Schwierigkeiten vor der ersten Austragung

Aller Anfang war schwer. Und dass sich aus der ersten Fußball-WM das größte Turnier der Welt entwickeln würde, ahnte damals noch niemand.

Als die Fifa 1904 gegründet wurde, hatte der spätere FIFA-Generalsekretär Hirschmann schon die Ausrichtung eines "Weltturniers" ins Gespräch gebracht. Die meisten hielten ein solches Turnier für unrealistisch, weil eine ganze Reihe der wichtigsten Fußballverbände bei der Gründung der FIFA nicht dabei gewesen waren. Es fehlten neben England auch Italien, Deutschland, Österreich-Ungarn und vor allem die Südamerikaner. Außerdem war für viele die das olympische Turnier "Weltmeisterschaft" genug.

Und trotzdem wurde bereits 1906 ein erster möglicher Spielplan für eine WM vorgelegt, in dem auch Mannschaften berücksichtigt wurden, die zu diesem Zeitpunkt nicht in der Fifa repräsentiert waren.

Nachdem dieser Spielplan vorgestellt worden war, stimmten auch die meisten Zweifler und die vorherigen Gegner einem solchen Turnier zu.

Aber die notwendige Unterstützung fehlte dennoch. Kein Land meldete wirklich für die WM, so dass die Ausrichtung eines solchen Turniers wieder verschoben wurde. Nach Jahren wurde dann beschlossen, das olympische Fußballturnier 1916 in Berlin gleichzeitig als Weltmeisterschaft auszuschreiben. Wegen des ersten Weltkrieges fielen die Spiele jedoch aus. Allerdings wurde in Argentinien eine "inoffizielle" Weltmeisterschaft ausgespielt. Erst 1920 wurde die Idee einer Fußball-Weltmeisterschaft von FIFA-Präsident Jules Rimet wieder aufgenommen. Auch diesmal gab es zunächst großen Widerstand gegen ein solches Turnier, aber die Fifa setzte sich durch und beschloss, ab 1930 alle vier Jahre eine WM auszutragen.

Doch nun musste erst einmal ein Land gefunden werden, dass die erste WM ausrichten sollte. Die erwartete Bewerbung von Deutschland und Österreich blieb aus; auch eine Bitte der FIFA, die Ausrichtung zu übernehmen, wurde von den beiden Verbänden abgelehnt.

Erst 1929 kam Uruguay als möglicher Ausrichter ins Spiel. Und um die WM überhaupt auszutragen, wurde sie an Uruguay vergeben – zu groß war die Gefahr, dass es für diese WM überhaupt keinen Ausrichter gegeben hätte.

Uruguay begann sofort mit den Vorbereitungen für das Turnier und schuf mit dem "Centenario" das bis dahin größte Fußballstadion der Welt.

Aber die europäischen Verbände zeigten plötzlich wenig Interesse an einer WM-Teilnahme. Eine lange, kostspielige Schiffsreise, ein unbekanntes Land und ungewohnte klimatische Bedingungen – diese Überlegungen führten dazu, dass die Europäer hohe Forderungen an den Ausrichter stellten.

Neben allen entstehenden Kosten sollte der Veranstalter den Verbänden 60.000 Mark zahlen; das Doppelte, was Uruguay für die Teilnahme bei den früheren Olympischen Spielen in Europa bekommen hatte. Letztlich sagten mit Jugoslawien, Rumänien und Belgien zu; Frankreich konnte von Jules Rimet auch noch zu einer Teilnahme bewegt werden.

Stattdessen erfuhr Uruguay große Unterstützung durch die südamerikanischen Verbände, die sieben Mannschaften stellten. Auch die USA nahmen an dem Turnier teil, so dass insgesamt ein Teilnehmerfeld von 13 Mannschaften an den Start ging. 

Der Austragungsmodus und die Vorrunde

 Es wurden drei Vorrundengruppen mit je drei Mannschaften gebildet, die vierte Gruppe bestand aus vier Mannschaften. Die Gruppensieger qualifizierten sich für das Halbfinale.

Am 13.06.1930 begann das Turnier – und die Europäer staunten nicht schlecht über die US-Amerikaner, die zunächst Belgien mit 3:0 besiegte und mit einem weiteren Sieg gegen Paraguay das Halbfinale erreichte. In den anderen Gruppen gab es Favoritensiege: Argentinien, Jugoslawien und Gastgeber Uruguay erreichten ebenfalls das Halbfinale. Ausgeschieden war dagegen Brasilien, das im besten Spiel der Gruppenphase den Jugoslawen mit 1:2 unterlegen war (damals aber auch noch nicht zu den Spitzennationen des Fußballs gehörte). Freude nach der Auslosung des Halbfinales: Da Argentinien gegen die USA und Uruguay gegen Jugoslawien antreten mussten, war das Traumfinale zwischen Uruguay und Argentinien möglich geworden.

Das Finale

Ein Spiel um Platz 3 zwischen den Verlierern der Halbfinale wurde nicht ausgespielt.

Nachdem Uruguay und Argentinien ihre Halbfinalspiele jeweils mit 6:1 gewonnen hatten kam es im Endspiel zu dem erhofften Derby zwischen den beiden Teams vom Rio de la Plata. Gleichzeitig war es die Neuauflage des olympischen Finales von 1928, das Uruguay mit 2:1 nach Verlängerung gewonnen hatte.

Für die Gastgeber begann das Spiel mit einem Schock: Außenseiter Argentinien ging in der 24. Minute mit 1:0 in Führung. Der Rekordtorschütze des Turniers, Guillermo Stabile (später auch Nationaltrainer Argentiniens) hatte nach einem Sololauf getroffen. Erst in der 60. Minute, gelang der Mannschaft Uruguays der Ausgleich. Kurz vor Schluss erzielte Castro per Kopf den Siegtreffer für Uruguay.

Uruguay hatte damit seine Olympiasiege von 1924 und 1928 bestätigt. Und auch wenn Uruguay den leichteren Weg ins Finale zu bewältigen hatte, war die Mannschaft über den gesamten Turnierverlauf ein verdienter Weltmeister.

Auswirkungen des Turniers auf die Zukunft

Entgegen allen Befürchtungen war die WM 1930 auch wirtschaftlich ein Erfolg. Bei Kosten von etwa 200.000 Pesos waren ca. 255.000 Pesos eingenommen worden. Für Jede Mannschaft am Ende des Turniers blieb daher am Ende des Turniers noch etwas übrig. Vorher hatte das kaum einer erwartet. Die größten bedenken waren ausgeräumt, so dass einer regelmäßigen Fußball-Weltmeisterschaft nichts mehr im Wege stand.

Auch spielerisch hatte das Turnier eine taktische Neuerung gebracht, die wegweisend für den Fußball werden sollte: Turniersieger Uruguay spielte mit einer Art "Libero". Diese Spielerposition war bis dahin unbekannt, sollte aber langfristig von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung des Weltfußballs werden.

Kettenhund, am 25.07.2018
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Bildquelle:
Bild: freestockgallery.de (Wendepunkte der Geschichte – was wäre gewesen, wenn?)

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