Erschaffung und allgemeine Merkmale der Engel

Der Angelologie zufolge wurden die Engel noch vor der Erschaffung der Welt von Gott "ins Leben gerufen". Als das Universum mit unserer Erde entstand, existierten die Engel also bereits. Und zwar sind sie alle zugleich als eine Gemeinschaft erschaffen worden, die etliche Millionen, wenn nicht Milliarden, Mitglieder hat. Von ihrer Position her gesehen, stehen Engel zwischen Gott und den Menschen. Man kann sie deshalb auch als Halbgötter betrachten. Engel gelten aber auch als Heilige. Was ihre Struktur betrifft, so sind Engel reine Geistwesen, sie sind also immateriell und als solche unsterblich. Engel können sich jedoch materialisieren, also menschliche Gestalt annehmen und dann unsere Sprache sprechen. Engel besitzen auch persönlichkeitsspezifische Eigenschaften wie persönliche Existenz, Intellekt, Emotionen und Willen. Ferner verfügen Engel über Kräfte, die die der Menschen um ein Vielfaches übersteigen. So soll der Stein, den der Engel vom Grab Jesu weggerollt hat, 4 Tonnen schwer gewesen sein. Engel besitzen zudem übermenschliches Wissen, da sie ja schon seit einer Ewigkeit existieren, aber sie sind nicht allwissend und auch nicht allmächtig.

Die Hierarchie der Engel

Um den Menschen zu ermöglichen, sich ein besseres Bild vom Verhältnis der Engel zu Gott sowie von ihren Aufgaben und Funktionen zu machen, haben der "Vater" der Angelologie, Dionysios Areopagita, und später Thomas von Aquin versucht, eine Engelhierarchie zu entwerfen. Danach können verschiedene Arten von Engeln unterschieden werden, die in insgesamt neun Chöre unterteilt sind. Die Engelchöre sind zu Triaden (Dreiergruppen) zusammengefasst, die wiederum drei Hierarchien bilden.

  • Die Dreiergruppe der ersten Hierarchie wird gebildet von den Seraphim, den Cherubim und den Thronoi (Throne). Die Engel der ersten Hierarchie agieren in unmittelbarer Nähe zu Gott, stellen also sozusagen dessen Assistenten dar. Man könnte sie auch als Gottes Berater bezeichnen. Dabei sind die Seraphim der ranghöchste Engelchor. Sie sind die Engel der Liebe, des Lichts und des Feuers. Die Cherubim sind der zweithöchste Engelchor. Laut dem Alten Testament bewachen sie den Garten Eden. Ihr Name bedeutet "Fülle der Weisheit" oder "Übertragung der Erkenntnis". Die Throne sind die Engel der Lebensenergie und des kosmischen Willens.
  • Die Dreiergruppe der zweiten Hierarchie besteht aus den Kyriotetes (Herrschaften), den Dynameis (Mächten) und den Exusiai (Gewalten). Die Engel der zweiten Hierarchie dienen als Gottes Verwalter. Dabei regeln die Herrschaften die Pflichten der unter ihnen stehenden Engelklassen. Sie herrschen jedoch keineswegs tyrannisch, sondern ihre Energie ist reine Gnade. Die Mächte sind verantwortlich für die Zyklen aller Sterne und Planeten im Universum. Sie regeln die Naturgesetze und sind von daher auch verantwortlich für alle Wunder, die diese Gesetze brechen. Die Aufgabe der Gewalten besteht darin, die himmlische Sphäre vor allen negativen Einflüssen der irdischen Sphäre zu schützen.
  • Zu der Dreiergruppe der dritten Hierarchie zählen die Archai (Urkräfte), die Archangeloi (Erzengel) und die Angeloi (Schutzengel). Der dritten Hierarchie gehören die Engel an, die als Sendboten Gottes dienen und daher unmittelbar mit den Menschen Kontakt haben können. Dabei fällt den Urkräften die Aufgabe zu, die irdischen Regenten, Führer, Völker und Gemeinschaften zu leiten und die Religionen auf den Pfad der Wahrheit zu führen. Die Erzengel sind von Gott damit beauftragt, den Menschen Botschaften zu übermitteln. Namentlich genannt werden die Erzengel Michael, Gabriel und Rafael. Dem Erzengel Michael wird eine besondere Stellung zugewiesen. Er gilt als der Fürst unter den Schutzengeln. Die Schutzengel stehen insgesamt den Menschen am nächsten und haben am meisten mit menschlichen Angelegenheiten zu tun. Sie stellen jedoch nicht nur den Kontakt zwischen den Menschen und Gott her, sondern auch zwischen den Menschen und den Engeln der höheren Engelsphären.

