Dabei muss man als Filmfan freilich nicht so weit gehen wie jene Kinogängerin, die sich einem Filmtrailer, der weitaus mehr Action versprochen hatte, getäuscht fühlte und die einzige logische Konsequenz daraus zog: Sie reichte eine Klage gegen den Verleiher des preisgekrönten Actiondramas "Drive" ein. Ob im Zuge dieser völlig verständlichen Reaktion bereits Sammelklagen enttäuschter Paläontologen gegen die Glam-Rock-Gruppe "T- Rex", in deren Band kein einziger Tyrannosaurus Rex mitwirkte, vorbereitet werden, ist nicht bekannt. Doch lassen Sie sich nicht länger auf die Folter spannen (Wichtiger rechtlicher Hinweis: Der Artikelautor haftet weder für die Erfüllung hoher Erwartungshaltungen seitens der Leser, noch für seelische Qualen ob misslungener Witze) und staunen Sie über diese 10 irreführenden Filmtrailer! Aber Vorsicht: There Be Spoilers …

10. Das Vermächtnis der Tempelritter

Was der Filmtrailer verspricht: Eine aufregende Schatzjagd, die mit Christopher Kolumbus beginnt und über den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg bis hin zu den ägyptischen Pyramiden führt. Oh, und nicht zu vergessen: Diane Kruger versucht sich einmal mehr als Schauspielerin.

Was "Der Schatz der Tempelritter" tatsächlich ist: Eine an Bruce Willis‘ Haaren herbeigezogene Schnitzeljagd, die durch ein paar US-amerikanische Städte führt, sich von einem absurden Zufall zum nächsten hangelt und Nicolas Cage als Wikipedia auf zwei Beinen präsentiert.

Spoiler: Aus Diane Kruger wird wohl keine Schauspielerin mehr werden (siehe: Megan-Fox-Syndrom).

9. Gremlins

Was der Filmtrailer verspricht: Eine unterhaltsame Komödie für die ganze Familie! Was könnte man an "Gremlins" nicht zuckersüß und putzig finden? Niedliche Pelzkreaturen, zwei attraktive Jungdarsteller, eine Hausfrau, die in ihrer eigenen Küche mit Tellern beworfen wird (ein gewaltiger feministischer Fortschritt gegenüber dem sexistischen Klischee der tellerwerfenden Furie!), … selbst die musikalische Untermalung erinnert an einen aufgepeppten Leierkasten vom Kirmes!

Und falls noch irgendwelche Zweifel an der Familienkompatibilität bestanden hätten: Wie der Filmtrailer gleich zu Beginn groß bewirbt, wurde "Gremlins" von Steven Spielberg produziert. Jener Steven Spielberg, der nur zwei Jahre zuvor mit "E.T." Millionen Kinderaugen zu Tränen gerührt hatte.

Was "Gremlins" tatsächlich ist: Eine Horrorkomödie. Mit ausdrücklicher Betonung auf "Horror", wie etwa dieser Clip belegt, in dessen Verlauf ein gar nicht mehr so niedlicher Gremlin zunächst erstochen und später in der Mikrowelle zum Explodieren (ob daraus wohl die Urbane Legende vom Hamster in der Mikrowelle gezimmert worden ist?) gebracht wird. Lustige Familienunterhaltung eben, insbesondere für die jüngsten Zuschauer!

Trotz des gewaltigen Erfolgs von "Gremlins" war und ist der Film eher dem Horrorgenre zuzurechnen. Nicht, dass das Marketing des Streifens ungeschickt gewesen wäre, im Gegenteil: Steven Spielberg + putzige Phantasietierchen + junge Protagonisten = harmlose Unterhaltung. Von wegen! Weder die zunehmend düster werdende Atmosphäre des Films, noch die satirischen Anspielungen richteten sich an Kinder. Aufmerksame Eltern hätten freilich bereits beim Familiennamen des Regisseurs stutzig werden sollen: Was könnte man wohl bei jemandem, der Dante heißt, erwarten?

