Änderung des Austragungsmodus

Wie auch bei den Turnieren zuvor, mussten nach der Gruppenphase acht der 24 teilnehmenden Mannschaften ausscheiden.

Allerdings wurden bei diesem Turnier erstmals 3 Punkte für einen Sieg vergeben, zuvor waren es immer nur 2 Punkte gewesen. Dies hatte aber keine Auswirkungen auf den Turnierverlauf; auch bei der alten Zwei-Punkte-Regelung wäre es zu den gleichen Achtelfinal-Paarungen gekommen. 

Es wurde auch eine andere Neuregelung eingeführt: Bei Punkt- und Torgleichheit gab es keinen Losentscheid mehr. Stattdessen wurde die Platzierung durch den direkten Vergleich ermittelt.

Die Qualifikation - mit einer Tragödie

In der Europa - Qualifikation scheiterte überraschend England an Norwegen und den Niederlanden. Auch Frankreich wurde in seiner Qualifikationsgruppe nur Dritter und musste zuhause bleiben.

Uruguay scheiterte in der Südamerika-Qualifikation. Argentinien musste in die Play-off-Spiele gegen Australien und kam nur mit Mühe (1:1 und 1:0) weiter.

Die Afrika-Qualifikation wurde von einer Tragödie überschattet: 18 Spieler der sambischen Nationalmannschaft kamen bei einem Flugzugabsturz ums Leben, als sich diese auf dem Weg zu einem Qualifikationsspiel befand.

Die Gruppenspiele - mehrere Überraschungen und zwei Rekorde

Die Gruppe A gewann Rumänien vor der Schweiz. Dabei überraschte Gastgeber USA, der sich im entscheidenden Spiel gegen den Geheimfavoriten Kolumbien mit 2:1 durchsetzte und als Gruppendritter die K.o.-Runde erreichte.

In der Gruppe B setzte sich Brasilien als Erster vor Schweden durch. Russland trat erstmals nach dem Zerfall der Sowjetunion bei einer WM an, schied aber als Gruppendritter nach der Gruppenphase aus. Im bedeutungslosen Gruppenspiel zwischen Russland und Kamerun gewannen die Russen mit 6:1.

In diesem Spiel wurden zwei Rekorde gebrochen: Der russische Stürmer Oleg Salenko erzielte fünf der sechs Tore für sein Team. Das war vorher noch nie einem Spieler in einem WM-Spiel gelungen. Und der 42 Jahre alte Kameruner Roger Milla wurde zum bis dahin ältesten Torschützen bei einer WM, als er das zwischenzeitliche 1:3 erzielte.

In der Gruppe C kamen Deutschland als Sieger und Spanien als Zweiter der Gruppe ungeschlagen weiter, Südkorea als Gruppendritter und Bolivien schieden aus dem Turnier aus.

Überraschendes gab es auch in Gruppe D: Erster und Zweiter wurden völlig überraschend Nigeria und Bulgarien. Argentinien wurde in Gruppe D nur Dritter, weil es gegen Bulgarien den direkten Vergleich verloren hatte. Die Südamerikaner kamen aber trotzdem ins Achtelfinale.

Kurioses ereignete sich in Gruppe: Am Schluss waren alle Mannschaften punktgleich: jede Mannschaft hatte ein Spiel gewonnen, eines verloren und einmal unentschieden gespielt. Mexiko wurde Gruppenerster aufgrund der Anzahl der geschossenen Tore; aufgrund des gewonnen direkten Vergleichs wurde Irland vor Italien Gruppenzweiter. 

Norwegen hatte eine starke Qualifikation gespielt, erzielte in den drei Gruppenspielen nur ein einziges Tor und schied aus dem Turnier aus.

In der Gruppe F gab es die wohl größte Überraschung: Belgien, die Niederlande du Saudi-Arabien holten jeweils sechs Punkte, während Marokko musste mit drei Niederlagen die Heimreise antreten musste.

Saudi-Arabien, das drei gute Spiele zeigte, kam als Zweiter in der Gruppe weiter; die Niederlande wurden nur Gruppenerster, weil sie den direkten Vergleich gegen Saudi-Arabien verloren hatten. Belgien wurde aufgrund der weniger geschossenen Tore Dritter, kam aber auch ins Achtelfinale.

