Verschwörungstheorien - Ein paar Beispiele

Über alle möglichen historischen Ereignisse oder über mehr oder weniger geheime Organisationen gibt es jede Menge großer Verschwörungstheorien. Verschiedene Mythen und Legenden werden ebenfalls gern als Bausteine für solche Theoriegebilde verwendet.

So hat beispielsweise die Mondlandung nie stattgefunden, sondern wurde heimlich im Fernsehstudio gedreht. Das AIDS-Virus ist nicht von Schimpansen auf die Menschen übertragen worden, sondern in Wirklichkeit das Ergebnis gentechnischer Experimente in geheimen Versuchslaboren der USA. Und John F. Kennedy war in Wirklichkeit ein Opfer der Mafia, weil ein Einzelner das Attentat in dieser Form gar nicht hätte verüben können. Außerdem war der Untergang der Titanic nichts anderes als ein groß angelegter Versicherungsbetrug und die Terroranschläge der "dritten Generation" der RAF wurden von deutschen Geheimdiensten gesteuert. Den Nazis zufolge gab (und gibt) es eine jüdische Weltverschwörung, deren Ziel die Weltherrschaft der Juden sei. Den Freimaurern wird Ähnliches nachgesagt; hier wird auch die Legende um den heiligen Gral miteinbezogen. Die französische Revolution war das Ergebnis einer Verschwörung der Freimaurer und der Illuminaten. Und schlussendlich waren die Anschläge vom 11. September 2001 nichts anderes als ein Komplott der US-Regierung und ihrer Geheimdienste gewesen, um sich damit einen Vorwand für den Golfkrieg zu verschaffen.

 Es geht auch skurriler: So soll ganz Rheinland-Pfalz untertunnelt sein und als geheime Ufo-Basis dienen. Die Stadt Bielefeld existiert in Wirklichkeit gar nicht, sondern ist nur erfunden worden, um für eine Gruppe von Sternenwanderern einen Landeplatz vorzubereiten. Die Stadt, so wie sie sich heute darstellt, ist reine Tarnung. Auch Karl der Große hat nie gelebt, nicht zuletzt deswegen, weil die Jahre zwischen 614 und 911 in Wirklichkeit nie stattgefunden haben, sondern nachträglich der Geschichte hinzugefügt worden sind. Eine Zusammenstellung der meisten Verschwörungstheorien sowie weiterführende Literaturhinweise gibt es bereits im Netz.

Arten und Charakteristika von Verschwörungstheorien

Zunächst muss man zwei Formen von Verschwörungstheorien unterscheiden. Zum einen gibt es die so genannten "Zentralsteuerungshypothesen", die hinter bestimmten Ereignissen oder historischen Entwicklungen das Zusammenwirken einzelner Personengruppen oder Organisationen vermuten. Bei diesen Gruppen oder Organisationen kann es sich zum Beispiel um mafiaähnliche Strukturen oder um Geheimdienste handeln. Die meisten Verschwörungstheorien entsprechen diesem Typus, wie beispielsweise die Theorie über die vorgetäuschte Mondlandung.

 Daneben gibt es auch die "Verschwörungsideologien", die sich nicht auf Einzelfälle oder einzelne Phänomene der Realität beziehen, sondern unabhängig von Geschichts-, Politik- und Sozialwissenschaften darauf abzielen, dass die gesamte Weltgeschichte durch Verschwörungen gesteuert wird oder durch einzelne Gruppen die Weltherrschaft angestrebt wird. Ein Beispiel hierfür ist die angebliche "jüdische Weltverschwörung".

 Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es sich bei beiden Formen gar nicht um "Theorien" im wissenschaftlichen Sinn handelt. Die Bezeichnung "Theorie" wird hier wohl nur aus sprachlichen Gründen benutzt, begrifflich wäre "Hypothese" korrekter.

 Eine wissenschaftliche Theorie beruht auf Annahmen, die mit objektiven, wissenschaftlich gesicherten Kriterien nachvollzogen und wiederholbar belegt werden können. Sie gilt bis zum Beweis des Gegenteils als gesichert.

 Bei den "Verschwörungstheorien" ist dies grundsätzlich nicht der Fall. Die Möglichkeit der Nachvollziehbarkeit besteht ebenso wenig wie die der Wiederholbarkeit. Die Anhänger von Verschwörungstheorien weigern sich im Regelfall, ihre Hypothesen zu erklären bzw. Bedingungen zu nennen, bei deren Erfüllung sie ihre Hypothese als widerlegt betrachten.

 So darf zum Beispiel die Theorie über die vorgetäuschte Mondlandung heute als widerlegt bezeichnet werden. Jedes Argument, mit dem nachgewiesen werden soll, dass die Mondlandung so nicht stattgefunden haben könnte, ist entweder entkräftet oder hat sich sogar als Beweis für die tatsächliche Mondlandung herausgestellt.

 Auch der so genannte "Roswell-Zwischenfall" im Jahr 1947 darf im weitesten Sinne als geklärt gelten. Die dort gefundenen Trümmerteile entsprachen den Ballonzügen, mit denen Radarreflektoren in die höheren Schichten der Atmosphäre getragen werden sollten. Das Projekt sollte dazu dienen, die Zündung von Atomwaffen auf sowjetischem Gebiet festzustellen und erkennen zu können.