Spoiler: Hauptdarstellerin Phoebe Cates zieht sich nicht aus. Betonung auf "nicht". Es ist wohl unter ausgleichende Gerechtigkeit zu verbuchen, dass sie inzwischen mit Kevin Kline verheiratet ist.

8. Sky Captain and the World of Tomorrow

Was der Filmtrailer verspricht: Um es vorwegzunehmen: Die im Trailer versprochen Szenen sind im Film tatsächlich zu sehen. Insofern handelt es sich um keinen irreführenden Trailer. Abgesehen von einer winzigen Kleinigkeit …

Was " Sky Captain and the World of Tomorrow" tatsächlich ist: Ein groß mit Superstar Angelina Jolie beworbenes Sci-Fi-Vehikel, obwohl diese lediglich eine Nebenrolle spielt. Nicht, dass diese Vorgehensweise (siehe nächsten Eintrag) neu wäre. Dennoch hinterlässt es einen schalen Nachgeschmack, auf jedem Filmposter und in jedem Filmtrailer auf den großen Star hinzuweisen, wenn dieser in Wahrheit nur in ein paar Szenen mit wenigen Zeilen Dialog zu sehen bzw. hören ist. Natürlich ist diese Vorgangsweise verständlich: Selbst Angelina Jolies Augenklappe in diesem Film besitzt mehr Ausstrahlung als Hauptdarsteller Jude Law.

Spoiler: Die Augenklappe soll im Sequel gerüchteweise Jude Law ersetzen …

7. Einsame Entscheidung

Was der Filmtrailer verspricht: Die Actionstars Kurt Russell und Steven Seagal in einem gemeinsamen Actionkracher!

Was " Einsame Entscheidung" tatsächlich ist: Kurt Russells Film, da Steven Seagal bereits im ersten Drittel aussteigt – buchstäblich, was bei einem in der Luft befindlichen Flugzeug nicht empfehlenswert ist. Einerlei: Steven-Seagal-Fans (falls es solche überhaupt gibt) mussten sich mit dem frühen Abschied ihres Idols abfinden und mit dem Anblick einer Prä-"Catwoman"- Halle-Berry trösten.

Spoiler: Steven Seagal wurde für seine unterragende darstellerische Leistung für den Anti-Oscar "Goldene Himbeere" nominiert, unterlag aber Marlon Brando. Kein Witz. Inzwischen lässt sich der in die Pfunde, äh, Jahre gekommene Ex-Actionstar in Billigproduktionen für den Wühltisch in den meisten Szenen doubeln und nachsynchronisieren.

6. The Village

Was der Filmtrailer verspricht: Atemlose Spannung in einer gespenstisch-mystischen Atmosphäre! Welche Monster halten die Bewohner eines Dorfes gegen Ende des 19. Jahrhunderts in ihren eigenen Häusern gefangen? Warum darf niemand den Wald betreten? Weshalb ist die Farbe Rot verboten? Können die friedliebenden Dorfbewohner gegen die Ungeheuer bestehen, die bisweilen sogar in die Häuser eindringen? Und wird Sigourney Weaver nur mit Bluse und Slip bekleidet die Monster mit einem Kerzenwerfer wegpusten?

Was "The Village" tatsächlich ist: Ein anfangs tatsächlich spannender Mystery-Thriller, bis das Geheimnis rund um die abscheulichen Monster gelüftet wird.Lassen Sie es mich so ausdrücken: Egal, ob Außerirdische vom Planeten Ur-Anus, Kreaturen aus einer anderen Dimension, Spukgestalten oder Grünen-Politikerinnen – alles wäre interessanter und verblüffender gewesen, als jene Auflösung, die uns das einstige Regie-Wunderkind M. Night Shyamalan (von der "Newsweek" im Jahr 2002 etwas voreilig als "The Next Steven Spielberg" gefeiert) allen Ernstes aufbindet.

