Großblütige Königskerze (Bild: a.sansone)

Fakten zu der Pflanzenfamilie

Einige Merkmale: Die meisten Arten haben längliche Blütenstände, entweder achsensymmetrisch oder radiärsymmetrisch. (Vier oder) fünf Kelchblätter, (vier oder) fünf Kronblätter, die immer verwachsen sind und meist röhrenförmig. An der röhrenförmigen Öffnung können Zipfel zwei Lippen bilden. Einige Arten duften stark. Die Blätter sind sowohl glattrandig oder gesägt, mal wechselständig angeordnet, mal wirtelig oder auch gegenständig. Alles vertreten; für den botanischen Laien sehr hilfreich;-)

Die namensgebende Braunwurz (Scrophularia) hat vierkantige Sprossachsen und ähnelt deshalb stark den Lippenblütlern; allerdings ohne deren stark aromatische Duftöle zu besitzen, die Blätter sind gegenständig. Früchte sind 2-fächerige Kapseln. Die dicht behaarten Staubfäden/Staubbeutel bieten reichlich Pollen an und schützen gleichzeitig vor zu starker Sonneneinstrahlung.

Interessant für die Gärten und bekannt sind:

Sommerflieder, Buddleja (heute sehr verpönte invasive Art)

Kap-Fuchsien, Phygelius capensis, sind kleine Sträucher mit massenhaften hübschen Röhrenblüten.

und ein Muss für jeden Naturgarten sind die vielfältigen Königskerzen, Verbascum.

 

Königskerzen, verschiedene Arten

Blüten der Großblütigen Königskerze (Bild: a.sansone)

Fakten zu der Pflanzenfamilie

Königskerze

Gattung Königskerze (Verbascum), mit sehr vielen Vertretern:
Verbascum nigrum, Verbascum phoenicum, Verbascum thapsus, Verbascum densiflorum, Verbascum phlomoides und noch so einige mehr.

Die Königskerze beginnt um die Sonnenwende zu blühen bis Mitte/Ende August. Die Blütenstände öffnen sich von unten nach oben und werden so laufend von Bienen und Hummeln besucht.

Die am Stängel herablaufenden Blätter leiten das Regenwasser ab. Durch die starke Behaarung sind sie vor Sonneneinstrahlung gut geschützt. Typisch bei den 5-zähligen Blüten sind die wie Pfeifenputzer aussehenden Staubfäden: Zwei der fünf Staubfäden sind länger und glatt, drei meist kürzer und wollig behaart. Meist in auffälliger Färbung.

  • Verbascum thapsus Kleinblütige Königskerze wie alle Königskerzen zweijährig, 3 der 5 Staubfäden sind weißwollig, Pflanze filzig behaart, Stängel mehrfach verzweigt. Blüht besonders gerne auf Schutthalden, Ödflächen, spätestens ab August. Kleine Info: Die Rosetten des ersten Jahres gedeihen am besten auf krautfreiem Boden und wachsen um sieben mal schneller als mit Konkurrenzpflanzen, wer sich also die Mühe der Ansiedelung machen will, nur so als Tipp.
  • Großblütige Königskerze, Verbascum densiflorum, bis 250 cm hoch, Stängel meist einfach, unverzweigt. Heilpflanze: Blüten Schleimstoffe, Flavinoide, Saponine, behält auch getrocknet die gelbe Farbe, sie ist eine sogenannte Brustteepflanze; beliebt bei den Raupen des Braunen Mönchs (Cucullia verbasci), die Blätter am Stängel herablaufend, filzig behaart.
  • Schwarze Königskerze, Verbascum nigrum, Blütenstände mit großen Blüten, Staubfäden violett wollig behaart, Blätter eher kahl, dunkelgrün, Stängel dunkel, braunviolett überlaufen; Waldpflanze, Wegränder feuchte Böden.
  • Mehlige Königskerze, Verbascum lychnitis, Blüten hellgelb, knäuelig angeordnet, Blütenstand verzweigt, Blätter oberseits kahl, unterseits mehlig, staubig. Liebt eher trockene Böden, lychnitis=lychnos=Lampe, aus den haarigen Blättern wurden früher Dochte hergestellt. Man tauchte auch vertrocknete Blütenstängel einfach in Wachs und verwendete sie als Fackeln - *siehe Namen.
  • Eine violett blühende Königskerze ist Verbascum phoeniceum, Staubfäden violett-wollig, Trockenrasen; sie kommt häufiger im Süden vor, aber es gibt so einige gezüchtete Gartensorten davon..
  • Auf einer griechischen Insel hatte ich die nette Bekanntschaft mit der Gewelltblättrigen Königskerze gemacht, Verbascum sinuatum, mit großen gewellten Blättern,
  • und weil es im Süden gerne stachelig/dornig zugeht, habe ich auch noch die Dornige Königskerze, Verbascum spinosum, kennengelernt, die halbkugelige sehr dornige Polster bildet, die auf Steinflächen von felsigen Strandabschnitten bis in die Berge zu finden sind.

