Die Fußball-Weltmeisterschaft 1934 in Italien - ein Turnier voller Skandale
Ein Turnier (fast) ohne Regeln. Dafür mit viel Propaganda für MussoliniDie Teilnehmer und der Austragungsmodus
Uruguay revanchierte sich für das geringe Interesse der Europäer an der WM 1930 und trat nicht zur Titelverteidigung an. So nahmen nur zwei Mannschaften aus Südamerika an dem Turnier teil: Brasilien und Argentinien, das allerdings nur eine Amateurmannschaft an den Start schickte.
Außerdem waren die USA, Ägypten und insgesamt zwölf europäische Mannschaften vertreten.
Das Turnier wurde vollständig im K.o.-Modus gespielt. Von den 16 Mannschaften wurden die acht vermeintlich besten Teams für das Achtelfinale gesetzt und diesen dann die Gegner zugelost.
Nach dem Achtelfinale mussten von den acht Gesetzen Argentinien, Brasilien und die Niederlande wieder nach Hause fahren. Bei der Amateurmannschaft Argentiniens war das nicht verwunderlich.
Das Achtelfinale
Österreich gewann gegen Frankreich erst in der Verlängerung mit 3:2, nachdem es nach 90 Minuten 1:1 gestanden hatte. Ägypten unterlag Ungarn mit 2:4.
Italien schlug die USA mühelos mit 7:1 und Spanien gewann gegen Brasilien mit 3:1. Dabei waren die Brasilianer zwar die überlegene Mannschaft, nutzte ihre Chancen aber nicht.
Deutschland siegte nach drei Toren von Edmund Cohnen in der zweiten Halbzeit mit 5:2.
Schweden traf auf Argentinien, die Südamerikaner waren allerdings nur mit einer Amateurmannschaft angetreten. Dennoch mussten die Schweden zweimal einen Rückstand aufholen, bevor sie mit 3:2 gewannen.
Die Tschechoslowakei gewann gegen Rumänien mit 2:1. Rumänien hatte in der Qualifikation Jugoslawien ausgeschaltet und hatte auch in diesem Spiel zur Halbzeit noch 1:0 geführt.
Die Schweiz gewann gegen die Niederlande mit 3:2.
Das Viertelfinale - Skandalöse Schiedsrichterentscheidungen
Deutschland setzte sich gegen Schweden mit 2:1 durch; Österreich schlug Ungarn ebenfalls mit 2:1. Die Tscheslowakei besiegte die Schweiz mit 3:2
Das Viertelfinalspiel zwischen Italien und Spanien musste wiederholt werden, weil die erste Partie 1:1 nach Verlängerung ausgegangen war. Im Wiederholungsspiel wurden den Spaniern in der ersten Halbzeit zwei klare Elfmeter verweigert; in der zweiten Hälfte wurden ihnen auch noch zwei reguläre Tore aberkannt. Die Italiener durften sich hingegen über ein Tor freuen durften, dem ein klares Foul am spanischen Torhüter Zamora vorausgegangen war. Außerdem musste Spanien das Spiel mit nur sieben Spielern beenden; Auswechslungen waren damals noch nicht gestattet und die brutale Spielweise der Italiener wurde vom Unparteiischen nicht zur Kenntnis genommen.
Das Halbfinale - der Schiedsrichter spielt mit
Auch im Halbfinale gegen Österreich wurden die Italiener klar bevorteilt: Wieder wurde den Italienern ein Tor zugesprochen, dem gleich mehrere klare Foulspiele am gegnerischen Torhüter vorausgegangen war. Aber damit nicht genug: Der Schiedsrichter beförderte per Kopf ein Zuspiel auf einen freistehenden österreichischen Stürmer ins Aus und entschied danach auf Abstoß für Italien. Der Turnierfavorit aus Österreich war geschlagen. Dass der Schiedsrichter dieses Spiels noch am Vorabend Ehrengast bei einem Bankett Mussolinis war, sei nur am Rande erwähnt.
Im Finale traf Italien auf die Tschechoslowakei, die im Halbfinale gegen die Mannschaft des Deutschen Reiches (später Vierter des Turniers) gewonnen hatte. Auch hier leistete der Schiedsrichter gnädige Unterstützung: Die Italiener konnten sich im Gegensatz zu den Tschechoslowaken so ziemlich alles erlauben, ohne dass der Unparteiische eingriff. Am Ende hieß es 2:1 für die Italiener, nachdem die Tschechen schon 1:0 geführt hatten.
Die Finalspiele - der Schiedsrichter unterstützt den Gastgeber
Spiel im Platz drei
Im "kleinen Finale" besiegte Deutschland das österreichische "Wunderteam" um Matthias Sindelar mit 3:2.
Das Endspiel
Im Finale traf Italien auf die Tschechoslowakei, die im Halbfinale gegen die deutsche Mannschaft gewonnen hatte. Auch hier leistete der Schiedsrichter gnädige Unterstützung: Die Italiener konnten sich im Gegensatz zu den Tschechoslowaken so ziemlich jedes Foul erlauben, ohne dass der Unparteiische eingriff. Am Ende hieß es 2:1 für die Italiener, nachdem die Tschechen schon 1:0 geführt hatten.
Regelverstöße der FIFA
Die FIFA hatte bereits während des Turniers keine Versuche unternommen, die teilweise eindeutigen Manipulationen zu unterbinden oder zu ahnden. Außerdem traten mehrere Nationen mit Spielern an, die für das Turnier gar nicht zugelassen waren. Eigentlich hätten diese Mannschaften (neben Italien auch Argentinien und Brasilien) sofort disqualifiziert werden müssen.
Manche haben später gefordert, das ganze Turnier zu annullieren. Nicht zuletzt, weil nach Jahren bewiesen wurde, dass der Sieg der Italiener nicht zuletzt durch Bestechung zustande kam.
Aber schon damals zeigte die FIFA nur wenig Interesse an der Aufklärung zweifelhafter Machenschaften, sei es auf dem Feld oder hinter den Kulissen.
Bildquelle:
Bild: freestockgallery.de
(Wendepunkte der Geschichte – was wäre gewesen, wenn?)