Ein neuer Austragungsmodus

Um die Kontinentalverbände Asiens und Afrikas aufzuwerten, wurde das Teilnehmerfeld auf 32 Mannschaften aufgestockt.

Diese spielten in acht Vorrundengruppe, von denen jeweils die beiden Gruppenersten das Achtelfinale erreichten. Eine Wertung des "besten Drittplatzierten" war nicht mehr nötig.

Die Gruppenspiele

Größte Überraschung der Vorrunde war das Weiterkommen Norwegens in der Gruppe A., Sie hatten in ihrem dritten Gruppenspiel Titelverteidiger Brasilien mit 2:1 besiegt waren so in der Gruppe ungeschlagen blieben. Zu diesem Zeitpunkt waren die Brasilianer aber dank zweier Siege bereits im Achtelfinale.

Schottland verlor sein letztes Gruppenspiel gegen Marokko klar mit 0:3, hätte aber mit einem Sieg und Schützenhilfe der Brasilianer selbst weiterkommen können. So wurden sie hinter den Marokkanern nur Gruppenvierter.

Keine Überraschungen gab es in Gruppe B; hier setzte sich Italien vor Chile durch. Die Chilenen kamen mit drei Unentschieden weiter. Wäre das Spiel zwischen Österreich und Kamerun nicht unentschieden ausgegangen, wäre Chile nur Gruppendritter geworden. 

In Gruppe C kam Frankreich mit drei Siegen vor Dänemark in die K.o.-Runde. Saudi-Arabien und WM-Debütant Südafrika schieden ohne Sieg aus, obwohl sie spielerisch mit den Dänen mithalten konnten. Hätte Südafrika sein letztes Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien gewonnen, wären sie als Zweite weiter gekommen, weil Dänemark gegen eine B-Mannschaft aus Frankreich mit 4:1 unterlag.

In der Gruppe D blieb Spanien gegen Paraguay auf der Strecke. Der 6:1-Sieg gegen den späteren Gruppenletzten Bulgarien half ihnen nichts, da der Gruppensieger Nigeria seinerseits gegen Paraguay mit 3:1 gewann. Die Bulgaren mit ihrer "Goldenen Generation um Balakow, Stoitschkov und Kostadinow enttäuschte bei ihren Auftritten.

In der Gruppe E schied Belgien nach drei Unentschieden aus. Erwartungsgemäß wurden die Niederländer Gruppenerster, Mexiko belegte den zweiten Platz; ausschlaggebend war der 2:1 -Sieg über den späteren Gruppenletzten Südkorea.

Deutschland gewann die Gruppe F durch die besserer Tordifferenz vor den punktgleichen Jugoslawen. Den Iranern nützte der Sieg gegen die USA nichts mehr; sie wurden vor den Amerikanern Gruppendritte.

In Gruppe G wurde Rumänien ungeschlagen Erster; Tunesien schied als Gruppenletzter aus.Zwischen England und Kolumbien kam es am letzten Spieltag zu einem Entscheidungsspiel um Platz zwei.. England, denen ein Unentschieden gereicht hätte, gewann 2:1. 

Argentinien dominierte die Gruppe H und kam mit drei Siegen ohne Gegentor in die K.o.-Runde. Kroatien wurde Zweiter durch Siege gegen die WM-Debutanten Jamaika und Japan. Letztere verloren auch gegen Jamaika und wurden so Gruppenletzter.

 

Kurios: Chile kam nach drei Unentschieden in seiner Gruppe weiter, während mit dem gleichen Ergebnis Belgien in seiner Gruppe ausschied. Das hatte es bisher nur bei der WM 1982 in Spanien gegeben. Damals hatte der spätere Weltmeister Italien mit drei Remis in der Gruppenphase das Achtelfinale erreicht, während Kamerun mit drei Remis ausgeschieden war.

Das Achtelfinale

Im Spiel zwischen Frankreich und Paraguay kam es zum einzigen "Golden-Goal" des Turniers. In der 114. Minute sicherte Laurent Blanc mit seinem Tor Frankreich das Weiterkommen.

Enttäuschend der Auftritt des Geheimfavoriten Nigeria: Gegen Dänemark gab es eine 1:4 - Niederlage. Nach der ersten Halbzeit führten die Dänen bereits mit 3:0, so dass das Spiel bereits nach 45 Minuten entschieden war.

Dramatisch war das Spiel zwischen England und Argentinien: Die argentinische Führung nach sechs Minuten drehten die Engländer schnell; bereits nach 16 Minuten führten sie mit 2:1. Noch vor der Pause glichen die Argentinier aus. Zu Beginn der zweiten Hälfte wurde Beckham vom Platz gestellt, dennoch retteten sich die Engländer in Unterzahl ins Elfmeterscheißen entscheiden. Hier behielt Argentinien die Oberhand.

Die Niederlande gewannen gegen Jugoslawien erst in der Nachspielzeit mit 2:1, Beim Stand von 1:1 hatte Jugoslawien noch einen Elfmeter verschossen.

Die weiteren Spiele: Brasilien mühelos gegen Chile (4:1), glanzlos Deutschland gegen Mexiko (2:1) und Italien gegen Norwegen (1:0). Kroatien gewann in einem schwachen Spiel gegen Rumänien 1:0.

