Was steckt hinter der Aufschieberei?

Ein Grund kann wirklich eine totale Unlust sein. Wenn einem eine Aufgabe so gar keinen Spaß macht, läuft man sehr schnell Gefahr, sie vor sich herzuschieben. Genauso sieht es aus, wenn man in der zu erledigenden Aufgabe absolut keinen Sinn sieht. Auch dann ist die Gefahr groß, dass man sie erst einmal liegen lässt.

Es ist aber nicht alles so einfach zu erklären. So kann es beispielsweise auch sein, dass Sie eine unbewusste Angst vor dem Ergebnis haben. Das wäre zum Beispiel ein Grund, einen Arztbesuch rauszuzögern. Oder Sie neigen zu einem übertriebenen Hang zum Perfektionismus. Sie denken dann, dass Sie die Aufgabe sowieso nicht perfekt meistern können (welche Aufgabe lässt sich schon perfekt meistern?) und beginnen deswegen erst gar nicht.

Eine andere Möglichkeit ist die, dass sich kein Erfolgserlebnis einstellt. Zumindest nicht sofort.

Wenn Sie beispielsweise eine Probearbeit abliefern sollen, bei der Sie noch nicht wissen, ob sie angenommen wird.

Oder Sie spielen vielleicht sogar mit dem Gedanken, sich selbstständig zu machen, schieben das aber auf, weil Sie nicht wissen, ob Sie damit Erfolg haben werden.

Hier kann zwar auch die Angst vor dem Versagen eine Rolle spielen. Aber auch eine unbewusste Befürchtung, dass sich der ganze Aufwand sowieso nicht lohnt.

Erfolg (Bild: pixabay)

Um seiner eigenen Prokrastination auf den Grund zu gehen, muss man sich also selber erst einmal gut beobachten. Dazu gehört es auch festzustellen, in welchen Situationen man nicht aufschiebt, um dann herauszufinden, wo der Unterschied ist.

Machen Sie sich vor allem auch ganz deutlich die Nachteile bewusst, die durch das Aufschieben entstehen.

Die Nachteile der Prokrastination

Die meisten Nachteile liegen ja auf der Hand. Sie erstrecken sich über eine nicht aufgeräumte Wohnung, bis hin zu gesundheitlichen Schäden, weil man einen Arztbesuch immer wieder aufschiebt. Das sind Nachteile, die als direkte Folge des Aufschiebens entstehen. 

Dann gibt es aber auch indirekte Folgen. Man beginnt an sich zu zweifeln und neigt zu Selbstvorwürfen. Das wirkt sich dann mitunter auch auf viele andere Lebensbereiche aus.

Hat Aufschieben auch Vorteile?

Ja, hat es. Aufschieben kann Sie vor Kurzschlusshandlungen und übereilten Entscheidungen schützen. Und manchmal ist es ja auch wirklich sinnvoller etwas aufzuschieben, weil im Moment einfach nicht der richtige Zeitpunkt ist. 

Hier ist es natürlich wichtig, dass Sie sich nicht selbst belügen und es kann nicht schaden, sich für solche Situationen ein bisschen was mit seinem Bauchgefühl zu beschäftigen.

Und wie kriege ich meine Aufschieberei nun in den Griff?

Nun, nachdem Sie die Gründe für Ihr Verhalten kennen (zumindest ansatzweise, denn es wird mit Sicherheit nicht nur einen Grund geben) und Ihnen die Nach-, aber auch die Vorteile der Aufschieberitis bekannt sind, sind Sie der ganzen Sache schon ein großes Stück näher gekommen. 

1. Fangen Sie einfach an

Das, was sich jetzt erst einmal anhört, wie der dämlichste Tipp überhaupt (denn eigentlich liegt ja im Anfangen überhaupt erst das Problem), entpuppt sich bei näherem Hinsehen aber als ziemlich logisch.

Bei mir kommt es, wie ich oben bereits erwähnt habe, vor, dass ich einen Text unbedingt schreiben möchte, ihn aber trotzdem immer mal wieder vor mir herschiebe.

Nach langem Hin und Her und reichlich Selbstbeobachtung, habe ich gemerkt, woran es (zumindest sehr oft) liegt, und zwar an dem leeren Blatt Papier (bzw. an dem leeren Word-Dokument). 

Solange da nämlich noch nichts steht, und ich den ganzen Text als große Aufgabe vor mir sehe, habe ich ein Problem damit anzufangen.  