Die Rebellion einer Gruppe von Engeln als Ursprung des Bösen

Die segensreiche Kooperation zwischen Gott und den Engeln wurde empfindlich gestört, als ein Cherub mit dem Namen "Luzifer" (Lichtbringer), der möglicherweise der schönste und intelligenteste Engel war, mit seiner Position als Geschöpf Gottes nicht mehr zufrieden war und danach strebte, Gott zu entmachten, um sich selbst an seine Stelle zu setzen. Es gibt aber auch die Version, dass Luzifer es nicht ertragen konnte, dass Gott den Menschen als sein höchstes Ge­schöpf auserwählte, und dass er deshalb von Gott verlangte, ihm gleichgestellt oder sogar übergeordnet zu sein. Durch seine Rebellion wurde Luzifer zum Satan, zum Teufel, und die Engel, die er auf seine Seite ziehen konnte – immerhin ein Drittel aller Engel - wurden zu Dämonen. Die Rebellion wurde jedoch niedergeschlagen, und die ungehorsamen Engel stürzten mitsamt ihrem Anführer Satan vom Himmel auf die Erde. Man kann deshalb sagen: So kam das Böse in die Welt, und es begann der anscheinend ewige Kampf zwischen "Gut" und "Böse".

Warum hat Gott die Rebellion nicht sofort unterbunden?

Die "gefallenen Engel" brachten also – wie es in der Zusammenfassung des von Elizabeth Clare Prophet verfassten Buches "Gefallene Engel und der Ursprung des Bösen" heißt - das Virus des Bösen auf die Erde und nehmen bis heute unerkannt teil am Ränkespiel der großen Mächte unserer Zeit. Das bedeutet, dass es infolge des Sündenfalls der Engel auch zum Sündenfall des Menschen kam. Bleibt die uralte Frage, wie denn ein guter Gott das Böse zulassen konnte, zumal wenn Er allmächtig und allwissend ist. Zunächst könnte man hier argumentieren, dass Gott sowohl die Engel als auch die Menschen mit Willensfreiheit ausgestattet und deshalb zugelassen hat, dass sie sich auch gegen ihn entscheiden konnten. Eine andere Erklärung ist jedoch vielleicht noch stichhaltiger. Demzufolge hat Gott die Entstehung des Bösen nicht verhindert, weil er erkannt hatte, dass das Gute nur dann überhaupt als solches sichtbar wird, wenn es sich von seinem Gegenteil, dem Bösen, abheben kann.

Ist die Vorstellung von Engeln überhaupt realistisch?

Infolge des Siegeszugs des mechanistischen Weltbildes erschien der Glaube an Engel und Geistwesen zunehmend als Ausdruck einer überspannten religiösen Phantasie, wenn nicht sogar als Aberglaube. Man könnte auch mutmaßen, dass bei der Vorstellung von Gott als eines allmächtigen Herrschers, der sich mit einem "Hofstaat von Engeln" umgibt, die Verhältnisse am Hofe absolutistischer Herrscher oder anderer Despoten Pate gestanden haben könnten, dass die Menschen also irdische Herrschaftsverhältnisse auf das, was die Bibel und andere Heilige Schriften über Gott und die Engel berichten, übertragen und damit diese Aussagen gründlich missverstanden hätten. Im Kontext des neuen, von der modernen Physik dominierten Weltbildes rückt die Frage nach der möglichen Existenz von Engeln in ein ganz anderes Licht, und zwar in Verbindung mit der Frage, warum und wie überhaupt ein Universum entstanden ist, das menschliches Leben hervorgebracht hat.

