Der Eisbär - eine bedrohte Art auf dünnem Eis

Der Eisbär Ursus maritimus, auch Polarbär genannt, gehört zur Ordnung der Fleischfresser (Carnivora) und in die Familie der Bären/Echte Bären/Großbären Ursidae.

Kurisoum bei der Namensgebung

Die Bären, welche die Arktis im Namen tragen, nämlich Ursus arctos horribilis=der Grizzly und Ursus arctos arctos=der Braunbär, sind seine nahen Verwandten.

Der Eisbär trägt stattdessen das schwimmende Element im Namen - maritimus=Meer. Übersetzt lautet sein wissenschaflicher Name Ursus maritimus= "Meeresbär". Erstmals 1774 durch den englischen Politiker und Entdecker Constantine John Phipps wissenschaftlich und als Meeressäuger beschrieben.

  • Lebensraum ist die Arktis und das umliegende Polarmeer
  • Nahrung: Robben, Belugawale, Fische, Seevögel, Rentiere, aber auch pflanzliche Nahrung wie Flechten und Moose und Beeren
  • Lebenserwartung liegt bei 25 bis 30 Jahren
  • Männchen werden etwa 3,40m lang und bis 545 kg schwer
  • Weibchen erreichen 2,10m und zarte 365 kg.
  • Typisch für den Eisbären ist der stämmige Rumpf mit langgestrecktem Hals und dem schmalen Schädel. Gerade bei Jungtieren ist die Ähnlichkeit mit Hunden (Caniden) und damit die gemeinsame Überfamilie der Hundeartigen (Canoidea) nicht zu verleugnen.
  • Speckschicht und Fell schützen vor Kälte.
  • Die Haut der Eisbären ist schwarz, weil die Wärme besser speichert. Die wasserabweisenden Deckhaare verbergen das weiche dichte Unterfell. Die hohlen, durchsichtigen Haare leiten die Wärme auf die tiefschwarze Haut. Auch die Zunge ist beim Eisbär pigmentiert, was sie blau scheinen lässt.
  • Die Krallen und lange Haare zwischen Tatzen und Zehen sorgen für Reibung auf dem Eis.
  • Genau wie ein Hund muss der Eisbär zum Kühlen seine Zunge oft heraushängen lassen. So gut sein Pelz nämlich wärmt, isoliert er auch in umgekehrter Richtung und lässt keine Körperwärme nach außen.

So lebt der Eisbär im Jahreslauf

  • Ende Februar bis April verlassen Eisbärmütter mit ihren Jungen die selbst gegrabenen Höhlen. Männliche Eisbären stromern als Einzelgänger über das Packeis.
  • Ab März, April suchen Eisbärmännchen kinderlose Weibchen, die beglückt werden wollen.
  • Bis Ende Mai ist Paarungszeit. Eisbärinnen mit Jungtieren meiden in dieser Zeit die Routen der herumwandernden Männchen.
  • Mai bis Juni - in dieser Zeit werden herangewachsene Jungtiere (2-3jährige) von ihren Müttern auf die Reise ins Erwachsenenleben geschickt.
  • Zwischen April bis Juli ist Fressenszeit, junge Ringelrobben sind leichte Beute.
  • Von August bis November kommt die für Eisbären schwerste Zeit des Jahres. Das Meereis schmilzt, Futter wird knapp. Eine Art Winterruhe tritt bei den Eisbären ein. Nun sammeln sie sich in relativ friedlicher Nähe an einigen Orten (etwa Churchill) und warten auf kältere und bessere Zeiten. In dieser Zeit verhungern leider viele der unerfahrenen Jungtiere.
  • Zwischen November und Jänner ist Eisbärbabyzeit. Die Eisbärin lässt sich einschneien, gräbt sich eine Höhle und bringt ihre Kinder zur Welt.
  • Von Dezember bis Februar wandern die männlichen Eisbären und kinderlose Bärinnen wieder über das ewige Eis.

Was macht also ein Eisbär im Winter?

Die männlichen Tiere halten im Winter keine Winterruhe. Im Gegensatz zu den tragenden Weibchen streift das männliche Tier als Einzelgänger umher. Auch erwachsene junge Eisbären sind im Winter unterwegs. Nur die trächtigen Weibchen begeben sich in die Geburtshöhlen oder ziehen sich mit kleineren Jungen zumindest zeitweise zurück.

 

Im Herbst geht der Eisbär auf Sparmodus

In der eisfreien Periode im Spätsommer, wo das Territorium den Bären unter den Füßen weg schmilzt, durch die Erderwärmung noch mehr als bisher und daher Nahrungsengpässe entstehen, können die Tiere in einen der Winterruhe ähnlichen Zustand übergehen. Dabei können Eisbären relativ kurzfristig ihren Stoffwechsel herunterfahren und in einer Art Ruhezustand auf die nächste Beute warten. Eisbären sind Fastenkönige - bis zu sieben Monate, allerdings nur bei vorherigem guten Zustand, können Eisbären mit minimaler Nahrung auskommen.

In dieser Zeitperiode finden sich auch größere Gruppen der sonst solitär lebenden Tiere zum gemeinsamen Fasten und Warten zusammen. (Alaska-Churchill-Hudson Bay, Waspusk-Nationalpark, russische arktische Inseln). Es geht erstaunlich friedlich zu. Nähe wird geduldet. Gestrandete Walkadaver ernähren dann Dutzende von Eisbären.

