Weiße Siedler und Indianer feiern das erste Erntedankfest (Bild: CHARMERS•*´¨`♥ / Flickr)

Im Jahr 1620 kamen puritanische Siedler nach Amerika

Dort war es inzwischen zu gravierenden Veränderungen gekommen. Der Stamm der Patuxet existierte nicht mehr. Die Krankheiten der weißen Eindringlinge hatten den ganzen Stamm ausgelöscht. Von seinen Angehörigen waren nur noch bleiche Knochen übrig geblieben. Tisquantum schloss sich einem Wampanoag-Dorf an, das die Seuche überstanden hatte. Dort traf er Usamequin, den obersten Sachem der Wampanoag-Konförderation. Er lebte in einem Dorf auf einer Halbinsel auf der östlichen Seite der Narragansett Bay, die von den Indianern "Montaup" genannt wurde.

Usamequins Feinde, die Narragansett, lebten auf der westlichen Seite der Bucht. Sie hatten die tödlichen Epidemien überlebt und die Wampanoag kurz zuvor von den Inseln in der Bucht vertrieben. Doch sie wollten noch mehr Land. Usamequin hörte Tisquantums Bericht über dessen seltsame Reise und erkannte sehr schnell, das die Weißen als Verbündete eine große Hilfe sein würden. Im Dezember 1620 segelte das englische Schiff "Mayflower" in den Hafen von Patuxet und setzte 102 puritanische Siedler an Land. Sie tauften den verlassenen Platz "Plymouth".

Usamequin schloss einen Friedensvertrag mit den weißen Siedlern

Doch die unerfahrenen Neuankömmlinge waren nicht auf den harten Winter vorbereitet. Krankheiten und Hunger sorgten dafür, das mehr als die Hälfte von ihnen starb. Im März 1621 erschien ein Abenaki namens Samoset in Plymouth. Er lebte als Gast in Usamequins Dorf und hatte von europäischen Fischern Englisch gelernt. Die Siedler waren erstaunt, als er sie mit den Worten: "Willkommen, Engländer" begrüßte. Er berichtete den Weißen von der Seuche, die das Gebiet entvölkert hatte. Samoset verließ die Kolonie und kehrte mit Tisquantum zurück, der die englsche Sprache noch weitaus besser beherrschte. Am selben Tag erschienen auch der Wampanoag-Sachem Usamequin, sein Bruder Quadenquina und sechzig Krieger in Plymouth. Mit Tisquantum und Samoset als Dolmetscher erfuhren die Weißen, dass Usamequin unter dem Namen Massasoit bekannt war und über acht große und rund dreißig kleinere Dörfer herrschte.

Massaoit betrat eines der Häuser, wechselte einige Worte mit John Carver, dem Gouverneur der Pilger und speiste mit den Engländern. Anschließend vereinbarte er mit ihnen einen Friedensvertrag, in dem sich beide Seiten bereit erklärten, einander im Falle eines Angriffs von Dritten beizustehen. Massasoit erhoffte sich so, in den Besitz von Gewehren zu kommen, die seine Position gegenüber den Narragansett verbessern sollte. Tisquantum blieb bei den weißen Siedlern und lehrte sie, wie man pflanzte und wo es die besten Fischgründe gab.

Die Pilgerväter feierten mit den Indianern ihr erstes Erntedankfest

Im Herbst 1621 standen in Plymouth acht Hektar Mais. Als die Pilger von dem indianischen Brauch einer Zeremonie zur Erntezeit erfuhren, beschlossen sie, ebenfalls einen solchen Feiertag abzuhalten und Massasoit einzuladen. Der Obersachem kam mit 90 Leuten und steuerte fünf Hirsche zum gemeinsamen Fest bei. Drei Tage und drei Nächte wurde gefeiert. Gesänge; Gebete, Wampanoag-Zeremonien, sowie englische und indianische Spiele wechselten einander ab. Zum Schluss versprachen sich die Weißen und die Indianer, dieses Fest jedes Jahr abzuhalten. Für beide Seiten war das Bündnis von Vorteil. Massasoits Freundschaft mit den Engländern schützte sein Volk vor den Narragansett und verschaffte ihm viel Ansehen. Die Kolonie der Siedler wuchs unter dem Schutz der Indianer und breitete sich immer weiter aus.

Vierzig Jahre währte der Frieden. Doch im Jahr 1662 starb Massasoit. Nachfolger wurde sein ältester Sohn Wamsutta, der den Weißen eher feindselig gegenüberstand. Er war noch kein Jahr an der Macht, als er unter Bewachung nach Plymouth zum Verhör gebracht wurde. Während senes Aufenthalts bei den Engländern wurde er krank. Erst als er seine beiden Söhne als Geiseln zurückgelassen hatte, durfte er heimkehren. Auf dem Weg zu seinem Dorf starb Wamsutta. Die Engländer behaupteten, er sei an der Krankheit gestorben, doch die Wampanoag glaubten, er sei vergiftet worden. Wamsuttas Nachfolger wurde Metacomet, den die Puritaner "King Philip" nannten. Unter seiner Führung kam es zu den ersten Indianeraufständen.

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