Und zwar wird inzwischen von etlichen Physikern die Auffassung vertreten, dass eine super-fortgeschrittene Zivilisation unser Universum geschaffen haben könnte. Die Vorstellung, dass – wie es 1215 beim 4. Konzil im Lateran formuliert worden ist - Gott in seiner allmächtigen Kraft zu Anfang der Zeit in gleicher Weise beide Ordnungen der Schöpfung aus dem Nichts geschaffen habe, nämlich die geistige und die körperliche, das heißt die Engelwelt und die irdische Welt und dann die Menschenwelt, die gewissermaßen beide umfasst, da sie aus Geist und Körper besteht, wird also im 21. Jahrhundert von immer mehr Wissenschaftlern geteilt. Das heißt: Immer mehr Wissenschaftler, die die Frage aufwerfen, warum es überhaupt unser Universum oder vielleicht sogar eine Vielzahl von Universen gibt, sehen eine plausible Antwort auf diese Frage darin, dass eine unbeschreibliche Intelligenz, deren Fähigkeiten für uns heute nicht erfassbar sind, dahinter stecken könnte, dass also bereits vor dem Urknall irgendetwas, irgendjemand oder irgendwer mit absoluter Präzision und Planung den Grundstein für unsere heutige Existenz gelegt hat.

Es könnte folglich einen übergeordneten Entwicklungsplan für unser Universum bzw. für das Multiversum geben, mit dem das Ziel verfolgt wird, einen vollkommenen Gleichklang innerhalb des jeweiligen Systems zu schaffen und mit Bewohnern, egal ob mit oder ohne Körper, zu "besiedeln". Deshalb wäre es nur logisch, dass in jedem der betroffenen Universen spezifische Architekten, Überbringer, Ausführende, Wächter, Beschützer und Helfer existieren – also Wesen, die wir als Engel bezeichnen.

Das Wirken der Engel als Quantenphänomen

Phänomene, deren Entstehung oder deren Ablauf sich der Mensch nicht erklären kann, werden, wie ich an anderer Stelle beschrieben habe, gemeinhin als "Wunder" bezeichnet. Und die "Mächte" genannten Engel sollen ja – wie oben gezeigt - für die Durchbrechung der Naturgesetze bei Wundern verantwortlich sein. Als ein Beispiel habe ich bereits das Wegrollen des schweren Steins vom Grab Jesu genannt. Engel scheinen aber auch dadurch aktiv zu werden, dass sie Menschen übermenschliche Kräfte verleihen und ihnen Vorahnungen ermöglichen, so dass diese in Gefahrensituationen "über sich hinauswachsen" und möglichweise selber gigantische Lasten bewegen oder brenzlige Situationen bewältigen können. Letzteres könnte man so deuten, dass die Engel Menschen Gedanken übertragen, also telepathisch auf sie einwirken. Das Wegschieben oder Hochheben äußerst schwerer Gegenstände durch Menschen könnte man darauf zurückführen, dass Engel Menschen durch Telekinese, also durch Übertragung geistiger Energie auf Materie, dabei unterstützen. Wohlgemerkt: Es geht hier um Hilfe in Notlagen, die Menschen mit ihren "normalen" Fähigkeiten nicht meistern können. Deshalb greifen hier die "Schutzengel" ein und möglicherweise auch die Engel der Lebensenergie, die "Throne".

Bisher galten Telepathie und Telekinese als etwas Übersinnliches bzw. Übernatürliches und damit als Phänomene, die nicht rational erklärt werden konnten und deshalb oft als Humbug bezeichnet wurden. Nun ist jedoch von der modernen Physik gezeigt worden, dass Quanten, die kleinsten Elementarteilchen, scheinbar Informationen miteinander austauschen und sich dadurch gegenseitig beeinflussen. Ferner hält man es für wahrscheinlich, dass die wechselseitige Einflussnahme zwischen Quanten nicht nur im Mikrokosmos stattfindet, sondern auch im Makrokosmos, da ja auch "große Objekte" wie Sterne, Felsen, Menschen und damit auch der menschliche Körper und das menschliche Bewusstsein letztlich aus Quanten bestehen.

