Außerirdische Entführer

Die Außerirdischen sprechen sumerisch

Die vierte Art - Cover der blu-rayEin fürchterliches Trauma überschattet das bis dahin beschauliche Leben der hübschen Psychologin Dr. Abbey Tyler (Milla Jovovich): Ihr Mann wurde von Unbekannten ermordet! Um sich von diesem Trauma abzulenken, stürzt sie sich in ihre Arbeit. Dabei gerät sie auf die Spur mysteriöser Ereignisse in der Kleinstadt Nome (Alaska), wo zahlreiche Bewohner zu Tode verängstigt sind ohne zu wissen, weshalb. Behutsam wendet Abbey Hypnosesitzungen an, um aus dem Unterbewusstsein der Patienten die Wahrheit hinter den Angstzuständen herauszukitzeln. Dabei stellt sich heraus, dass alle Patienten panische Angst vor Eulen aufweisen.

 

Abbey versucht hinter den Grund für diese irrationale Angst zu kommen und stößt auf weitere beunruhigende Entdeckungen. Überschattet werden ihre Nachforschungen durch eine Tragödie: Einer ihrer Patienten, der freundliche und unauffällige Tommy Fisher (Corey Johnson), gerät außer Kontrolle und bedroht seine Familie mit einem Revolver. Vergebens interveniert Abbey: Tommy ruft ihr einige unverständliche Wörter zu und tötet danach seine Familie. Wie Abbey später erfährt, handelte es sich bei Tommys letzten Worten um die antike Sprache der Sumerer. Eine Sprache, die offenbar von bösartigen Außerirdischen gesprochen wird …

Die vierte Art: Wahre Begebenheit?

Wie Hauptdarstellerin Milla Jovovich ("Resident Evil") zu Beginn des Filmes erklärt, basiere der Film auf einer wahren Begebenheit. Eine kühne Behauptung, denn wenngleich es Anfang des 21. Jahrhunderts tatsächlich einige Fälle verschwundener Menschen in der Kleinstadt Nome gab, stellte das FBI bei einer genauen Untersuchung nichts Ungewöhnliches fest. Mehrere tot aufgefundene Bewohner waren demnach schlichtweg außerhalb ihrer Häuser erfroren, nachdem sie durch übermäßigen Alkoholkonsum den Heimweg nicht mehr gefunden hatten oder im Freien eingeschlafen waren. Von letalem Einwirken außerirdischer Fieslinge also keine Spur.

 

Milla Jovovich in "Die vierte Art"

 

 

 

 

 

 

"O Gott! Du hast schon wieder im Bett Marmeladebrötchen gegessen!"

 

Doch eine dermaßen simple Erklärung klingt natürlich unspektakulär, weshalb ein bisschen nachgeholfen wurde, um einer Reihe tragischer Einzelschicksale eine angebliche, paranormale Komponente überzustülpen. Dabei verkörpert Milla Jovovich die kluge und hartnäckige Dr. Abbey Tyler, die möglicherweise tatsächlich existiert. In "Die vierte Art" wird sie von gleich zwei Akteurinnen gespielt. Zum einen von Milla Jovovich im Rahmen des "fiktiven" Filmes, zum anderen von einer Schauspielerin, die eine weitaus weniger hübsche und glamouröse Dr. Tyler in den "echten" Dokumentationsschnipseln verkörpert – und mit "echt" ist natürlich "gefaket" gemeint.

 

"Die vierte Art": Milla Jovovich

 

 

 

 

 

 

"Hallo? L'Oreal? Dies ist ein Notfall: Mein Lidschatten zerfließt im Regen! Helfen Sie mir!"

 

In einer der skurrilsten Szenen der jüngeren Filmgeschichte werden beide Dr.-Tyler-Darstellerinnen, durch einen Split Screen getrennt, gezeigt. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Milla Jovovich verkörpert eine Schauspielerin, die wiederum eine angeblich reale Frau spielt!

So wahr ihr der „Amityville Horror“ helfe!

Was über dreißig Jahre zuvor mit dem "Amityville Horror" klappte, funktioniert auch nach der Jahrtausendwende ausgezeichnet. Regisseur Olatunde Osunsanmi gelang mit der 10-Millionen-Dollar-Produktion ein veritabler Kassenerfolg, obwohl "Die vierte Art" mit der Realität so viel zu tun hat, wie der immerhin erfindungsreiche "Amityville Horror". Vom Stil her ist der Science-Fiction-Streifen beispielsweise mit Eli Roths "Der letzte Exorzismus" vergleichbar.

 

Die vierte Art: Szenenbild

 

 

 

 

 

 

"Es tut mir leid, aber ich sehe nur einen Ausweg, ihre Ehe noch zu retten: Mrs. Miller, wir müssen Sie leider einschläfern!"

 

Der Pseudo-Dokumentarfilm hat somit endgültig die Leinwände und Mattscheiben erobert! Ärgerlich dreist ist dabei die Masche, eine völlig frei erfundene Gruselgeschichte für Leute, die mittlerweile jede "Akte X"-Episode nachsprechen können, als "wahre Begebenheit" zu verkaufen. In diesem Fall ist es Milla Jovovich höchstpersönlich, die sich für einen solchen Mumpitz hergibt, indem sie elegant wie auf dem Laufsteg Richtung Kamera schreitet, ihren Namen nennt und erklärt, bei den folgenden Szenen handle es sich um die Verfilmung von realen Ereignissen. Frechheit siegt leider …

Spannung? Falscher Alarm!

Vermag "Die vierte Art" wenigstens als Thriller zu unterhalten? Auch hierbei: Falscher Alarm! Olatunde Osunsanmi zeigt sich außerstande, aus dem potenziell spannenden Plotholz einen zumindest leidlich interessanten Film zu schnitzen. Die meiste Zeit über sitzen Leute auf einer billigen Couch und beginnen während der Hypnosesitzungen zu kreischen (eventuell wurde die verdrängte Erinnerung an diesen Film aufgefrischt). Oder es schweben belanglose Dialoge sinnfrei durch den cineastischen Äther.

 

Szenenbild "Die vierte Art"

 

 

 

 

 

 

Die logischste Erklärung für das Loch in der Scheibe: Die Aliens haben ihren Goldfisch entführt!

 

Extraterrestrische Rektaluntersuchungen können nicht schauderhafter sein, als diesen Film zu konsumieren. Warum sich Milla Jovovich für ein derart billig und hölzern inszeniertes Machwerk hergab, ist zweifellos die spannendste von "Die vierte Art" aufgeworfene Frage.

 

Fazit: Die sumerisch sprechenden Aliens mögen so freundlich sein, diesen Film zu entführen und in einem Schwarzen Loch am Rande der Galaxis zu entsorgen.

Originaltitel: "The Fourth Kind"

Regie: Olatunde Osunsanmi

Produktionsland und -jahr: USA 2009

Filmlänge: ca. 98 Minuten

Verleih: Ascot Elite Home Entertainment

FSK: Freigegeben ab 16 Jahren

DVD-Veröffentlichung: 15. April 2010

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