Tipp: Wer noch mehr an Bildern von Königskerzen sehen möchte, der besucht meine naturblog-Seite

Wer liebt die Königskerze?

Tierische Nutznießer von Königskerzen gibt es so einige:

Königskerzenrüssler eigentl. Garten- Blattschaber, Cionus hortolanus, Familie Curculionidae Rüsselkäfer. In Mitteleuropa etwa 168 Gattungen mit 1200 Arten, eine enorm artenreiche Käferfamilie.

Charakteristisch ist der mit einem Rüssel verlängerte Kopf. Die in Pflanzen lebenden Larven sind walzenförmig, beinlos, sie haben sogenannte Kriechwülste. Die ausgewachsenen Käfer fressen außen an der Pflanze, ihre Larven innen. Die diversen Braunwurzschaber (Cionus) sind vorwiegend auf die Braunwurzgewächse spezialisiert; die einzelnen Arten sind schwer voneinander zu unterscheiden.

Als Futterpflanze dient sie ebenso für die Raupen von diversen Faltern wie Königskerzenmönch, Roter Scheckenfalter, Brauner Mönch, Braunwurzmönch. 

Reger Besuch ist an den Blüten, man zählte bis zu 90 verschiedene Insektenarten als Besucher*innen, die Königskerze ist zwar nektarlos, aber umso pollenreicher, von diversen Wildbienen, Hummeln oder Schwebfliegen bis zu Käfern ist alles zu finden.

Die Samen wiederum sind als Futter für zig Wildvögel interessant. Sogar verblüht hat sie ihren Wert, denn die Stängel soll man gekürzt im Naturgarten stehen lassen: als Winterquartier für viele Wildbienenarten.

Königskerze im Garten

Königskerzen kommen gerne von selbst, die Rosetten tauchen an beliebigen Orten im Garten auf. Man kann sie jung jedoch gut verpflanzen: tiefes Pflanzloch, am besten ein wenig Sand einstreuen, nach dem Einpflanzen gut angießen und nachher aber einige Tage abtrocknen lassen. Ja nicht "ertränken", denn die Wurzeln faulen sonst rasch. Wer sie gezielt ansiedeln möchte, Samenkörner an der gewünschten Stelle ausbringen, nur dürftig sandig bedecken (Lichtkeimer) Auch hier kann man, so die Saat gut aufgeht, die Jungpflänzchen getrost vereinzeln und gezielt auspflanzen. Als Standort entweder im Hintergrund von diversen Stauden oder an kiesigen Wegrändern, denn dieser Boden behagt ihr am besten. Beachten: Zweijährige Pflanze, ein Jahr Rosette, ein Jahr darauf der beblätterte Stängel mit Blüten.

Schöne Hintergrundpflanze ist sie in jedem Staudengarten, magere sandige Böden, volle Sonne, Staunässe mag sie nicht, bis auf die Schwarze Königskerze, die man auch an Teichrändern im eher nicht zu feuchten Bereich ansiedeln kann.

Für jeden naturnahen Gärtner taucht die Frage auf: Heimisch? Neophyt? Invasiv? Mal die Kehrseite betrachtet, bei uns sind die Königskerzen eine heimische Gattung, sie ist heute bei uns eine geschätzte Wildpflanze, jedoch auf Hawaii ist sie ein gefürchteter invasiver Neophyt. Am Vulkan Mauna Kea wächst sie bis zur Gipfelhöhe von 4.000m. Soviel zum Nachdenken über das Thema "invasiv"; immer die Frage stellen: Wo ist sie invasiv?

