Woher kommt das Wort Nostalgie?

Das Wort Nostalgie tauchte zum ersten Mal 1688 auf, als der Doktorand Johannes Hofer eine medizinische Arbeit mit dem Namen "Dissertatio medica De Nostalgia oder Heimwehe" schrieb, in der er über das schwere Heimweh berichtete, an denen die Schweizer Söldner erkrankten. Schweizer Männer fanden bereits seit dem 13. Jahrhundert kein Auskommen in ihrer Gegend und verdingten sich in fremden Heeren z.B. in Frankreich, den Niederlanden oder Ungarn. Fern von der Heimat kämpften sie zum Teil gar gehen ihre eigenen Landsleute, die für das andere Heer kämpften. Für Hofer trug das Heimweh zum ersten Mal Anzeichen einer ernst zu nehmenden Krankheit.

Schwelgen in alten Zeiten

Heutzutage bezeichnet Nostalgie die schwärmerische Hinwendung an vergangene Zeiten, die in der Erinnerung etwas verklärt werden. Man blendet die unangenehmen Dinge gerne aus und spricht von der guten alten Zeit, in der alles viel besser war. Da bleiben nur die schönen Sachen, die man als Kind oder Jugendliche erlebt hat, im Gedächtnis. Wir träumen von Orten, Menschen oder Gerüchen z.B. der Lieblingsgerichte, welche die Mutter für uns kochte oder ein bestimmtes Musikstück, bei dem wir den Partner kennengelernt haben.

Die gute alte Zeit im Königlich Bayerischen Amtsgericht

Das erinnert mich ein bisschen an die Folgen des Königlich Bayerischen Amtsgerichtes, die ich als Kind im Fernsehen verfolgte. Zum Ende jeder Verhandlung geht alles vergleichsweise gut aus und der Trailer lautet: "Es war eine liebe Zeit, die gute alte Zeit vor anno 14. In Bayern gleich gar. Damals hat noch seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger Monarch. Denn der König war schwermütig. Das Bier war noch dunkel, die Menschen warn typisch; die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm und ein bisserl leger. Es war halt noch vieles in Ordnung damals. Denn für Ordnung und Ruhe sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das Königliche Amtsgericht."

In der Gerichtsverhandlung landeten skurrile Fälle von Viehdiebstahl, Fensterln und Hochzeitsladern. Die Serie spielt im Königreich Bayern vor 1914. Die Feuerwehr fährt noch mit der Pferdekutsche zu den Brandorten und alles ist recht ländlich. Der Herr Ökonomierat findet immer Zeit, seinen Fleischsalat und die Maß Bier zu genießen, auch wenn er eigentlich im Gerichtssaal erwartet wird.

Der Abspann lautet: "Das Leben geht weiter, ob Freispruch oder Zuchthaus, auch in der guten, alten Zeit – und auf die Guillotin' hat unser alter Herr Rat eh niemanden geschickt... Eine liebe Zeit, trotz der Vorkommnisse - menschlich halt. Und darum kommt es immer wieder zu diesen Szenen – im Königlich Bayerischen Amtsgericht."

Das ausgerechnet diese Zeit besser war, die ein einfaches Leben in ländlicher Idylle versprach, glauben wir eher nicht.

Unser Hang zur Nostalgie

In unserer schnelllebigen Zeit wird alles hektischer. Manchmal haben wir das Gefühl, der Zeit nicht mehr hinterher zu kommen. Wir fühlen uns abgehetzt, geradezu verfolgt. Wie gerne denken wir dann an frühere, ruhigere Zeiten zurück. Die Technik war noch nicht so weit fortgeschritten, wir hatten durch die Abwesenheit von PC und Handy aber auch mehr freie Zeit, die wir mit den Menschen verbrachten.

Durch die Sensationsmeldungen und schlechten Nachrichten in den Medien sind wir mehr mit der Welt verbunden. Wir fühlen uns manchmal auch bedroht durch die Schlechtigkeit der Menschheit und ziehen uns mehr in unser Haus zurück. Der Trend zum Cocooning, dem Einschließen und Zurückziehen in die eigene Wohnwelt ist eine Folge der heutigen Zeit.

Nostalgie muss aber keine Flucht vor der Gegenwart sein. Man umgibt sich vielleicht auch gerne mit alten Dingen oder geht einmal auf Zeitreise im Film, in einem Buch oder in der Musik. Wenn wir die Vergangenheit betrachten, können wir aus ihr auch schöpfen, ohne die heutige Zeit zu vergessen. Ein bisschen Nostalgie kann glücklich machen, wenn man sich nicht zu sehr in ihr verliert.

Nostalgie als Schutzmantel für die Seele

Nostalgieforscher der Southampton University untersuchten den Zusammenhang zwischen dem rosigen Blick auf alte Zeiten, der alles verklärt in einer Studie genauer. Besonders in Zeiten, in denen es uns nicht gut geht, hängen wir gerne der Nostalgie nach und erinnern uns an frühere Zeiten. Das Gefühl ist universell und in allen Kulturen vorhanden. In einer Versuchsreihe sollten die Probanden Aufsätze über sehr persönliche Dinge wie z.B. eine schöne Erinnerung oder den eigenen Tod schreiben. Die andere Gruppe beschrieb allgemeinere Themen wie z.B. ein alltägliches Ereignis oder das Versagen bei einer Prüfung. Danach folgte ein Test mit Leerfeldern. Im Ergebnis antworteten die Testpersonen, die vorher in Nostalgie schwelgen konnten, nicht so negativ wie die andere Gruppe. Nostalgie ist demnach ein Schutzmechanismus unserer Seele.

Reisefieber, am 08.12.2013
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Bildquelle:
Opas Diandl Pressefoto (alpenländische Volksmusik abseits vom Schlager)

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