Spoiler: Sigourney Weaver pustet kein einziges Ungeheuer weg. Shame on you, M. Night Shyamalan!

5. Lost In Translation

Was der Filmtrailer verspricht: Eine rasant geschnittene, grelle Komödie über zwei Amerikaner in Tokio, die mit einer ihnen völlig fremden Kultur konfrontiert werden. Karaoke, unverständliches Englisch sprechende Asiaten und dümmliche TV Shows (ein rein japanisches Phänomen, das hierzulande unbekannt ist) inklusive.

Was " Lost In Translation " tatsächlich ist: Ein unter anderem mit dem Oscar ausgezeichnetes, warmherziges Dramarund um zwei einsame Menschen inmitten einer pulsierenden Metropole. Dabei spielt es keine Rolle, ob die blutjunge Schöne (Scarlett Johansson) mit dem frustrierten Alt-Schauspielstar (Bill Murray) zusammenkommt. Viel entscheidender ist die Frage, wie die beiden höchst unterschiedlichen Charaktere mit dem Platzen ihrer Träume und Hoffnung umgehen und welchen Halt in einer von ihrer eigenen Kultur losgelösten Welt einander geben können.

Spoiler: Bill Murray spielt seine Rolle mit gebotener Ernsthaftigkeit, was man auf Grund des Trailers nicht erwarten würde. Und nein: Godzilla taucht nicht auf.

4. Der Untergang

Was der Filmtrailer verspricht: Eine Charakterstudie des viel zu spät verstorbenen Führers sowie eine Auseinandersetzung mit der Frage, ob man sich auch in Zeiten des Krieges Hoffnung gestatten darf.

Was "Der Untergang" tatsächlich ist: Deprimierend! Die Russen stehen diesmal tatsächlich vor der Tür, große Teile des Filmes spielen in einem Bunker, obwohl sich das prachtvolle Berlin als Außendrehort angeboten hätte (wohin floss dann eigentlich das üppige Budget, wenn ohnehin nicht an den Originalschauplätzen gedreht wurde?) und die Deutschen werden wieder einmal als Bösewichte präsentiert. Selbst Hitler wirkt in manchen Szenen unsympathisch.

Spoiler: Hitler stirbt am Schluss. So erzeugt man einen verblüffenden Plot Twist, Mr. Shyamalan!

3. Alien 3

Was der Filmtrailer verspricht: Cool! Die Alien-Kreaturen machen sich auf der Erde breit! Endlich ein "Alien"-Film, der nicht viele Lichtjahre von der Erde entfernt, sondern auf unserem Planeten spielt.

Was "Alien 3" tatsächlich ist: Ein "Alien"-Film, der viele Lichtjahre von der Erde entfernt spielt. Der von David Fincher mühsam zusammengekleisterte Science-Fiction-Streifen bietet zwar durchaus Spannung, reicht jedoch weder an Ridley Scotts "Alien", noch an James Camerons Sequel "Aliens" heran. Doch wollen wir fair bleiben: Finchers Vorstellungen waren von 20th Century Fox völlig über den Haufen geworfen worden. Ursprünglich sollte "Alien 3" auf einem künstlichen Himmelskörper aus Holz (!) spielen, der von Mönchen betrieben wurde.

Offenbar war diese Vision den Produzenten genauso suspekt wie der erste Drehbuchentwurf, in welchem "Alien"-Urgestein Ellen Ripley gar nicht erst in Erscheinung getreten war. Deshalb wurde Sigourney Weaver mit einer Rekordgage geködert und Finchers interessante Entwürfe landeten in einer Stasisröhre auf LV-426.

Spoiler: Jean-Pierre Jeunets an Fan-Verhöhnung grenzende Fortsetzung "Alien – Die Wiedergeburt" endet mit der Bruchlandung Ripleys auf der Erde. Irgendwie hatte der Filmtrailer somit doch Recht behalten. Zumindest auf eine Weise, in der man "Modern Talking" als ernsthaften musikalischen Beitrag betrachten könnte.

