Die verlorene Stadt Etta im Wilden Westen
Das Verschwinden der Stadt Etta ist ein vergessenes Kapitel texanischer GeschichteDie genaue Lage der Stadt Etta ist bis heute nicht bekannt (Bild: pacifistcactus / Flickr)
War ein Großbrand die Ursache für das Verschwinden der Stadt?
Etta wuchs rasch. Innerhalb weniger Jahre zählte die Stadt fast 300 Einwohner. Es gab eine Schmiede, ein Schulhaus, mehrere Läden und sogar ein kleines Hotel, das von einer deutschstämmigen Familie betrieben wurde. In der Nähe wurde Kalkstein abgebaut, und die Nachricht über mögliche Kupfervorkommen in der Umgebung lockte Glücksritter und Investoren an. Doch Etta lag abseits der großen Handelsrouten. Als der Ausbau der Eisenbahn 1880 eine andere Strecke nahm, begann der schleichende Niedergang. Die genauen Gründe für Ettas Verschwinden sind bis heute nicht eindeutig geklärt.
Einige Quellen berichten von einem Großfeuer im Jahr 1885, ausgelöst durch ein Gewitter, das den zentralen Versammlungssaal in Brand setzte. Andere sprechen von einer ungewöhnlichen Dürre, die das Wasser des nahegelegenen Flusses versiegen ließ. Es existiert auch ein Brief eines Reisenden, datiert auf 1887, in dem er schreibt, Etta sei ein "Ort der Schatten und Stille geworden, als hätte sich der Wind selbst zurückgezogen".
Was Etta von anderen Geisterstädten unterscheidet, ist das völlige Fehlen greifbarer Überreste. Während Orte wie Teroingua oder Indianola noch Ruinen oder Friedhöfe zeigen, scheint Etta vollständig von der Landschaft verschluckt worden zu sein. Selbst Historiker streiten über den genauen Standort. In den 1970er Jahren versuchte ein Team der University of Texas, mit Hilfe alter Steuerdokumente und Landvermessungskarten den Ort zu lokalisieren - vergeblich. Die wenigen Indizien, wie eine Karte mit einer verblassten Markierung "Etta - Town" oder ein Eintrag in einem Kirchenbuch von 1879, geben keinen klaren Aufschluss.
Wurde ein geheimer Schatz in Etta vergraben?
Verschwörungstheorien und Legenden wucherten bald unter diesem Vakuum. Einige behaupteten, Etta sei auf einem alten indianischen Begräbnisplatz errichtet worden und die Stadt sei verflucht gewesen. Andere glaubten an einen geheimen Goldschatz, den Siedler vor ihrer Flucht vergruben. Wieder andere sahen in Etta einen Unterschlupf für Gesetzlose, der später von US-Marshals ausgelöscht wurde - was jedoch durch keine offiziellen Akten belegt ist.
Heute lebt Etta nur noch in Erinnerungen, Fußnoten und Geschichten weiter. Es gibt Enthusiasten, sogenannte "Etta-Jäger", die mit Metalldetektoren, Drohnen und Recherchen in Archiven versuchen, die genaue Lage zu finden. Bisher ohne Erfolg. Die verlorene Stadt von Etta bleibt eines der rätselhaftesten Kapitel der texanischen Geschichte - ein Ort, der war, dann verschwand und vielleicht nie mehr gefunden wird. Und vielleicht liegt gerade darin ihr Zauber: In einer Welt, die scheinbar alles vermessen und verzeichnet hat, erinnert uns Etta daran, dass es immer noch Orte gibt, die nur in den Schatten des Windes weiterleben.
Bildquelle:
Brigitte Werner
(Geisterstädte im Wilden Westen)
J. Stephen Conn / Flickr
(Kannibalen im Wilden Westen)