Also habe ich mir angewöhnt, erst einmal drauflos zu schreiben. Irgendwas, ohne auf irgendeine Struktur zu achten. Bin ich dann erst einmal dran, kommt der Rest (oft) von ganz alleine.  

 

Bei anderen Aufgaben könnte das dann so aussehen:

  • Haben Sie beispielsweise wichtige Unterlagen auszufüllen und Sie scheuen schon die ersten Fragen? Beginnen Sie doch einfach irgendwo in der Mitte, bei Fragen, die ganz einfach zu beantworten sind.    
  • Rufen Sie vor einem wichtigen Telefonat erst jemand anderen an und wenn Sie dann schon mal am Telefon sind, können Sie den dringenden Anruf ja gleich auch noch erledigen. 
  • Sie schieben eine ärztliche Untersuchung vor sich her? Machen Sie erst einmal einfach nur den Termin. Dabei kann Ihnen noch gar nichts passieren. Machen Sie den Termin, ohne dabei schon über den Arztbesuch selber nachzudenken. 

Wichtig ist dass erstmal Bewegung in die Sache kommt. Dann ist man dem Ziel schon ein großes Stück näher.

2. Setzen Sie sich kleine Ziele und machen Sie den Weg zum Ziel

Manchmal kommt einem das Ziel einfach so weit entfernt vor, dass man gar nicht erst den ersten Schritt macht. In dem Fall ist es sinnvoller, das große Ziel in mehrere Etappen zu unterteilen.

Angenommen, Sie möchten gerne eine Diät starten, mit dem Ziel, dabei 20 Kilo abzunehmen. Bei einem so großen Ziel ist die Chance, dass Sie gar nicht erst mit der Diät beginnen viel größer, als wenn Sie sich erst einmal vornehmen "nur" 5 Kilo abzunehmen, um danach Ihre nächste Etappe zu starten.

Genauso ist es hinderlich, immer nur auf das Ziel zu sehen, ohne dabei an den Weg zu denken, der ja vielleicht sogar Spaß machen könnte. 

Sie wollen vielleicht gerne ein Buch schreiben, haben aber immer nur das fertige Buch vor Augen und die ganze Arbeit, die dahinter steckt?

Denken Sie lieber darüber nach, dass Sie sich in der nächsten Zeit hauptsächlich damit beschäftigen werden, was Sie gerne tun, nämlich dem Schreiben (wenn Sie nicht gerne schreiben, sollten sie das mit dem Buch sowieso noch mal überdenken).

Der Dichter Friedrich Rückert hat einmal gesagt: "Nur auf das Ziel zu sehen, verdirbt die Lust am Reisen", und da ist wirklich etwas Wahres dran.

3. Delegieren Sie oder holen Sie sich Hilfe

Müssen Sie diese Aufgabe wirklich selber erledigen? Könnten Sie nicht beispielsweise Ihre Steuererklärung von jemandem machen lassen, der sich damit auskennt und Sie revanchieren sich dafür mit etwas, was Sie gut können? 

Natürlich sollten Sie nicht alles auf andere übertragen, aber das geht ja auch gar nicht. Zum Arzt müssen Sie natürlich schon selber gehen. Sie könnten aber jemanden fragen, ob er Sie begleitet. Sagen Sie ganz ehrlich, dass Sie ein Aufschiebeproblem haben, und scheuen Sie sich nicht davor, um Hilfe zu bitten.

4. Belohnen Sie sich

Haben Belohnungen nicht in der Kindheit schon Wunder bewirkt? Wie die Belohnungen aussehen, müssen Sie selber entscheiden. Nur Sie wissen, was Sie wirklich motiviert. 

Aber denken Sie daran, sich nicht erst dann zu belohnen, wenn das ganze Projekt fertig ist. Das könnte dazu führen, dass Ihnen die Belohnung in zu weite Ferne rückt, und Sie trotzdem wieder aufschieben. 

Belohnen Sie sich ruhig schon für einen gelungenen Start oder eine erfolgreiche Etappe. 

Weiterführende Literatur zum Thema Prokrastination
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5. Glauben Sie an sich!

Oft ist es so, dass man sich der Aufgabe, die vor einem steht einfach nicht gewachsen fühlt.

Lassen Sie Gedanken wie: "Das kann ich nicht" gar nicht erst zu. 

Erlauben Sie sich aber auch Fehler zu machen und setzen Sie sich nicht unter Druck.

Sie müssen kein perfektes Ergebnis abliefern. Die Hauptsache ist, Sie haben ein Ergebnis.

Wie halten Sie es mit dem Aufschieben?
monros, am 26.07.2013
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Autor seit 13 Jahren
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