 Dieses Projekt trug den Namen "MOGUL" und hatte die gleiche Geheimhaltungsstufe wie zuvor das Projekt zur Entwicklung und zum Bau der amerikanischen Atombombe ("Manhattan-Projekt"). Aufgrund dieser hohen Geheimhaltungsstufe wusste keiner der Beteiligten von der Existenz dieser Ballons. Der Flug des Ballons, der dann abstürzte und dessen Trümmerteile aufgefunden wurden, konnte rekonstruiert werden. Die möglichen Vertuschungen durch das Militär sind jedoch mit der Geheimhaltungsstufe des Projekts leicht erklärbar.

 Erst seit 1980 wird darüber spekuliert, ob und wie viele Außerirdische 1947 in Roswell gelandet sein könnten. Charles Berlitz und William Moore behaupteten, über der Area 51 (einem Sperrgebiet der US-Air Force) wäre ein UFO mit einer außerirdischen Besatzung abgestürzt. Für die angeblichen Leichenfunde wurden drei Zeugen benannt, von denen zwei ihre Behauptung nicht beweisen konnten. Die dritte Zeugin, die über die gefundenen Leichen berichtet haben soll, hat nachweislich nie existiert.

Entstehung von Verschwörungstheorien

Oft entstehen solche Verschwörungstheorien aufgrund eines undifferenzierten bzw. stereotypen Geschichtsbildes. Gleichzeitig können auch bestimmte Feindbilder Ursache für die Entstehung und Verbreitung solcher Theorien sein. Die Theorien um eine Beteiligung amerikanischer Geheimdienste an den Anschlägen vom 11. September 2001 entstanden vor allem in regierungskritischen Kreisen und wurden u.a. durch den Film "Fahrenheit 9/11" von Michael Moore international bekannt gemacht. Auch die Theorie über die gefälschte Mondlandung kam vor allem aus regierungskritischen Kreisen.

Bei Ereignissen wie dem "Roswell-Zwischenfall" von 1947 spielt sicherlich auch das Verhalten der zuständigen Institutionen eine große Rolle. Sobald die entsprechenden Behörden mit dem Verweis auf Geheimhaltungsvorschriften der interessierten Öffentlichkeit Informationen vorenthält - ob berechtigt oder nicht -, entsteht ein gewisses Misstrauen, das für alle möglichen Spekulationen dankbar ist.

 Ein weiteres Motiv kann sein, mit möglichst einfachen Mitteln möglichst komplexe Lösungen zu finden, zum Beispiel mit einer Theorie "Gut und Böse" weitgehend zu erklären. Dies trifft vor allem auf Theorien wie der der "jüdischen Weltverschwörung" zu.

Popularität contra Wahrheitsgehalt

Verschwörungstheorien aller Art haben einen gewissen Charme: Sie sind meistens spannend oder mysteriös (in manchen skurrilen Fällen auch fast witzig), haben oft eine Art "Gruselfaktor" und heben sich von der "alltäglichen" Geisteshaltung ab. Das macht sie immer wieder zum Gesprächsthema - und weil sie lange diskutiert werden, bleiben sie auch so lange am Leben. Am Tresen spekuliert es sich halt gut, solange das Thema eine gewisse Spannung hat.

 Dabei sind so ziemlich alle bekannten Verschwörungstheorien längst widerlegt. Zum Teil, weil ihre Begründungen sachlich schlicht und ergreifend nicht stimmen, zum Teil, weil sie offensichtlich rein ideologischer Natur sind.

 Und ein Punkt wird fast immer vergessen: Wie viele Menschen müssten über wie viele Jahre an solchen Verschwörungen mitgearbeitet haben? Die Mondlandung beispielsweise war vor vierzig Jahren, und danach gab es noch mehrere weitere bemannte Mondmissionen. Alles Unsinn? Sollen wirklich alle Beteiligten über vierzig Jahre gegenüber allem und jedem geschwiegen haben? Jeder Astronaut? Jeder Ingenieur? Jeder Regisseur? Undenkbar - bei der Anzahl aller Beteiligten redet immer irgendeiner irgendwann.

 Insbesondere die Theorie, die Mondlandung könnte nur vorgetäuscht sein, ist schon aus einem anderen Grund nicht haltbar: Gerade die Sowjetunion hätte das größte Interesse daran gehabt, die Mondlandung als Fälschung zu entlarven – schließlich hatte sie mit der Mondlandung der Amerikaner den "Wettlauf im All" verloren. Und durch die Geheimdienste der Sowjetunion hätte eine Fälschung mit Sicherheit aufgedeckt werden können. Und genau das geschah nie.

 Dies ist im Übrigen das beste Argument, das gegen alle großen Verschwörungstheorien spricht: Es gäbe viel zu viele Mitwisser, die allesamt für immer schweigen müssten.

Kettenhund, am 10.08.2018
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Bildquelle:
Bild: freestockgallery.de (Wendepunkte der Geschichte – was wäre gewesen, wenn?)
Quelle: siepmannH/pixelio.de (Die Fußball-Weltmeisterschaft 1930 in Uruguay - Wie alles begann)

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