Das Viertelfinale - eine dicke Überraschung

Im Spiel Frankreich gegen Italien musste das Elfmeterschießen entscheiden, nachdem in den 120 Minuten zuvor kein Tor gefallen war. Frankreich setzte sich mit 4:3 durch.

Brasilien hatte beim 3:2 - Sieg gegen Dänemark mehr Mühe als erwartet. Die Dänen waren zunächst in Führung gegangen, Brasilien drehte das Spiel jedoch noch vor der Pause. Nachdem Dänemark zum 2:2 gekommen war, erzielte Rivaldo nach einer Stunde das 3:2. Dänemark vergab kurz vor Schluss noch zwei Großchancen, so dass Brasilien im Viertelfinale stand.

In einem der besten Spiele des Turniers besiegten die Niederlande Argentinien mit 2:1. Dennis Bergkamp erzielte den Siegtreffer, nachdem er das 1:0 bereits vorbereitet hatte.

Deutschland schied überraschend gegen Kroatien aus, obwohl sie in diesem Spiel ihre beste Leistung zeigten. Beim 0:3 waren die Deutschen nach einem frühen Platzverweis chancenlos.

Das Halbfinale

Frankreich gewann gegen Kroatien mit 2:1, nachdem die Kroaten kurz nach der Pause noch in Führung gegangen waren. 

Brasilien gewann gegen die Niederlande erst im Elfmeterschießen. Die brasilianische Führung hatte Patrick Kluivert für die Niederländer drei Minuten vor Ende der regulären Spielzeit ausgeglichen, die Verlängerung blieb torlos. Im Elfmeterschießen trafen alle Brasilianer, während zwei Holländer verschossen.

Die Endspiele - Was war mit Ronaldo geschehen?

Spiel um Platz drei

Überraschend gewann WM - Debütant Kroatien mit 2:1. Die Niederländer hatten die frühe Führung der Kroaten noch ausgeglichen, doch Davor Suker, Torschützenkönig des Turniers erzielte noch vor der Pause das Siegtor.

Das Finale

Die Franzosen gewannen klar gegen chancenlose Brasilianer, die in dem Spiel nie zu ihrer bisher im Turnier gezeigten Form fanden. Zwei Tore von Zidane in der ersten Halbzeit und das 3:0 durch Petit in der Nachspielzeit bedeuten den Endstand. Es war der höchste Sieg in einem WM-Finale seit 1970, und das obwohl die Franzosen nach einem Platzverweis ab der 68. Minute nur noch zu zehnt spielten.

Ronaldos Zusammenbruch vor dem Endspiel

Doch der Sieg wurde von den Ereignissen um Brasiliens Stürmerstar Ronaldo überschattet. Am Nachmittag war er zusammengebrochen und ins Krankenhaus eingeliefert worden. Seine Mannschaftskollegen hatten Erste Hilfe leisten und den Notarzt verständigen müssen.

Er ließ sich jedoch auf eigene Verantwortung entlassen und trat zum Spiel an. Es wurde nie endgültig geklärt, was genau mit Ronaldo passiert war, der Verdacht auf einen epileptischen Anfall bestätigte die Klinik nicht.

Schon während des gesamten Turniers hatte der Brasilianer Knieprobleme und musste immer wieder fitgespritzt werden. Bis heute halten sich Gerüchte, er sei auf Druck des Sponsors Nike in allen Spielen aufgestellt worden. Auf jeden Fall stand die Mannschaft unter Schock, was teilweise die hohe Niederlage erklärte.

Negativer Höhepunkt: deutsche Hooligans prügeln einen Polizisten ins Koma

Während des Vorrundenspiels zwischen Deutschland und Jugoslawien in Lens kam es zu Ausschreitungen betrunkener deutscher Hooligans. Dabei wurde der Polizist David Nivel von einer Gruppe Hooligans angegriffen und schwer zusammengeschlagen. Nivel lag sechs Wochen im Koma und ist bis heute ein Pflegefall. 

Vier der Angreifer wurden zu Haftstrafen zwischen dreieinhalb und zehn Jahren verurteilt. In einem späteren Prozess wurde ein fünfter Angreifer zu drei Jahren und vier Monaten Haft verurteilt.

In Frankreich wurde ein weiterer Täter vor Gericht gestellt bekam fünf Jahre Gefängnis.

Eine Neuerung ohne Zukunft

Erstmals wurde das "Golden Goal" eingeführt - es entsprach der "Sudden-death-Regel" im Eishockey: In der Verlängerung entscheidet das erste Tor, danach wird das Spiel nicht mehr fortgesetzt.

Die Regel wurde beim Folgeturnier dahingehend modifiziert, dass die Halbzeit der Verlängerung zu Ende gespielt wurde. Wenn also ein Tor in der ersten Halbzeit der Verlängerung fiel und die gegnerische Mannschaft nicht zum Ausgleich kam, war das Spiel nach 105 Minuten beendet.

Beim Turnier 2006 fanden beide Regelungen keine Anwendung mehr.

Kettenhund, am 01.08.2018
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Bildquelle:
Bild: freestockgallery.de (Wendepunkte der Geschichte – was wäre gewesen, wenn?)

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