Der Mord an Andres Escobar

Im Gruppenspiel zwischen den USA und Kolumbien hatte der Kolumbianer Andres Escobar mit einem Eigentor die 1:2 - Niederlage seiner Mannschaft gegen die USA eingeleitet. Durch diese Niederlage schied Kolumbien, einer der Geheimfavoriten des Turniers, als Letzter dieser Vorrundengruppe aus.

Wenige Tage später wurde Escobar erschossen, wobei der Täter zu ihm "Danke für das Eigentor" gesagt haben soll. Ob es allerdings einen direkten Zusammenhang zwischen der Niederlage der Kolumbianer und der Ermordung Escobars gegeben hat, konnte nicht endgültig bewiesen werden.

Der Täter wurde 1995 zu 43 Jahren Haft verurteilt, kam aber wegen guter Führung bereits 2005 wieder auf freien Fuß.

Im Jahr 2002 wurde in Escobars Heimatstadt zu seinen Ehren ein Denkmal errichtet.

Das Achtelfinale

Größte Überraschung was das Ausscheiden Argentiniens gegen Rumänien (2:3). Hier kam den Rumänen allerdings entgegen, dass Argentinien zwischen dem letzten Gruppenspiel und der Achtelfinalpartie nur einen Tag Pause hatte und außerdem Maradona und Caniggia fehlten.

Brasilien musste nach einem Platzverweis mehr als eine Halbzeit gegen die USA spielen, gewann aber durch ein Tor von Bebeto in der 73. Minute mit 1:0.

Deutschland zeigte beim 3:2 gegen Belgien zwar sein bestes Turnierspiel, kam aber dennoch nur etwas glücklich ins Viertelfinale. Den Belgiern war ein klarer Elfmeter verweigert worden.

Italien profitierte von der Unerfahrenheit der Nigerianer und kam nach 0:1 - Rückstand noch mit 2:1 nach Verlängerung weiter.

Bulgarien gewann erst im Elfmeterschießen gegen Mexiko. In den ersten zwanzig Minuten waren die Tore zum 1:1 gefallen, bei dem es bis zum Ende der Verlängerung geblieben war. Im Elfmeterschießen hielt Bulgariens Torwart Michailow zwei Elfmeter und weil ein dritter mexikanischer Schütze vergeben hatte, waren die Mexikaner ausgeschieden.Spanien (3:0 gegen die Schweiz) und die Niederlande (1:0 gegen Irland) gewannen ihre Spiele problemlos. Schweden kam nach einem 3:1 Sieg gegen die Überraschungsmannschaft aus Saudi-Arabien ebenfalls in die nächste Runde, obwohl auch in diesem Spiel die Araber eine gute Leistung gezeigt hatten..

Das Viertelfinale - die "Unschlagbaren" verlieren

Franz Beckenbauer hatte nach dem WM-Sieg 1990 und der Wiedervereinigung prophezeit: "Es tut mir leid für die anderen, aber mit dieser Mannschaft wird Deutschland auf Jahre hinaus unschlagbar sein." Dies bezog er nicht nur auf den damaligen Titelgewinn, sondern darauf, dass die Weltmeister-Mannschaft nach der Wiedervereinigung noch durch die hinzukommenden Spieler aus der früheren DDR weiter verstärkt werden würde.

Doch es kam anders: Sensationell schied der Titelverteidiger gegen Bulgarien mit 1:2 aus. Dabei war die deutsche Mannschaft in der ersten Hälfte noch überlegen gewesen und in der 47. Minute per Elfmeter in Führung gegangen.

Die Partie zwischen Rumänien und Schweden verlief dramatisch. Schweden ging in der 78. Minute mit 1:0, musste aber zwei Minuten vor Schluss das 1:1 hinnehmen und geriet in der Verlängerung selbst in Rückstand. Außerdem kassierten sie einen Platzverweis. Dennoch kam Schweden fünf Minuten vor dem Abpfiff zu Ausgleich. Es ging ins Elfmeterschießen, das die Schweden dank ihrem Keeper gewannen, nachdem dieser zwei Elfmeter gehalten hatte. Italien erreichte das Halbfinale durch einen 2:1 - Sieg gegen Spanien. Das entscheidende Tor erzielte in der 87. Minute Roberto Baggio, der auch zur 1:0 - Führung getroffen hatte.