 

Eisbärbaby

Eisbärbaby (Bild: mespig / Flickr)

Wenn Eisbären jagen

... dann verschmelzen sie im polaren Licht mit dem sie umgebenden Weiß. Damit das vollkommen ist, verstecken sie gerne ihre schwarze Nase unter ihren Tatzen; ob wahr oder nur Fiktion, lässt sich nicht ganz sicher sagen.

IMG_2493 (Bild: Sascha Vogt / Flickr)

Beutetiere der Eisbären haben es schwer. Der Eisbär hat nicht nur kräftige Tatzen und enorm viel Kraft, sondern auch eine äußerst gute Nase.

  • So wittern sie Robben in ihren Schneeverstecken aus 2 km Entfernung auf. Die schützende Schnee- oder Eisdecke wird mit einem kräftigen Sprung zerstört.
  • Auch an Atemlöchern wird gelauert und das auftauchende Tier im Sprung getötet.
  • Größere Strecken bewältigen sie locker schwimmend.

Wer nun scheel auf den "bösen" Eisbären blickt, Im Schnitt tötet ein Eisbär etwa jeden elften Tag eine Robbe und zehrt in den Zwischentagen von der fetten Mahlzeit.

Übrigens - häufig findet man quasi als Begleiter eines Eisbären Polarfüchse. Diese profitieren von den Jagdresten und werden nur vertrieben, wenn sie zu lästig sind.

Zoo Wuppertal (Bild: Eichental / Flickr)

Haben Eisbären keine kalten Füße?

Die riesigen Tatzen der Eisbären verteilen optimal das Körpergewicht, damit die Eisbären im Schnee nicht einsinken. Eine Fellschicht auf den Sohlen schützt zusätzlich die Tatzen. Die schwarzen Hautpolster speichern hervorragend Wärme, die Fußballen sind wärmeisoliert. Eine weitere Besonderheit sind die Spannhäute, eine Art Schwimmhäute, zwischen den einzelnen Zehen. Deshalb sind Eisbären auch so hervorragende Schwimmer.

Nicht nur Hunde schütteln sich trocken, Eisbären ebenso.

Das Fell ist mit öligen Zusätzen versehen, die dicke Fettschicht hält auch im eisigen Wasser noch warm. Trotzdem, kaum aus dem Wasser schüttelt sich ein Eisbär auf Teufel komm raus - Trockenschleudern auf Eisbärart! Das soll verhindern, dass sich Eisklumpen in seinem Fell bilden und dadurch die Isolationsfähigkeit vermindert wird. Auch sich im Schnee Schubbern hilft die Wasserperlen aus dem Pelz zu bekommen.

Schutz in den "Eisbärstaaten"

1966 gab es nur noch rund 10.000 Polarbären. Die fünf "Eisbärstaaten" Kanada, USA, Norwegen, Dänemark und (damalige) UdSSR unterzeichneten deshalb 1967 ein Artenschutzabkommen.

Nachdem sich die Population wieder gut erholt hatte, schlägt nun allerdings der Klimawandel kräftig zu. Geht die Packeisausdehnung auf dem Meer zurück, schwindet auch sein Jagdgebiet. Die Tiere schaffen es nicht mehr, sich die notwendigen Fettreserven anzufressen, um die eisfreie Zeit zu überstehen. Dazu kommen weitere Gefährdungen: Umweltgifte in den Beutetieren lagern sich in hoher Konzentration im Eisbärorganismus an.

Seit 2007 wird der Eisbär bereits als gefährdete Art geführt. Der internationale Handel ist geregelt, und die Art ist streng geschützt (CITES Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens).

Heute werden viele Tiere und ihr Verhalten per Satellitenortung überwacht. zB. das WWF-Canon Eisbär Tracking-Programm, das 2007 ins Leben gerufen wurde.

Wie ich auf den Eisbären gekommen bin ...

Durch einen kleinen mutterlos aufwachsenden Eisbären im Zoo Berlin, ich spreche von Knut, habe ich vor Jahren meine Scheu vor dem Besuch von Zoos und Zootieren überwunden. Habe mit Tausenden verfolgt, wie einem hilflosen Jungtier durch bedingungslosen Einsatz das Überleben ermöglicht wurde.

Mein Interesse an Knut weitete sich auf das Interesse an Eisbären an sich aus. Mein erworbenes Wissen teile ich gerne mit denen, die heute glückliche Eisbärkinder mit Eisbärmutter, Eisbär-Teenager oder stolze Altbären in Zoos besuchen gehen. Sich an ihnen und ihrem spielerischen Lernen für das Leben erfreuen, denn nicht jeder kann wirklich in Polarregionen reisen, um die weißen Riesen in ihrer natürlichen Umwelt zu erleben.

Liebe zum Tier - das ist was Schönes, denn die Liebe zur Natur ist in unserem Wesen verankert. Manchmal muss man sie einfach wieder aufwecken.

Quellen

  • Barry Lopez: Arktische Träume, btb, Juni 2000
  • Tobias Knauf, Vergleichende Studien zur Reproduktionsbiologie bei Großbären, 2006, Dissertation FU Berlin
  • Der Eisbär, Uspenski; Die Neue Brehm Bücherei, 2004 Rostock

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Und die Frage: "Sind das alles Bären, oder nicht?" wird hier beantwortet.

 

Adele_Sansone, am 13.11.2015
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Bildquelle:
a.sansone (Welche Tiere halten Winterschlaf?)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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