2. Brücke nach Terabithia

Was der Filmtrailer verspricht: Eine Mischung aus "Die Chroniken von Narnia" und "Harry Potter" mit vielen Spezialeffekten und allerlei skurrilen Fantasy-Figuren. Zwei Kinder, beide Außenseiter, träumen sich in eine imaginative Welt, in der sie Helden sein können – wie süß!

Was "Brücke nach Terabithia" tatsächlich ist: Ein Drama, in welchem eines der beiden Kinder stirbt – definitiv nicht süß, wie es der Trailer verspricht. Doch lassen wir die Autorin Katherine Paterson, auf deren Roman "Brücke nach Terabithia" basiert, selbst zu Wort kommen (Zitat aus einem Interview):

"I'm just telling everybody I know, "Don't see the trailer, don't see the trailer." Because it's exactly what the trailer ends up making you think, is that it's this glorified fantasy adventure with nothing but special effects, and that's not what we ended up with in this movie."

Tatsächlich nimmt die Fantasy-Welt Terabithia nur wenige Szenen im Film, wie auch in der literarischen Vorlage, ein. Vielmehr handelt der Streifen von Freundschaft und dem Umgang mit einem traumatischen Erlebnis, nämlich dem Verlust eines geliebten Menschen. Im Gefolge diverser Fantasy-Epen war das Aufspringen auf den fahrenden Zug wohl zu verlockend. Es ist wohl nicht vermessen anzunehmen, dass zahlreiche Kinder und Jugendliche mit völlig falschen Erwartungen ins Kino gingen und sich auf Grund des tragischen Endes die Äuglein ausheulten. Egal: Der knapp 20 Millionen Dollar teure Streifen spielte weltweit das Siebenfache der Kosten ein, und letztendlich ist schnöder Mammon alles was zählt. Nun, das ist doch eine sehr schöne Moral für die lieben Kleinen, oder?

Spoiler: Wie irreführend muss ein Trailer sein, dass sich sogar Gabor Csupo, der Regisseur des Films, vom Marketing distanziert? Die Antwort auf diese Frage gab der Trailer zu "Brücke nach Terabithia".

1. Fall 39

Was der Filmtrailer verspricht: Renée Zellweger verkörpert eine Sozialarbeiterin, die ein von dämonischen Kräften bedrängtes Kind beschützt.

Was "Fall 39" tatsächlich ist: Ein Horrorfilm mitRenée Zellweger, die eine Sozialarbeiterin verkörpert. Oh, und das Mädchen muss nicht vor übernatürlichen Kräften beschützt werden. Wie, das erscheint beim Betrachten des Trailers ganz anders? Allerdings. Der Penner mit der Dämonenfratze kommt ebenso wenig vor, wie jene Szene, in der das Mädchen von unsichtbaren Mächten angegriffen wird. In keiner Passage des Films "Fall 39" versteckt sich Zellweger mit dem verängstigten Kind unter dem Bett, läuft mit ihm vor etwas Unsichtbarem davon oder verbarrikadiert sich mit dem Mädchen im Schlafzimmer. Praktisch die gesamte zweite Hälfte des Trailers existiert im Film nicht oder wurde in einen völlig anderen Kontext gesetzt.

Kurzum: Der Trailer hat mit dem Horrorfilm "Fall 39" nur rudimentäre Ähnlichkeit, da er einen völlig anderen Plot in Aussicht stellt.

Spoiler: In einem Horrorfilm der Protagonistin den Namen einer Dämonin aus der antiken Mythologie zu verleihen, kann man nicht gerade als subtil bezeichnen. Bond-Bösewichte heißen aus einem bestimmten Grund Dr. Blofeld und nicht beispielsweise John Satan Evil.

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