Eine Amerikanerin in Paris

Eine Reihe grausamer Morde gibt dem FBI Rätsel auf. Der Täter drapiert seine Opfer wie Marionetten, indem er die Gliedmaßen an Haken verschnürt, und hinterlässt am Tatort Puppen, die in Kleidern aus dem 18. Jahrhundert gewandet sind. Nachdem die Mordserie auf Paris übergreift, wird die junge FBI-Agentin Nicole Bonnet auf den Fall angesetzt, die sofort mit den Ermittlungen beginnt.

Was es mit dem als "Marionettenspieler" titulierten Serienmörder auf sich hat und welches uralte Mysterium hinter den Morden steckt, erweist sich als äußerst kompliziertes Rätsel. Die Spur des Täters führt Bonnet nach Paris, Spanien und sogar auf die Karibikinsel Kuba. Dabei erweist sich gerade die französische Polizei nicht gerade als Freund und Helfer und wirft der Amerikanerin immer wieder Steine in den Weg. Steckt hinter den Morden am Ende eine Verschwörung gewaltigen Ausmaßes?

Adventure à la "Baphomets Fluch"

Bereits nach der Installation wird rasch klar, dass es sich bei "Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler" um ein klassisches Adventure im Stile etwa der "Baphomets Fluch"-Reihe handelt. Wobei nicht nur die simple Point-and-Click-Steuerung an den Genreprimus erinnert. Gleich dem ersten "Baphomets Fluch"-Teil, führt auch "Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler" den Spieler nach Paris sowie später nach Spanien. Zudem lautet der Vorname der Protagonistinnen hier wie da Nicole (Nicole Collard in "Baphomets Fluch" bzw. Nicole Bonnet in "Die Kunst des Mordens"), welche Unannehmlichkeiten mit der Pariser Polizei erdulden muss.

Hiermit enden allerdings die Parallelen der Spielreihen. Anstatt auf einen bunten Comiclook, setzt "Die Kunst des Mordens" auf eine realistischere, düstere Atmosphäre, was dem makabren Mordrätsel angemessen ist. Die Auflösung in der Höhe von 1024x768 Pixeln ermöglicht ein sauberes Bild, das selbst so manche Details noch deutlich erkennen lässt. Leider kann dies nicht über die meist unbelebten, steril gehaltenen Schauplätze hinwegtrösten. Auch die Zwischensequenzen vermögen nicht vollends zu überzeugen. Besonders im Bereich der Lippensynchronität weist das Spiel herbe Mängel auf.

Nicht immer logische Rätsel

"Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler" ist auch für Einsteiger in das Genre bestens geeignet. Findet Nicole ein Beweisstück, ein interessantes Gemälde oder einen potenziell wichtigen Gegenstand, verwandelt sich der Mauszeiger entsprechend etwa in eine Lupe oder eine Fotokamera. Allzu einfach macht es einem das Spiel dennoch nicht. Manche Gegenstände können erst dann eingesammelt werden, wenn es die jeweilige Situation erfordert. Dies führt mitunter zu unnötig langen Umwegen und frustrierendem Ausprobieren, bis man einen Gegenstand endlich ins Inventar aufnehmen kann.

Viele Hindernisse können nur durch Kombinieren bestimmter Dinge miteinander überwunden werden. An manchen Spielstellen wird Nicole unter Zeitdruck gesetzt und hat nur eine Minute Zeit, eine Lösung zu finden. Nicht alle dieser Rätsel oder Lösungsstrategien sind logisch und nachvollziehbar. Beispielsweise müssen Schnipsel einer Karte korrekt zusammengefügt werden. Ist dieses mühevolle Unterfangen geglückt, kann es passieren, dass man die ganze Arbeit wiederholen muss, da die zusammengefügten Schnipsel erst noch mit einem Klebeband befestigt werden müssen. Geradezu absurd mutet die Abwicklung einer Spielstelle an, in der ein feindlicher Agent ausgeschaltet werden muss.

Trotz nutzlosen Handys viel Gequassel

Als eher überflüssig erweist sich ein zu Beginn des Spieles vorhandenes Handy. Die angerufenen Personen geben entweder kaum wertvolle Hinweise mit auf den Weg oder sind nicht erreichbar. Im weiteren Verlauf von "Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler" verschwindet das Handy sogar gänzlich aus dem Inventar.

Doch auch ohne Handy ist für ausreichend viel Gequassel gesorgt. Zahlreiche Nebenfiguren ringen Nicole viele Dialoge ab, die für das weitere Geschehen nicht von Bedeutung sind. Rätsel werden durch Ausprobieren, nicht durch aufmerksames Zuhören gelöst. Leider schleichen sich in der Übersetzung einige Holprigkeiten ein, die mitunter für unfreiwillige Komik sorgen.

Gutes Adventure für Zwischendurch

Beabsichtigte Komik ist hingegen dünn gesät. Ein an den kauzigen Inspektor Columbo erinnernder Pariser Kommissar, Nicoles ruppiger Chef oder ein naiver Polizist wissen mit ihren Humorversuchen nicht zu begeistern. "Runaway" oder "Baphomets Fluch" erweisen sich in diesem Bereich als deutlich überlegen.

Besser macht es "Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler" in Punkto Hintergrundmusik. Diese passt sich äußerst dezent dem Geschehen an und schlägt vom Ruhigen ins Hektische um, sobald Gefahr droht. Selbst geübte Spieler von Adventures sollten einige Stunden lang über den Rätseln brüten, bis sie mit der Schlusssequenz für die Mühen belohnt werden.

Fazit: "Die Kunst des Mordens: Der Marionettenspieler" zeichnet sich durch gute Grafik, umkomplizierte Steuerung und stimmige Hintergrundmusik aus. Die nicht restlos geglückte Übersetzung ins Deutsche, die penible Einhaltung der Reihenfolge beim Einsammeln von Gegenständen, belanglose Dialoge sowie ein zu abruptes Ende trüben den ansonsten positiven Gesamteindruck. Fans anspruchsvoller Adventures dürfen sich zumindest an einem netten Genrebeitrag für Zwischendurch erfreuen, der aber nicht nachhaltig im Gedächtnis hängen bleibt.

Nikakoi, am 07.02.2015
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Bildquelle:
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