Wattenmeer
eine Gruppe im Watt

eine Gruppe im Watt (Bild: a.sansone)

Haben Sie auch diese Fragen im Kopf?

 

  • Was braucht man zum Wattwandern?
  • Von Dunsum auf Föhr zu Fuß übers Watt zur Insel Amrum - wie soll das gehen?
  • Wie lange dauert die Wanderung?
  • Was ist ein Priel?
  • Wattwandern alleine? Warum braucht man einen Wattführer?

 

Wissen Wattenmeer
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Weltnaturerbe: Nationalpark Wattenmeer

Das Watt ist der Meeresboden, der bei Niedrigwasser (Ebbe) frei liegt. Dieser Meeresboden besteht aus Schlick, einer sandig-tonig-kalkigen Mischung. Das Watt ist keineswegs eine öde, lebensfeindliche Landschaft, im Gegenteil. Das Watt ist eine äußerst empfindliche Wohnstätte von Tieren, wie Schlickkrebsen, Herzmuscheln, Austern, Wattwürmern und Kleinstlebewesen, die im Nationalpark Wattenmeer streng geschützt wird. 2008 wurde das deutsche und holländische Wattenmeer durch die UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen, so großartig und einmalig ist dieser Lebensraum.

Eine Wattwanderung führt vorwiegend auf Sandwatt und Mischwatt. Schlickwatt ist sehr schlammig, rutschig und mühsam zum Gehen, man kann knietief einsinken. Der in Wellen geriffelte Wattboden ist wohltuend für unsere Füße, und die frische salzige Meeresluft macht die Lungen frei und lässt uns tief durchatmen.

Das Wattenmeer

Zu Fuß quer über das Meer (Bild: a.sansone)

Was ist Wattwandern?

Vereinfacht gesagt: man geht über den freigelegten Meeresboden. Man wandert entweder küstennah oder quer über den bei Ebbe blank liegenden Meeresboden. Bei Wanderungen von Insel zu Insel durchquert man die unterschiedlichen Wattbereiche: Sand-, Misch- und Schlickwatt, ebenso Priele, das sind auch bei Ebbe wasserführende Rinnen. Je nach Tiefe der Priele kann man auch einen nassen Hosenboden bekommen, darum ist für das Wattwandern eine Badehose oder ein schnell trocknendes Material am günstigsten.

Barfuß oder beschuht?

Puristen des Wattwanderns schwören auf Barfuß-Gehen durch das Watt. "Nichts durchblutet unsere Schuh-geplagten Füße besser", meinen sie. Dem entgegen spricht die Möglichkeit, sich besonders an den Muschelbänken oder an im Priel liegenden Austern zu verletzen. Wer ein sehr urtümliches Gefühl haben möchte, aber ohne wunde Füße, greift zu Neopren-Surfschuhen, die eng anliegen und mit denen man dennoch ein Barfußgefühl hat.

Es ist ein besonderes Erlebnis, eine Meerenge zu Fuß zu überqueren. Immer wieder wird einem bei dem Weg durchs Watt bewusst, dass nur wenige Stunden später hier Wasser fließt und man ohne Boot verloren wäre. Faszinierend ist es, die lokalen Unterschiede des Meeresbodens zu spüren und zu sehen. Von tiefem dunklem Schlick über feinsten Sand, grobkörnigen muscheligen Boden bis zu kleinen oder größeren Wasserläufen, den Prielen, erkundet man alles. In moderatem Tempo, so dass jeder mitkommt, aber dennoch fordernd, denn man ist doch zwei bis drei Stunden unterwegs.

Barfuß oder beschuht?

Wattwandern (Bild: https://pagewizz.com/wander...)

Was braucht man noch zum Wattwandern?

Sonnenschutz und Kopfbedeckung bei Schönwetter, eine Windjacke und warme Oberbekleidung an bedeckten Tagen. Ein Handtuch, eine Flasche Wasser oder heißen Tee gegen Schietwetter und eine Kleinigkeit zum Essen. Das alles wird in einen Rucksack verstaut. Eine Plastiktüte, um die nassen Sachen auf dem Festland zu verpacken.

Durchs Watt geht man nicht alleine, sondern immer mit einem Wattführer.

