Die Reno-Bande und die Blutnacht von Albany
Nach einem Zugüberfall wurden Angehörige der Reno-Bande von aufgebrachten Männern gelyncht.John Reno - Der Anführer der Reno-Bande (Bild: Bernd Teuber)
Die Reno-Bande eröffnete einen Rachefeldzug
Am 18. Januar 1868 nahmen sie den Anführer John Reno gefangen und brachten ihn unter den Augen seiner Bande ins Gefängnis. Im Mai verhaftete Allan Pinkerton William und Simeon Reno. Wenig später nahm er in Kanada Frank Reno, Michael Rogers, Miles Ogle, Albert Perkins und Charles Spencer fest. Als weitere Pinkerton-Detektive die übrigen Bandenmitglieder Franklin Sparks, John Moore und Henry Jerrell gefesselt zum nächsten Gefängnis transportieren wollten, hielten Vigilanten den Zug an und hängten die drei Banditen bei Brownstown an Telegrafenmasten auf. Der Rest der Reno-Bande eröffnete daraufhin einen Rachefeldzug gegen das "Southern Indiana Vigilance Comitee" und gegen Männer, die sie der Mitgliedschaft verdächtigten.
In den folgenden Monaten wurden Reisende überfallen, angeschossen, ausgepeitscht und verstümmelt. Nun entschlossen sich die Vigilanten zu einer Vergeltungsmaßnahme. Ohne Lichter oder Pfeifen fuhr der Eisenbahnzug der Jefferson-, Madison & Indianapolis Railroad im Bahnhof von New Albany ein. Männer mit roten Gesichtsmasken und Kreidenummern auf langen Mänteln formierten sich in einer Kolonne und marschierten schweigend zum Gefängnis. Ihre Bewaffnung bestand aus Schrotflinten, Colts und Gewehren.
Die Blutnacht von Albany
Einige Männer blieben an strategisch wichtigen Ecken stehen. Ein Reiter brachte die Nachricht, dass sämtliche Telegrafenleitungen unterbrochen wären. New Albany war in den Händen der Vigilanten. Die maskierten Männer brachen das Gefängnistor auf, verwundeten den sich widersetzenden Sheriff Fullenlove und zwangen ihn, die Zellenschlüssel herauszugeben. Frank Reno wurde herausgeholt und mit einem Strick um den Hals an einem Eisenträger aufgehängt. Simeon Reno und Charlie Anderson teilten sein Schicksal. Anschließend marschierten die Vigilanten schweigend zurück zum Bahnhof und bestiegen den Zug. Dann erscholl die Stimme des Anführers: "Salus populi suprema lex!" (Das Heil des Volkes ist erstes Gebot).
Die "Blutnacht von Albany" war typisch für jene Fälle im Wilden Westen, in denen eine unfähige Justiz dafür sorgte, dass die Zahl der Verbrechen immer weiter anstieg. Später stellte sich allerdings heraus, das sich hinter den Masken keineswegs besorgte Bürger verbargen, sondern angeheuerte Männer der Eisenbahn- und Transportgesellschaft, die durch die Aktion Nachahmer abschrecken wollten. Von nun sorgten die Großkapitalisten dafür, dass ihre von Banditen bedrohten wirtschaftlichen Interessen durch hochbezahlte Lynchjustiz geahndet wurden.
Bildquelle:
Deanna Klahey
(Kopfgeldjäger im Wilden Westen)
KFM
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Stephen Romero
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Brigitte Werner
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