kam auch der Erfolg im Ausland.

Weitere Produkte waren Kindernahrung in Muttermilchqualität und Milchseife für die Pflege empfindlicher Haut.

Die Firma exportierte weltweit und hatte allein in Dresden mehr als 50 Filialen. Dann kam die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges. Den Bombenhagel überdauerte nur der Hauptsitz in der Bautzner Straße mit seinem Herzstück, dem "schönsten Milchladen der Welt".

Im "schönsten Milchladen der Welt" gibt es über 140 Käsesorten

Die Verkaufsräume des "schönsten Milchladens der Welt" mit seinen wunderschönen handbemalten Fliesen im Stil der Neorenaissance sind ein Paradies für Käseliebhaber. Über 140 Käsesorten gibt es hier zu kaufen und ein alter, restaurierter Milchbrunnen ist zu bewundern.

Im Obergeschoss befindet sich ein Restaurant. Heute kann man in ehemaligen Büroräumen direkt über dem Milchladen im stilvollen Ambiente die Käseköstlichkeiten dieser Welt genießen. Diverse nationale und internationale Käseköstlichkeiten aus Kuh-, Ziegen- und Schafsmilch in bester Qualität mit frisch gebackenem Baguette warten auf den Gast. Dazu wird eine feine Auswahl Meißner Weißweine oder Bulgarischer Rotweine angeboten. Der Betrieb ist zu den üblichen Geschäftszeiten ganzjährig geöffnet - bis auf den ersten und zweiten Weihnachtstag und Neujahr.

2012 wurde im hinteren Verkaufsraum eine wunderschöne Glasdecke eingebaut, die über 100 Jahre alt ist und die Atmosphäre des schönsten Milchladens der Welt noch weiter unterstreicht.

Und wer bei so viel Milch und Käse Lust auf Senf bekommt: direkt neben Pfunds Molkerei in der Bautzner Straße gibt es fantastische Senf-Spezialitäten im Dresdner Senfladen, der ebenfalls einen Besuch wert ist.

 

 

Der Milchbrunnen (alle Fotos © Dresdner Molkerei Gebrüder Pfund)

Autor seit 10 Jahren
532 Seiten
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