So harmlos das weite offene Watt bei Niedrigwasser und Ebbe auch aussehen mag, der Weg geht nicht geradlinig übers Wattenmeer, sondern nutzt Sandbänke, vermeidet Untiefen und Priele. Auch plötzlich einfallender Seenebel darf nicht unterschätzt werden. Wer nicht die Gezeitentabelle wirklich verinnerlicht hat, findet sich unerwartet von dem zurückfließenden Wasser eingekreist.

Tipp: Die Tickets für eine Wattführung, das beinhaltet den Bus nach Dunsum, die Wattführung und die Fähre retour nach Wyk, bekommt man am Hafen von Wyk, aber auch in den einzelnen Ferienorten auf Föhr bei den Kurverwaltungen. Dort erfährt man auch die genaue Startzeit, da sich die Gezeitentabelle täglich ändert.

Von Föhr zu Fuß nach Amrum - Moses lässt grüßen!

"Wasser teile dich, denn ich möchte das Meer durchqueren!", so ähnlich könnte der Wunsch eines Wattwanderers am Abend zuvor lauten. Am nächsten Morgen geht es bei Niedrigwasser und Ebbe ernsthaft los.

Man startet in Wyk. Ein Bus führt die Gruppe Wanderwilliger nach Dunsum. Der letzte Halt vor dem Weg übers Watt nach Amrum ist das Café "Der Wattläufer". Hier ist der offizielle Start. Von der Deichkrone von Dunsum aus hat man einen einmaligen Blick über das nordfriesische Wattenmeer zu den Nachbarinsel Amrum und Sylt. Dann geht es über den Deich hinunter. Die trockenen Klamotten und Schuhe werden in die Rucksäcke eingepackt. Bei Schönwetter prickelt das Nervenkostüm. Bei drohendem Schietwetter prickelt auch der Wind.

Zumindest in der Theorie sollte es so ablaufen.

Was aber ist, wenn der Himmel dunkel bis zappenduster ist? Was, wenn die Schleusen im Obergeschoß geöffnet werden?

Dunkle Wolken - oh oh

Hafen Wyk - der Himmel verspricht nichts Gutes (Bild: a.sansone)

So geht Wattwandern

rosige Aussichten um 5.00 Uhr früh (Bild: a.sansone)

Der Wattführer kennt sein Meer - bei zu hohem Wasserstand (dank vieler Regentage vorher) und einem kräftigen Guss von oben, heißt das Kommando:"Alle zurück!" Die Tickets können im Hafenbüro in Wyk für einen anderen Tag umgetauscht werden. Es heißt schlicht, auf besseres Wetter zu warten. Der Ersatztag verspricht freundlicheres Wetter. Alles nochmal von Anfang an. Anfahrt nach Dunsum, den Deich hoch und dann ab ins Wattenmeer.

Was drei Jahre zuvor bei Schönwetter eine angenehme erfrischende Tour war, bereitet in diesem Jahr Zähneklappern. Aber wie heißt es so schön? Augen zu und durch.

Über eine Treppe gelangt man zum Wattboden. Das erste Stück ist teils steinig, teils voller Schlick, von scharfkantigen Austern bewachsen. War die Tage zuvor Schlechtwetter, ist auch bei Ebbe der Wasserstand noch fast kniehoch. Und kalt. Die Zähne zusammenbeißen, denn bald ist angenehmerer Meeresboden erreicht.

seichtes Wasser, (Bild: a.sansone)

Sobald man den Sandwattrücken betritt, geht es angenehm weiter. Die eingegrabenen Wellen am Sandboden sind ebenso faszinierend, wie die von den Wattwürmern zu Hunderten hinterlassenen Sandwürstchen. In einer großen S-Schleife, immer die Priele beachtend, geht man Richtung Sylt und Amrum.

Die Schleife ist deshalb nötig, weil zu tiefe Priele den scheinbar mühelosen Weg schnurgeradeaus unmöglich machen. Wer dies nicht weiß, steht allzubald vor einer Sackgasse mitten im Watt.

Deshalb - nie ohne Wattführer unterwegs sein.

