Bruterfolge in Schleswig-Holstein

Der Seeadler ist ein Indikator für gesunde Natur, weil er am Ende der Nahrungskette steht. Seit etwa 50 Jahren werden Seeadler in Schleswig-Holstein von Umweltschutzorganisationen betreut. Gab es in den 80er-Jahren nur vier Brutpaare im Land, sind es 2018 rund 100. Das Engasgement im Umweltschutz hat sich also gelohnt. Das sagt auch der Artenschutzbericht 2017 der schleswig-holsteinischen Landesregierung aus. Danach begannen im Jahr zuvor 99 Seeadler-Paare mit einer Brut, und 70 Paare waren mit insgesamt 103 Mal dabei erfolgreich. Zwei Paare zogen erfolgreich drei Junge in einem Horst groß, 29 Paare zwei Jungvögel, und 39 Mal konnte ein Jungvogel vermeldet werden.

2018 leben in Schleswig-Holstein aktuell 115 Revierpaare. Davon sind 97 Brutpaare, und 75 Paare waren mit ihrer Brut erfolgreich. 116 Jungseeadler leben derzeit in Schleswig-Holstein.

Der Seeadler

Der Seeadler mit seinem lateinischen biologischen Namen Haliaetus albicilla findet seinen optimalen Lebensraum an großen Gewässern wie Küsten, Flüssen und Strömen, großen Seen und Seenlandschaften.

Größe und Gewicht

Seeadler sind von Grönland über Island und Irland über die gemäßigten nördlichen Zonen Europas und Asiens bis nach Kamtschatka und Japan beheimatet. Sie erreichen eine Körperlänge bis zu 92 Zentimeter und eine Flügelspannweite bis zu 2,5 Metern. Weibchen sind größer und schwerer als die Männchen. Weibchen können bis knapp 7 Kilogramm wiegen, die Männchen kommen auf höchstens 5,5 Kilogramm. Der Flügel eines Weibchens misst bis über 70 Zentimeter, der des Männchens bis zu 65 Zentimeter.

Nahrung

Seeadler ernähren sich überwiegend von Fisch, denn sie jagen meist knapp über der Wasseroberfläche und greifen aus der Luft Fische mit ihren Fängen als Beute. Der Verzehr findet in der Regel hoch oben in einem Baum statt. Im übrigen besteht die Nahrung der Seeadler aus Möwen, Blässhühnern, Enten, Gänsen, kranken und schwachen Kaninchen, kranken und schwachen Hasen, Mäusen und auch Aas. Im Winter steigen sie, wenn eine Eisdecke die Fische unangreifbar macht, naturgemäß auf Wasservögel um

Seeadler und ihre Jungvögel

Wer Seeadler beobachtet, wird sie kaum mit anderen Greifvögeln verwechseln. Das Gefieder ist vorrangig braun. Kopf, Hals, obere Brust und oberer Rücken sind gelblich-ockerfarben abgesetzt. Der weiße Schwanz (bei Fachleuten Stoß") ist kurz und keilförmig. Der Fang ist im Vergleich zu anderen Greifvögeln sehr groß und kräftig und wie die Beinpartie darüber, die keine Federn besitzt, hellgelb. Schnabel, Fang und die Farbe der Iris sind immer gelb. Vor allen Dingen aber fallen ihre Größe, ihr sehr kräftig und etwas eckig wirkender Körper und der sehr kräftige und lange Hals sofort ins Auge.

Auch im Flug sind die heimischen Seeadler selten zu verwechseln. Im aktiven Flug nämlich werden die riesigen Schwingen weit nach unten und nach oben durchgeschlagen.

Junge Seeadler sind dunkelbraun, Fang und Wachshaut sind dunkelgrau, Schnabel und Kopf schwarz. In Mitteleuropa beginnt die Brut zwischen Mitte Februar und Mitte März. Das Gelege besteht aus ein bis drei weißen Eiern, die Brutzeit beläuft sich auf ungefähr 38 Tage. Die Jungvögel erreichen nach rund 75 Tagen das Ästlingsstadium (Ästling= noch nicht flügger Vogel, aber schon außerhalb des Horstes sitzend) und können nach 80 bis 90 Tagen schon kurze Strecken fliegen.

Seeadlerhorste: Wunder der Statik

Seeadler errichten in alten und großen Bäumen, am liebsten in Rotbuchen, aus Ästen riesengroße Horste. Da immer vor der Brutzeit Verschönerungen und Reparaturen am Horst vorgenommen werden, wächst der Horst im Laufe der Jahrzehnte ständig an. Seeadler bleiben, wenn sie ausgewachsen sind, ortstreu und partnertreu und können, wie gefundene Ringe beweisen, bis zu 40 Jahre alt werden.

Neue Horste haben einen Durchmesser von etwa 120 bis 150 Zentimetern und eine Höhe von 50 bis 80 Zentimetern, aber alte und über Jahrzehnte genutzte Horste können einen Durchmesser von zwei Metern, eine Höhe von drei bis fünf Metern und ein Gewicht von 600 Kilogramm erreichen.

Schutz der Seeadler

In ausgewählten und besonders geeigneten Gebieten in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erwarben oder pachteten Umweltschutzorganisationen wie der WWF Wald- und Wasserflächen. Dort trafen sie ins Zusammenarbeit mit den Grundeigentümern, Naturschutzbehörden, Förstern und Jägern und ehrenamtlichen Helfern umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Seeadler. Dazu gehörten neben der Einrichtung von Schutzzonen rund um die Horste und zur Vermeidung von Störungen die Lenkung des Besucherverkehrs.

Das "Projekt Seeadlerschutz" des WWF (World Wide Fund For Nature mit Sitz in Gland/Schweiz am Genfer See) in Schleswig-Holstein wurde inzwischen ein internationales Projektmodell, das nordeuropäische Länder wie Schweden, Finnland und Norwegen übernommen haben. 

Der Bruterfolg der in Norddeutschland brütenden Paare führte inzwischen dazu, dass auch eine natürliche Wiederbesiedlung der bisher völlig verwaisten Nachbarländer Österreich und Dänemark mit sechs beziehungsweise zwölf Paaren erfolgen konnte. 

Lebensbedrohende Risiken für die Seeadler

Mag der Seeadler auch noch so geschützt sein, Risiken für ein gesundes Überleben bestehen immer, obwohl das Insektizid DDT längst aus dem Verkehr gezogen wurde. An ihre Stelle trat die Bleivergiftung, weil die Adler auch angeschossene Tiere erbeuten oder Aas zu sich nehmen und dabei häufig Schrotkugeln verschlucken. Ist die Munition nicht bleifrei, so führt dies über kurz oder lang zum Tod. Nur in bestimmten Regionen wie Feuchtgebieten ist bleihaltige Munition bereits generell verboten.

Auch die als Folge der Energiewende überall aufgestellten Windkraftanlagen führen oft zum Tod von Seeadlern und anderer Greifvögel, denn wenn sie in den Sog der Rotoren geraten, werden sie buchstäblich geschreddert. Ähnlich ergeht es den Störchen auf ihrem Flug nach Süden.

Aber auch wenn die Windkraftanlagen noch gar nicht errichtet wurden, sondern sich noch in der Planung befinden, geht es den geschützten Seeadlern an den Kragen, denn illegale Horstzerstörungen "bei Nacht und Nebel" kommen in der Umgebung von geplanten Windkraftanlagen zunehmend vor. So wollen Windbauern der Tatsache zuvor kommen, dass ein Seeadlerhorst die Errichtung einer neuen oder Vergrößerung einer bestehenden Windkraftanlage verhindert.

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