Eisbärin Giovanna (Hellabrunn/München) als Eisbärbaby mit ihrer Mutter

(Bild: Zoo Fasano)

Ein Eisbär kommt auf die Welt

Als kleine 450 g Portion, kaum behaart, taub, noch blind wird das Eisbärbaby zwischen Ende November und Ende Jänner in der Geburtshöhle geboren. Oft sind es Zwillingsgeburten. Während der nächsten Wochen ernähren sie sich ausschließlich von der extrem nahrhaften Muttermilch. 

Das Heranwachsen in der Winterhöhle

  • Nach etwa 24 Tagen beginnen die Jungen zu hören,
  • eine Woche darauf zu sehen.
  • Noch einige Wochen dauert es, bis sie herumkriechen können.

Sind die Jungen schon mobil, erweitert die Eisbärin ihre Höhle. Manchmal gräbt sie eine weitere Kammer dazu. So können die Jungen ihre koordinativen Fertigkeiten bereits in der Höhle besser trainieren und gehen ihr nicht dauernd auf den Geist. Eisbärmütter brauchen einen langen Geduldsfaden. Die Kleinen lernen nicht nur ihre Gliedmaßen zu bewegen, sondern beginnen auch wie kleine Kätzchen miteinander zu spielen.

 

Warum der erste Ausgang wichtig und gefährlich ist

Erst Ende März, Anfang April taucht die Eisbärmutter, je nach Wetterlage und dem Zustand ihrer Kleinen, aus dem Winterlager auf. Die Eisbärin ist dann deutlich abgemagert, das Fell wirkt dünner, man sieht ihr die kräftezehrende Zeit der Mutterschaft an. Die Jungen sind dann bereits 10 bis 15 kg schwer. Diese Zeit, bis zu 14 Tage, sind für die Entwicklung der Jungen wichtig.

Auch für die Anpassung an das Klima und das derzeit herrschende Wetter, das neue Medium Schnee. Sie werden von der Mutter auch nachdrücklich ins Freie befördert. Die Kleinen nehmen Eis- und Schneeklumpen ins Mäulchen, werfen damit, verfolgen die Klumpen, raufen damit. Sie richten sich auf, tauschen kleine Prankenhiebe aus, täuschen Scheinangriffe vor - kurz - sie üben "Eisbär sein".

Eisbärkind

Eisbärkind (Bild: Chriest / Flickr)

Sobald sie körperlich geschickt genug sind, kann sich die Eisbärin mit ihnen auf die Wanderschaft begeben um frische Nahrung zu besorgen. Die Jungen müssen lernen ihre Befehle "kommen" oder "bleiben" zu verstehen und zu befolgen. Da gibt es schon so manches Mal eisbärisch was hinter die Ohren. Aber im Grunde sind Eisbärinnen enorm langmütige Mütter.

Während der Wanderung zum Packeis finden Still-, Spiel- und Ruhepausen statt. Sind Eisschollen oder Pressrücken für die Jungen zu hoch, hilft die Mutter oft genug mit ihrer Eisbärennase nach und schiebt sie hoch oder zieht sie am Nackenfell über die Hindernisse.

Die Kinderjahre der jungen Eisbären

Ab 4 Monaten beginnen sie bereits von der ersten Beute zu fressen, welche die Mutter nach erlegt und zu den Kindern bringt. Die Kombination von Muttermilch und Robbenspeck sorgt für schnelles Wachstum. Nach 8 Monaten wiegt ein Eisbär schon fast 50 kg. Die kleinen Eisbären beginnen schon bald mit eigenen Jagdversuchen. Junge Eisbären sind ungeduldig und ungeschickt, außerdem noch nicht kräftig genug.

Eisbärmütter sind clever

Da die Jungen gelegentlich die Mutter bei ihren Jagdversuchen stören, haben besonders schlaue Eisbärenmütter eine eigene Taktik entwickelt. Sie wandert, bis die Jungen so müde sind, dass sie in einer Schneekuhle einschlafen. Erst dann begibt sich die Eisbärin auf ungestörte Jagd.

Knut II (Bild: BxExAxTxE / Flickr)

Lernen von Mama Eisbär

Das Meiden von zu dünnem Eis, das Meiden von spitzen Eisnadeln in den Schmelzflüssen, all das lernen die Kleinen von der Mutter. Um erwachsenen männlichen Eisbären auszuweichen, begeben sich die Eisbärinnen mit ihrem Nachwuchs im Sommer mehr über Land, wogegen sich die Männchen vorwiegend an der Küste aufhalten. Männliche Eisbären, besonders wenn sie ausgehungert sind, könnten dem Nachwuchs gefährlich werden. Allerdings ist sogenannter "Eisbärenkannibalismus" oder auch "Gen-Egoismus" selten.... siehe Artikel: der männliche Eisbär.

Wie lange besteht eine Eisbärenfamilie?

Während der Zeit des Aufwachsens lernen die Jungen das Jagdverhalten der Mutter und werden schließlich nach etwa 2 ½ Jahren von ihr verlassen oder verstoßen. Sehr oft bleiben die Jungen dann einige Zeit zusammen, was ihre Überlebenschancen vergrößert. In dieser Anschlusszeit ernähren sie sich hauptsächlich von den Beuteresten von erwachsenen Eisbären, da ihr Jagderfolg noch gering ist. Unter den harten Bedingungen der Arktis überleben die ersten fünf Lebensjahre nur knapp die Hälfte der Jungtiere; in den letzten Jahren ist dieser Prozentsatz noch weiter gesunken.

Untersuchungen an freilebenden Eisbären in der Hudson Bay ergeben, dass von 200 Jungtieren, die im Frühjahr den Bau verlassen hatten, 56 % bis im Herbst starben (wie viele bereits im Bau gestorben waren, ist nicht bekannt). Vom ersten bis zum zweiten Herbst starben von den Überlebenden nochmals 65 % (DEROCHER & STIRLING, 1996), das heißt die Sterblichkeit betrug hier schon in den beiden ersten Lebensjahren über 85 %.

Bald heißt es von der Kindheit Abschied nehmen
Keeping a close eye for danger

Keeping a close eye for danger (Bild: ucumari photography / Flickr)

Wünschen wir ihnen, den Jungtieren, bessere Zeiten - mit richtig schönen kalten Wintern und so viel Eis, dass es noch ganz lange bis in die Sommermonate hält.

Quellen: neben internationalen Artikeln aus dem Internet vor allem Sachbücher, wie

  • Barry Lopez: Arktische Träume, btb, Juni 2000
  • International Knowledge: Säugetiere;Contmedia Verlag 2008 Burg
  • e.encyclopedia animal, Dorling Kindersley 2005 London
  • Der Eisbär, Uspenski; Die Neue Brehm Bücherei, 2004 Rostock
  • Polarwelt, Wade; Oetinger, 2009 Hamburg
  • Mein Bildlexikon Tiere, Weldon Owen; Xenos Verlag, 2013 Hamburg

 

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Adele_Sansone, am 13.11.2015
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Bildquelle:
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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