Im Spiel zwischen den Niederlanden und Brasilien stand es zur Pause noch 0:0; die zweite Halbzeit sollte dafür umso spannender werden.

Durch Tore in der 53. und 62. Minute ging Brasilien zunächst 2:0 in Führung, doch die Niederländer schlugen zurück. Direkt nach dem zweiten Gegentreffer erzielten sie den Anschlusstreffer und glichen in der 76. Minute aus. Doch ein Freistoßtor in der 83. Minute brachte den 3:2-Endstand für Brasilien.

Das Halbfinale und das Spiel um Platz drei

Die Halbfinals

Brasilien war gegen Schweden klar überlegen, kam aber nur zum späten 1:0.

Italien schlug Bulgarien durch zwei frühe Tore von Roberto Baggio und kam verdient ins Finale. Der Anschlusstreffer für Bulgarien in der 44. Minute half den Bulgarien nicht mehr; die zweite Halbzeit blieb torlos.

 

Das Spiel um Platz 3

Schweden gewann das Spiel klar mit 4:0, wobei die Bulgaren nach dem Spiel zugaben, ihr gutes Abschneiden bereits vor diesem Spiel zu ausgiebig gefeiert zu haben. Für Schweden war es nach der Vizeweltmeisterschaft 1958 im eigenen Land das bisher beste Abschneiden bei einer WM.

Das Finale

Dass Italien das Finale erreichen würde, war vorher nicht unbedingt zu erwarten, da Italien nur schwerfällig in das Turnier gestartet war.

Brasilien hatte das Finale durch eine ungewöhnlich defensive, eher "europäisch" ausgerichtete Spielweise erreicht. Trainer Dunga hatte bereits vor dem Turnier erklärt, dass man mit der klassischen offensiven Spielweise die WM nicht würde gewinnen können. "20 Jahre nichts gewonnen" sagte er bei seiner Amtsübernahme. Seine Philosophie ging auf.

Während der regulären Spielzeit war das Finale ein unspektakuläres Spiel, auch in der Verlängerung fielen keine Tore. So musste erstmals ein Elfmeterschießen ein WM Finale entscheiden.

Hier verschossen gleich drei Italiener (darunter die Routiniers Baresi und Roberto Baggio), so dass Brasilien seinen vierten Titel nach 1958, 1962 und 1970 gewann.

Erstmals angewandte neue Regeln

Die Gelb-Rote Karte

1991 wurde die Gelb-Rote Karte eingeführt. Nach der zweiten Gelben Karte wird sofort eine Rote Karte gezeigt. Die Einführung diente in erster Linie der Vorbeugung von Missverständnissen. Mit ihr sollte verständlicher dargestellt werden, dass es sich nicht um einen direkten Platzverweis (wie bei einer roten Karte) handelt, sondern um die zweite Gelbe Karte, die automatisch einen Platzverweis nach sich zieht.

 Die Einführung der "Drei - Punkte - Regel"

1994 hatte die FIFA eine wichtige Regelung beschlossen, die erstmals bei einer WM Anwendung fand:

Für ein Remis wurde weiterhin ein Punkt vergeben, für einen Sieg aber nun der statt zuvor zwei Punkte. Durch diese Neuerung sollte eine offensivere Spielweise erzielt werden. 2004 wurde einmal für die Bundesliga nachgerechnet, welche Entscheidungen seit der Einführung dieser Regeländerung anders ausgefallen wären.

Insgesamt ist die Regel über mehr als 20 Jahre nicht ganz unumstritten geblieben, zumal sich die Hoffnung auf mehr Tore auch langfristig nicht erfüllte.

Direkter Vergleich als Platzierungskriterium

Über die Platzierung zweier Mannschaften, die in der Abschlusstabelle punkt- und torgleich waren, entschied nicht mehr das Los, sondern der direkte Vergleich.

 

Kettenhund, am 01.08.2018
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Bildquelle:
Bild: freestockgallery.de (Wendepunkte der Geschichte – was wäre gewesen, wenn?)

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