Die Geschichte des Kondoms

Bereits frühzeitig machte sich die Menschheit Gedanken über eine effektive Verhütungsmethode, sicherlich auch, um die Ansteckungsgefahr bei Krankheiten zu vermeiden. Es wird vermutet, dass bereits die Kulturen des Altertums, etwa Ägypten oder das minoische Kreta, kondomähnliche Verhütungsmittel anwendeten. Schriftliche Erwähnungen von Präservativen sind uns jedoch erst aus dem Mittelalter bekannt. Die damaligen Produkte dürften den heutigen Zeitgeist allerdings nicht mehr ganz treffen: Sie bestanden aus Stoffgewebe oder Tierdärmen.

Erst mit dem von Charles Goodyear entwickelten Vulkanisierungsverfahren kam es im 19. Jahrhundert zur Trendwende. Aus Kautschuk wurde der elastische, feste und dichte Werkstoff Gummi. Der amerikanische Erfinder stellte daraus 1855 das erste Gummi-Kondom her. Die wenig gefühlsechte Wandstärke betrug allerdings satte zwei Millimeter! Moderne Kondome sind hingegen nur noch wenige Hundertstelmillimeter stark, denn sie bestehen meist aus Latex oder Kunststoff.

Ein "Gummi" und seine Namen

Dennoch hat sich der Begriff "Gummi" als allgemeinverständliches Synonym für Kondome eingebürgert. Doch das unscheinbare Einwegprodukt kann noch mit einer ganzen Reihe weiterer Namen aufwarten: Präser, Lümmeltüte und Überzieher gehören ebenso zu den kreativen Umschreibungen wie Nahkampfsocke oder Verhüterli. Gelernte DDR-Bürger werden sich vermutlich auch noch an die Marke "Mondos" erinnern, welche im Arbeiter- und Bauernstaat gern als Allgemeinbegriff für Kondome verwendet wurde.

Französische Briefe und englische Mäntel

Aufgrund ihrer historisch wechselvollen Beziehung hegen Briten und Franzosen nicht immer heiße und innige Gefühle füreinander. Gelegentlich beziehen sich abwertende oder pikante Begriffe deshalb gern auf die jeweils andere Nation. So auch bei der Namensgebung des Kondoms: Aus dem 19. Jahrhundert stammt die englische Formulierung french letters – französische Briefe. Ob dabei vielleicht das Eintüten der Schreiben oder der Briefverkehr zwischen beiden Ländern anhand von Postsäcken Pate stand, bleibt unklar. Richtig populär wurde die Formulierung im Ersten Weltkrieg, als die Briten angesichts der Luftsäcke auf französischen Flugplätzen gewisse Vergleiche anstellten.

Zur gleichen Zeit benutzten die Franzosen im Gegenzug statt des offiziellen Wortes preservatif die seltsame Formulierung la capote anglaise – englische Mäntel (bzw. Hauben). Eine fast gleichlautende Formulierung in Englisch kennen wir allerdings bereits aus dem 18. Jahrhundert: English Overcoats.

Solcherlei wechselseitigen "Liebenswürdigkeiten" leben auch im modernen Sprachgebrauch fort: Alternativ verwendet man heute für Kondome die Bezeichnungen Londoner oder Pariser, wobei sich letztere Formulierung deutlich erfolgreicher etabliert hat.

Der Earl und die französische Stadt

Doch woher stammt eigentlich das Wort Kondom selbst? Dazu muss man sich erneut mit Franzosen und Briten befassen. Eine schöne, aber eindeutig falsche Fährte führt in das französische Städtchen Condom. Der Ort hat mit dem Verhütungsmittel zwar nichts zu tun, denn sein Name stammt noch aus römischer Zeit. Dummerweise fließt hier jedoch auch der Fluss Baise entlang, klanglich identisch mit den französischen Synonymen für "vögeln": baise bzw. baiser. Vom Spott der Welt genervt, machten die Einwohner daher 1997 aus der Not eine Tugend und schufen eigens ein Musee de preservatif.

Ein ebenso populärer Erklärungsversuch zur Herkunft des Wortes Kondom geht auf das England des 17. Jahrhunderts zurück. König Charles II. (1630 – 1685) befürchtete wohl die medizinischen und erbrechtlichen Folgen seines ausgedehnten Sexuallebens. Ein Arzt, der Earl of Condom, soll ihm daraufhin Präservative aus Hammeldärmen empfohlen haben. Doch auch diese (vermutlich wahre) Episode lässt Frankreich nicht ganz außen vor: Angeblich war Dr. Condom französischer Abstammung...

 

Donky, am 30.10.2016
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