 

 

Nach etwa 1,5 Stunden erreicht man die Reste eines untergegangenen Schiffes (1825). Noch eine gute dreiviertel Stunde, dann nähert sich Amrum. Sylt, das vergleichsweise nah scheint, ist dem Wattwanderer verwehrt, weil ein tiefer reißender Priel sich kurz vor der Sylter Küste auftut.

Blicke ans andere Ufer

von Föhr nach Amrum - dorthin geht's lang (Bild: https://pagewizz.com/wander...)

Man erreicht nun das so genannte "Mittelloch", das ist ein Priel (Wattstrom), der je nach Witterung eine mal schwächer, mal stärkere Strömung und Tiefe hat.

Nun wird fast jede Badehose nass. Der Rucksack, der nun zum Bauchsack wird, mit den Händen hochgehoben, bleibt aber meist trocken.

Der Wattführer beobachtet seine Schäfchen, dass ihm nur keiner untergeht. Kinder werden einfach huckepack genommen, damit keines unfreiwillig Wasser schlucken muss. Die Strömung im Priel ist nicht zu verachten. Verankert an der hilfreichen Hand eines kräftigeren Wattwanderers pflüge ich mich tapfer durch. Die einzige Frage, die sich mir stellt: "Bin ich geschrumpft, oder war vor drei Jahren der Wasserstand nicht so hoch?" Eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt.

 

Der letzte Priel - Amrum erreicht

Priel vor Amrum (Bild: https://pagewizz.com/wander...)

Nach dem Mittelloch sind es nur mehr knappe 15 Minuten, noch ein kleiner sanfter Priel wird gequert, und man erreicht den Kniepsand und die Dünen von Amrum. Die Wanderung dauert im Mittel etwa 2,5 Stunden, reine Wegstrecke sind acht Kilometer.

Amrum erreicht. Toll. Das erste Durchschnaufen ist erlaubt. Eine Rast, ein langer genussvoller Blick zurück auf das soeben durchquerte Wattenmeer, sind die Belohnung. Wer Glück hat, der bekommt auf dem Halt in den Salzwiesen Besuch von einem der vielen Wattvögel.

 

Amrum - Salzwiesen, Dünen, Kniepsand

Salzwiesen mit Halligflieder (Bild: a.sansone)

Von hier aus muss man noch etwa eine halbe Stunde entweder westlich am Bohlenweg oder frei durch Dünen und Kniepsand nach Norddorf marschieren, um von dort mit dem Bus zur Anlegestelle nach Witdün zu gelangen. Die letzte Fähre nach Wyk möchte noch erreicht werden.

Am besten lässt man bei Friesentorte, Pharisäer oder toter Tante den Tag beschwingt ausklingen. Respektvoll sieht man von der Fähre aus dem nun wieder Hochwasser führenden Meer zu. Versteht vielleicht nun besser, wie wertvoll die jährlich neu gesetzten Pricken (junge Birken) den Schiffen den fahrbaren Weg durch Sandbänke und Untiefen zeigen.

Wertvolle Erkenntnis:

Kein Weg führt geradlinig durchs Leben, nicht einmal der durchs Wattenmeer.

Weder bei Ebbe und schon gar nicht bei Flut.

Ich persönlich gehe immer voller Respekt auf die Wattwanderung. Vielleicht ist meine Angst vor tiefem Wasser daran schuld. Möglicherweise habe ich aber auch in meiner Jugend zuviel den "Schimmelreiter" von Theodor Storm gelesen.

Die Nordsee und das Wattenmeer sind auf jeden Fall für mich etwas absolut Faszinierendes, aber eben auch Respekt einflößend.

Beglückend, vor allem nach einer Querung des Wattenmeers, ist es für mich auf jeden Fall.

vorbei an den Halligen (Bild: a.sansone)

Weitere Informationen zur Nordsee und Literaturtipps

Adele_Sansone, am 15.08.2014
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Bildquelle:
a.sansone (Föhr und die Nordsee - 5 gute Tipps für einen Urlaub)
a.sansone (Die besondere Pflanzenwelt an der Nordseeküste)
kaffeegeniesserei.de (Eine für alle: Warum sich Urlaub auf Norderney lohnt)

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