Also könnten auch – wie ich an anderer Stelle bereits angedeutet habe (http://pagewizz.com/was-sind-wunder-32425/)– die Quanten, auf denen die Bewusstseinsprozesse der Menschen beruhen, miteinander kommunizieren. Und ebenso könnten geistige Prozesse auf materielle Gegenstände einwirken, da diese ja letztlich ebenfalls aus Quanten aufgebaut sind. Und da Engel als Geistwesen ebenfalls aus Quanten bestehen, würde dies alles auch für die Einflussnahmen gelten, die von Engeln ausgeübt werden. Auf jeden Fall wird mittlerweile auch von Physikern die These vertreten, dass hinter der sichtbaren Welt unsichtbare Kräfte walten. Mehr noch wird vermutet, dass hinter der Quanten-Telepathie eine mächtige unsichtbare Intelligenz steht, dass also eine jenseitige Intelligenz die Verknüpfung der Quanten steuert. Auch das Auftreten von Engeln in Menschengestalt und damit ihre Materialisierung sowie andere "Wunder", über die die Bibel berichtet, nämlich die von Jesus bewirkten Heilungen Schwerkranker, die Auferweckung Toter und schließlich seine eigene Auferstehung können mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Wirken dieser mächtigen Intelligenz zurückgeführt werden, da es sich hier ebenfalls um Prozesse auf Quantenebene handelt.

Die Erschaffung unserer Realität am Computer

Der Vorstellung, dass unser Universum mitsamt seinen Bewohnern, den sichtbaren und den unsichtbaren, das Werk eines Schöpfers ist, könnte immer noch entgegengehalten werden, dass unsere Wirklichkeit unmöglich künstlich erschaffen sein könne, weil sie dafür viel zu komplex sei. Bezüglich dieses Problems behauptet der Physiker Stephen Wolfram – sein Kollege Marcus Chown greift diese Überlegungen in seinem Buch "Das Universum und das ewige Leben" auf – dass der Aufbau der Wirklichkeit in aller ihrer Komplexität äußerst einfachen Regeln folgt, dass also die Komplexität unserer Wirklichkeit einfache Ursachen hat. Und für Wolfram gibt es dafür nur eine Erklärung: Die ganze verwirrende Vielfalt der Welt wird erzeugt durch ein einfaches Computerprogramm, das seit dem sogenannten Urknall unaufhörlich wiederholt wird. Gott ist folglich nicht nur Quantenphysiker, sondern auch Programmierer. Und zwar kann man sich hier zwei Arten der Erschaffung unserer Welt vorstellen, nämlich die Erschaffung einer virtuellen Welt, so dass wir in einer Computersimulation leben, oder die Erschaffung einer realen Welt mit Hilfe von Computerprogrammen. (S. dazu auch meinen Artikel: http://pagewizz.com/der-mensch-im-multiversum-und-die-frage-nach-gott-32139/)

 

Fazit

Von sogenannten aufgeklärten Zeitgenossen werden Berichte über das Wirken von Engeln, seien dies nun religiöse Texte oder Schilderungen persönlicher Erlebnisse mit Engeln, in der Regel in das Reich der Mythen und Märchen verwiesen. Oder es herrscht die Vorstellung vor, man dürfe das, was in religiösen Texten wie der Bibel über Engel geschrieben worden sei, nicht wörtlich nehmen, man müsse Engel als Symbole interpretieren, beispielsweise als Symbole für das Wirken bestimmter Kräfte der Natur. Es wird also behauptet, bestimmte Ereignisse würden dem Wirken von Engeln zugeschrieben, da man sich ihr Zustandekommen anders nicht erklären könne. Es wird hier mit anderen Worten nicht nur bestritten, dass es überhaupt Engel gibt, sondern auch, dass sie den Menschen persönlich begegnen können. Ausgerechnet von Seiten der Wissenschaft, die ja der Hort höchster Rationalität ist, wird nun angenommen, dass man das Zustandekommen und das Funktionieren unsere Welt vielleicht doch am besten erklären könnte, wenn man religiöse Aussagen ernst nimmt und versucht, sie mit wissenschaftlichen Aussagen zu verbinden. Das heißt: Von der Wissenschaft wird nicht mehr ausgeschlossen, dass eine superintelligente Zivilisation – deren Angehörige man mit Gott, Jesus und den Engeln gleichsetzen kann – unser Universum und vielleicht sogar das Multiversum erschaffen hat und dass es folglich auch wahrscheinlich ist, dass die Angehörigen dieser superintelligenten Zivilisation die Weiterentwicklung ihrer Schöpfung mit großem Interesse verfolgen und gelegentlich steuernd eingreifen.

Bildnachweis

Alle Bilder: pixabay.com

Autor seit 10 Jahren
161 Seiten
Laden ...
Fehler!