Die Königskerze als Nutz- und Heilpflanze

Die Königskerzenblüten sind als essbare Dekoration oder als Färbemittel für Säfte, gut geeignet; dazu die gelben Blüten vorsichtig abzupfen. Für Hausteemischungen trocknen, Blätter kann man jung für den Tee ebenfalls trocknen oder frisch verwenden. Tipp: gezupfte Blüten für ein paar Stunden in die Sonne legen und dann weiter in trockenen schattigen Bereichen fertig trocknen lassen. Als Heilpflanze für Erkältungskrankheiten, Husten, schlaffördernd, auch harntreibend. Zerdrückte Blätter kann man als Auflage zur Wundheilung verwenden. Schon seit den Griechen und Römern ist sie als Heilpflanze bekannt, im Mittelalter in jedem Klostergarten als Himmelskerze gezogen.

 

Kurioses zu den Königskerzen

*Namensherkunft: ungekrönte Häupter, Kaiser und Könige durften immer schon als Namenspate herhalten, das bedeutet meist, dass es sich um eine Pflanze mit stattlicher, ehrwürdiger, imposanter Gestalt handelt; wer eine Großblütige Königskerze besitzt, weiß um die Stattlichkeit Bescheid.

Verbascum stammt vermutlich von lat. Barbascum=die Bärtige her, wegen der filzigen Blätter.

Der deutsche Name könnte sich aber aus dem Gebrauch als Lampendocht/Fackel herleiten: lat. Candella regia=Kerze des Königs, Königskerze. Volkstümliche Namen für die Königskerze lauten: Wollblume (Behaarung), Wetterkerze, Feldkerze, Brennkraut (Verwendung als Fackel) Kerzenkraut, Himmelskerze, Himmelsbrand, Johanniskerze, Wetterkerze, Unholdenkerze, Feldkerze, Löwenfackel.

Wetterblume

Die Königskerze als Wetterprophet (noch heute gibt es Wetterprognosen nach dem Stand der Königskerze siehe Wintervorhersage Königskerze) Steht ein Blütenkränzchen tief am Stängel, so kommt der Schnee früh im Winter. Blüht es an der Stängelspitze, gibt es zu Winterende reichlich Schnee. Öffnen sich die Blüten in der Länge nur vereinzelt, durchwachsener Winter.

Im Schnitt sind diese Prognosen allerdings so zuverlässig wie der Hundertjährige Kalender.

Weitere Volksweisheiten: In Hausnähe beschützt sie vor Blitzschlag. Reißt man sie da aus, gibt es ein himmlisches Donnerwetter. Kurz gesagt: In den Kräuterbuschen zu Mariä Himmelfahrt gehört sie unbedingt, da kann man nicht viel falschmachen.

Königskerze am Morgen zur Sonne geneigt, sich trockenes Wetter zeigt.

Wobei sich, wie bei der Sonnenblume, der Stängel eigentlich immer morgens gegen Osten geneigt ist, um die Blüten rascher zu trocknen und Insekten anzulocken, das nennt sich "Heliotropismus". Der Vorteil für die Pflanze liegt darin, dass sie das Sonnenlicht so effizienter für die Photosynthese nutzen kann.
Zitat: Möglich macht dieses Phänomen eine Zellstreckung innerhalb des Stängels direkt unterhalb des Blütenkopfes, die allerdings nur jeweils auf der sonnenabgewandten Seite stattfindet. Dadurch ändert sich die Neigung des Blütenkopfes und somit die Ausrichtung zur Sonne. Während der Nachtstunden schwenkt der Kopf dann wieder Richtung Osten, um für den Sonnenaufgang bereit zu sein. Diese Drehbewegung ist nur an jungen Sonnenblumen zu beobachten. Ausgewachsene Pflanzen sind stets Richtung Osten ausgerichtet.

 

Adele_Sansone, am 28.06.2024
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Bildquelle:
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